Wie die 68er einst das Paulskirchenfest kaperten
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Agitation zum Gedenktag: Kommunisten nutzten das Paulskirchen-Podium, um das Erbe von 1848 umzudeuten. Den Parlamentarismus zu feiern, heiße das Geschäft der Reaktionäre zu betreiben. Bild: Lutz Kleinhans
Ein „Altar des Kapitalismus“ und ein völlig missratener Festabend in der Frankfurter Paulskirche. Immerhin wurden keine Bücher verbrannt. Wie sich radikale Kräfte vor 50 Jahren das Erbe von 1848 aneigneten.
Empörung macht sich Luft. Von Feierlichkeit keine Spur. Donnerstag, der 17. Mai 1973. Einen Tag später, am 18. Mai, sollte des großen Ereignisses vor 125 Jahren, 1848, gedacht werden, als sich die erste deutsche Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche konstituierte, um Deutschland verfassungsrechtlich zu Freiheit, Demokratie und Einheit zu führen. In der Sitzung des Stadtparlaments im Römer kracht es.
Die Opposition zieht vom Leder. Statt des Jahrestages angemessen zu gedenken, würden, wettert die CDU, bewusst die Akzente vom Liberalismus hin zum Radikalismus verschoben. Die Ereignisse von 1848 sieht deren Stadtverordneter Ulrich Keitel „schief dargestellt“. Ziel ihrer Vorwürfe ist die vom städtischen Amt für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung herausgegebene Zeitung „Die Revolution in Frankfurt a. M.“: Auf der Titelseite werde der Barrikadenkampf von 1848 mit den jüngsten Einsätzen der Polizei bei Auseinandersetzungen mit militanten Demonstranten verglichen. Kritik auch am Katalog der Ausstellung über die „Kunst der bürgerlichen Revolution von 1830 bis 1848/49“, in dem unter anderem zu lesen stand: „Als in den Westzonen nach der Niederlage der antimonopolistischen Massenbewegung der Parlamentarische Rat 1948 daran ging, eine Verfassung auszuarbeiten, deren Inkrafttreten die Spaltung Deutschlands bedeutete . . .“.
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