Standesamt und Corona-Krise : Hochzeit in zwei Minuten
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Keine Zeit für Prunk: Wegen der Corona-Pandemie hat die Stadt Frankfurt die Zeremonie im Standesamt auf ein Minimum reduziert. Bild: dpa
Das Standesamt in Frankfurt muss auch während der Corona-Pandemie seine Arbeit tun. Um den Service aufrechtzuerhalten, ist manche Dienstleistung den Umständen angepasst worden.
Wer in diesen Tagen in Frankfurt die Ehe schließen will, braucht Mut zu Schlichtheit und Kürze. Wegen der Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus hat das Standesamt die Zeremonie auf ein Minimum reduziert, wie die Leiterin der Behörde, Andrea Hart, erläutert. Der Trausaal im Römer ist geschlossen, ebenso der Bolongaropalast in Höchst, in dem sonst Paare ebenfalls heiraten können. Stattdessen bietet das Amt einen speziell eingerichteten Ersatzraum an, in dem Standesbeamte und Brautpaare durch eine Glasscheibe voneinander getrennt sind. Angehörige und Gäste sind nicht mehr erlaubt, die Trauansprache ist gestrichen. „Es geht nur noch um das Jawort“, sagt Hart. Nach zwei, drei Minuten ist alles vorbei. „Aber so können wir es Paaren immerhin weiter ermöglichen, die Ehe zu schließen.“
Etwa 3000 standesamtliche Ehen verzeichnet die Stadt Frankfurt im Jahr. Normalerweise. 2020 wird das anders sein. Denn das Standesamt nimmt bis auf weiteres keine neuen Termine mehr an. Nur wer ohnehin seinen Trautermin fest vereinbart hat, darf zumindest an einer solch schmucklosen Zeremonie noch teilnehmen. Doch das wollen immer weniger Paare: In der vergangenen Woche haben drei von elf die Trauung abgesagt, wie Hart berichtet. Und sie rechnet mit weiteren Absagen, denn die Kollegen rufen nun alle Paare mit festen Terminen in der nächsten Zeit an, um ihnen das geänderte Prozedere zu erklären. Wer so schmucklos nicht heiraten will, wird die Trauung wohl verschieben. Zumal vor dem Römer auch keine Festgruppe mehr beisammen stehen dürfte. Und alle Restaurants für ein Festessen sind auch geschlossen.
„Ohne unsere Freigabe findet keine Beerdigung statt“
Die Trauungen sind das eine, die städtische Freigabe von Bestattungen ist das andere. 8000 Sterbefälle im Jahr zählt die Stadt, etwa 22 Tote am Tag. Bis jetzt dürfen die privaten Bestatter die Unterlagen eines Verstorbenen noch persönlich an einem ausgelagerten Tisch im Standesamt abgeben. Doch Hart will das ändern, um Mitarbeiter und Kunden besser zu schützen. Außerdem treten ihre knapp 100 Kollegen fortan in Teams zum Schichtbetrieb in der Behörde an: Ein einziger Corona-Infizierter in der Mannschaft würde das wichtige Amt zum Schließen zwingen. „Wir müssen aber auch während einer Pandemie die Freigabe der Bestattungen sicherstellen“, sagt die Amtsleiterin. „Ohne unsere Freigabe findet keine Beerdigung statt.“
Den Publikumsverkehr hat das Standesamt eingestellt. Beim Pförtner an der Bethmannstraße steht ein großer Rollcontainer, in den Bürger besonders dringliche Unterlagen werfen können, etwa Dokumente, die zur Anmeldung eines Neugeborenen noch nicht vom jeweiligen Krankenhaus an das Standesamt weitergeleitet wurden. Auch persönliche Eheanmeldungen sind bis auf weiteres untersagt. Die Umstände sind nicht einfach, auch nicht für Hart und ihre Truppe. Gut, dass die Mitarbeiter mitziehen, wie sie sagt. „Ich bin begeistert, wie engagiert und konstruktiv alle sind.“
Service gibt es nur noch in dringenden Fällen
Auch in allen übrigen Ämtern der Stadt mit Publikumsverkehr werden die Bürger nur noch in dringenden Fällen bedient – und auch erst, nachdem sie telefonisch einen Termin vereinbart haben. Anders sind Mitarbeiter und Kunden nicht ausreichend vor Covid-19 zu schützen. Komplett geschlossen ist mittlerweile die Bürgerberatung in der Altstadt.
Oft ist ein Behördenbesuch auch gar nicht nötig. „Verschiedene Dienstleistungen der Stadtverwaltung werden bereits online angeboten“, sagt Jan Schneider, Dezernent für Bürgerservice und IT. Diese Angebote zu nutzen ist nach Ansicht des CDU-Politikers gerade jetzt wichtig, weil aus Gründen des Infektionsschutzes jeder persönliche Kontakt möglichst vermieden werden soll.
Als Beispiel für digitalen Service der Stadt nennt Schneider den Bewohnerparkausweis. Um ihn zu bekommen oder zu verlängern, ist es nicht nötig, das Servicecenter des Ordnungsamts zu besuchen. Der Ausweis lässt sich am heimischen Computer beantragen und ausdrucken. Online bei der Kommune erhältlich sind außerdem unter anderem Anträge auf Sondernutzung für Sommergärten und Warenauslagen beim Amt für Straßenbau und Erschließung, Melderegisterauskünfte beim Bürgeramt und Waffenverbringerlaubnis beim Ordnungsamt.
Weitere Dienstleistungen sind in Planung, wie Schneider sagt. „Die technischen Plattformen stehen zur Verfügung und machen es den Ämtern der Stadtverwaltung möglich, ihre Dienstleistungen auch online anzubieten.“ Allerdings gebe es nach wie vor rechtliche Hürden. So ist es dem IT-Dezernenten zufolge vorgeschrieben, dass Bürger persönlich auf dem Amt erscheinen, um einen Reisepass zu beantragen oder eine Wohnung anzumelden. Bei den Anmeldungen ist die Stadt allerdings in Corona-Zeiten kulant. Wer als Neu-Frankfurter wegen der geschlossenen Bürgerämter nicht innerhalb von 14 Tagen nach dem Umzug seinen neuen Wohnsitz anmelden kann, muss kein Verwarngeld zahlen.