Konsequenz aus der Coronakrise : Fraport will 250 Millionen Euro beim Personal sparen
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Parkende Flugzeuge bringen kein Geld: Der Stillstand am Flughafen belastet den Betreiber Fraport. Bild: EPA
Fraport leitet als Konsequenz aus der Corona-Krise gewaltige Sparmaßnahmen ein. Der Flughafenbetreiber erläutert erstmals, wie der Abbau von 4000 Stellen vonstatten gehen soll. Nur beim Shoppen wecken die verbliebenen Passagiere Hoffnungen.
Der Flughafenbetreiber Fraport AG reagiert auf die dramatischen Einbrüche durch die Corona-Pandemie in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit einem verschärften Kurs der Kostensenkung. Im Mittelpunkt steht dabei der möglichst rasche Abbau von 4000 Arbeitsplätzen, wie Fraport-Vorstandschef Stefan Schulte am heutigen Mittwoch bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen sagte.
Dabei sollen 2200 Stellen bei der Konzernmutter wegfallen, 1800 bei Töchtern, vor allem bei der Bodenverkehrsdienst-Tochter Fraground. Die bei der Konzernmutter Beschäftigten werden in aller Regel in Anlehnung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst entlohnt. Die Entgelte bei den Töchtern liegen zum Teil deutlich niedriger.
Begründet wird der massive Stellenabbau mit den dramatisch schlechten Zahlen: In den ersten neun Monaten des Jahres ist der Konzern-Umsatz um mehr als die Hälfte eingebrochen von nicht ganz 2,9 Milliarden auf rund 1,3 Milliarden Euro. Trotz sofort eingeleiteter Kostensenkungen inklusive Stilllegung von Terminalflächen und Pisten, beläuft sich der Nettoverlust des Konzerns in den ersten drei Quartalen auf gut 537 Millionen Euro. 2019 endeten die ersten neun Monate noch mit einem Plus von knapp 380 Millionen Euro. In diesem Minus sind die Aufwendungen für den Personalabbau in Höhe von alles in allem 280 Millionen Euro bereits eingerechnet.
Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
Ende 2021 will Schulte die jährlichen Personalkosten durch den Stellenabbau bereits um 250 Millionen Euro reduziert haben. Im Interview mit der F.A.Z. hatte er vor wenigen Tagen davon berichtet, dass entsprechende Angebote gut angenommen würden.
Ganz ausschließen wollte Schulte betriebsbedingte Kündigungen allerdings auch am heutigen Mittwoch noch nicht. Das sei erst dann möglich, wenn in einem entsprechenden Notfalltarifvertrag eine rechnerisch noch bestehende Lücke von mehreren hundert zu den anvisierten 4000 Vollzeitstellen geschlossen werde. Das könnte beispielsweise durch Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich erreicht werden, wie Schulte weiter ausführte. Genauer wollte er am Mittwoch nicht werden, weil derzeit noch mit der Arbeitnehmervertretung verhandelt werde.
Steigender Retail-Erlös pro Passagier
Allein in Frankfurt will Fraport den Personal- und Sachaufwand um bis zu 400 Millionen Euro im Jahr senken. Das ist den Angaben zufolge etwa ein Viertel dessen, was dafür im Geschäftsjahr 2019 aufgewendet wurde. Durch die weltweiten Reisebeschränkungen ist auch das Gros der Auslandsflughäfen der Fraport schwer belastet. Allerdings sieht Schulte etwa in China und in Russland bereits wieder positive Entwicklungen. Er geht davon aus, dass sich das Auslandsgeschäft vor allem was die nationalen Flüge betrifft, schneller erholt, als das in Frankfurt, weil hier das internationale Geschäft größeres Gewicht habe. Diese Geschäft werde aber durch viele unterschiedliche nationale Corona-Regelungen erschwert.
In einer Hinsicht hat die Pandemie einen überraschenden Effekt: Der Netto-Retail-Erlös je Passagier, der wesentlich auf dem Einzelhandel und den Restaurants im Flughafen basiert, ist erstmals seit vielen Jahren über die Vier-Euro-Grenze gesprungen. Das hat in den besten Jahren, nicht funktioniert, auch 2019 blieb es bei 3,19 Euro. Nun sind es 4,40 Euro, die jeder Passagier während seiner Aufenthalts im Schnitt am Flughafen umsetzt.
Finanzvorstand Matthias Zieschang führt das auch auf den entschleunigten Restflugbetrieb und entspanntere Passagiere zurück. In diesem Jahr werden das im Ergebnis in Frankfurt freilich gerade einmal 18 bis 19 Millionen Umsatz gewesen sein, rund 70 Prozent weniger als im Vorjahr. Frühestens im Sommer nächsten Jahres rechnet die Fraport-Spitze mit Besserung.