Wild gelagerter Müll : Nicht jeder Müllberg ist eine Sache der FES
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Abgekippt: Müll in Frankfurt Bild: Stefanie Silber
Bürger in Frankfurt klagen über wild gelagerten Abfall. Der FES-Geschäftsführert Benjamin Scheffler weiß um das Problem, sieht in Frankfurt aber „keine neapolitanischen Verhältnisse.“
Im Dezember fällt am wenigsten Sperrmüll im ganzen Jahr an. In der Vorweihnachtszeit und zwischen den Jahren seien die Frankfurter offenbar mit anderen Dingen beschäftigt als zu Hause auszumisten, sagt Michael Werner, Mitarbeiter der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES). Jedenfalls sinkt zum Jahresende die Zahl der Sperrmüllaufträge, die bei der FES eingehen, von rund 8500 im Juni dieses Jahres, dem Spitzenmonat, auf nicht einmal 6000 im Dezember. Dabei treiben das Thema Sperrmüll und insbesondere die sogenannten wilden Müllkippen in den Stadtteilen, aber auch in der Landschaft, die Frankfurter stark um, und zwar zu jeder Jahreszeit.
„Liebe Stadt Frankfurt, im Knöllchenschreiben seid ihr die unangefochtenen Weltmeister. Aber wenn es um den Sperrmüll geht, der keine 20 Meter neben dem falsch geparkten Auto steht, seht ihr ihn nicht“, hat ein empörter Bürger vor geraumer Zeit dem Oberbürgermeister mitgeteilt und diese Zeitung gleich mit informiert. Dabei „gammelt der Müll an dieser Stelle schon Monate vor sich hin“. Ein Leser aus Höchst sorgt sich um seinen Stadtteil. Es müsse endlich etwas gegen das Sperrmüllproblem in Frankfurt getan werden, fordert er. Manche Stadtteile „versinken förmlich in Müll“.
Wild abgelagerter Müll ist das Problem der Grundstückseigentümer
Bei der FES weiß man um die Schwierigkeit. „Ich will das Problem nicht wegdiskutieren“, sagt FES-Geschäftsführer Benjamin Scheffler, natürlich gebe es „wilde Ablagerungen“. Rund 70 Standorte kennt die FES in der Stadt, an denen immer wieder auf diese Weise Müll deponiert wird. Dort versuche man, wenn man davon erfahre, dass sich wieder Müll anhäufe, ihn „relativ zügig abzufahren“, sagt Scheffler. Anders als die protestierenden Bürger sieht er nicht immer die FES in der Verantwortung.
Vor einigen Jahren habe es wegen des Sperrmülls viele Schwierigkeiten in den sogenannten Großwohnanlagen gegeben. Da seien neben den Müllcontainern regelmäßig Berge von Hausrat, aber auch Autoteile und Farbeimer abgestellt worden. Offenbar seien die Mieter davon ausgegangen, dass die FES die Dinge mit dem normalen Hausmüll mitnehmen würde. Die FES habe reagiert, sagt Scheffler. Gemeinsam mit der Stabsstelle „Sauberes Frankfurt“ habe man sich mit den Wohnungsbaugesellschaften zusammengesetzt, um die Situation zu ändern. Wild abgelagerter Müll auf Grundstücken sei nicht das Problem der FES, so Scheffler. Dafür sei der Eigentümer, in diesen Fällen die Wohnungsbaugesellschaften, zuständig.
Sperrmüll wird in Frankfurt unentgeltlich eingesammelt
Mittlerweile arbeiten viele Gesellschaften mit sogenannten Sperrmüllkäfigen. Sie werden in der Regel neben den Müllcontainern installiert und dienen dazu, die sperrigen Abfälle bis zum Abfuhrtag zu sammeln. Regelmäßig einmal im Monat holt die FES die Dinge dann ab. Seitdem sei die Zahl der Klagen von dieser Seite erheblich zurückgegangen, heißt es. Derzeit gebe es zwar gerade Probleme bei einer Anlage in Fechenheim, doch dort seien die „Käfige“ abgebaut worden mit dem Ergebnis, dass auf den Grünflächen zwischen den Wohnblocks wieder weit verstreut der Sperrmüll herumliege, aber auch Autoreifen und Farbeimer. Wo das ausrangierte Bett, der alte Kühlschrank stehen muss, um von der FES mitgenommen zu werden, darüber streitet man sich derzeit auch in Zeilsheim. Dort sind die Bürgersteige äußerst schmal. Ein CDU-Ortsbeiratsmitglied hatte ordnungsgemäß bei der FES angerufen und sich einen Abholtermin geben lassen. Doch am abgesprochenen Tag wurde der Sperrmüll nicht abgeholt.
Der habe auf dem Grundstück gestanden und nicht auf dem Bürgersteig, argumentierten die angesprochenen FES-Mitarbeiter. Doch Werner gesteht ein, dass der CDU-Politiker recht hat. Laut Abfallsatzung der Stadt Frankfurt ist der Müll „auf ebener Erde auf dem Grundstück an einem für das Sammelfahrzeug leicht erreichbaren Standplatz – beispielsweise Vorgarten, Hauseingang, Toreinfahrt, Garagenvorplatz – bereitzustellen“, heißt es dort. Fall das nicht möglich ist, solle der Abfall auf dem Gehweg stehen. In den meisten Stadtteilen ist es allerdings längst zur Gewohnheit geworden, den Bürgersteig zum Abstellen zu nutzen. Die Befürchtungen einiger Frankfurter, dass es mit dem Sperrmüll, der in Frankfurt unentgeltlich eingesammelt wird, nicht gut funktioniere, teilt FES-Chef Scheffler ebenso wenig wie die Einschätzung, dass die Stadt allmählich vermülle. „Wir haben in Frankfurt keine neapolitanischen Verhältnisse.“
Sperrmüll-Termin
Wer Sperrmüll hat, lässt sich von der FES unter der Rufnummer 08 00 / 2 00 80 07 10 einen Abholtermin innerhalb der nächsten zehn Tage geben. Die Vergabe ist auch online über das FES-Portal möglich. Der Sperrmüll sollte frühestens am Nachmittag vor dem Abholtermin, von 15.30 Uhr an, spätestens aber am Abholtag selbst bis 6 Uhr auf dem Gehweg oder auf dem Grundstück in Straßennähe aufgestellt werden. Abgeholt werden Möbel, Teppiche, Laminat und Matratzen sowie große Elektrogeräte. Die FES holt bis zu zehn Kubikmeter Sperrmüll je Termin unentgeltlich ab. (mch.)