Neuer Radweg in Frankfurt : „Das ist ein geniales rotes Band“
- -Aktualisiert am
Verkehrswende: Radfahrer bekommen mehr Raum. Das befürchtete Verkehrschaos blieb zunächst aus. Bild: Maximilian von Lachner
Auf der Friedberger Landstraße in Frankfurt haben Radfahrer fortan mehr Platz als früher. Wie läuft es nun besonders zu Stoßzeiten auf dieser wichtigen Verkehrsader?
Am ersten Werktag nach den Ferien ist das befürchtete Verkehrschaos auf der Friedberger Landstraße ausgeblieben. Ein Chaos war von einigen prophezeit worden, weil auf der Straße, eine der Haupteinfahrtsstraßen im östlichen Stadtgebiet von Frankfurt, eine neue Radfahrspur angelegt wurde. Im morgendlichen Berufsverkehr rollte der Autoverkehr auf der Straße aber wie immer. In den Ferien, in denen weniger Verkehr auf der Straße herrschte, war die Änderung umgesetzt worden.
Rund 700 Meter lang sind die Radspuren, die im Abschnitt zwischen Friedberger Platz und Friedberger Tor am Anlangenring stadtein- und stadtauswärts mit signalrotem Bodenbelag versehen wurden. Ob der Einschnitt in den Verkehrsraum auf der stark befahrenen Straße zu verantworten sei, war lange konträr diskutiert worden. Im dichtbesiedelten Nordend, dessen Bewohner unter dem lärmenden Verkehrsweg seit Jahrzehnten leiden, haben den Schritt viele herbeigesehnt.
Eine wichtige Neuerung
Der Umbau der Friedberger Landstraße zugunsten des Radverkehrs war 2019 im Rahmen des Radentscheids zugesagt worden. Verkehrsdezernent Klaus Oesterling (SPD) spricht von einem wichtigen Ausbau der Nord-Süd-Achse. So war für Radfahrer zuvor schon der Abschnitt der Konrad-Adenauer- und Kurt-Schumacher-Straße mit roten Radwegen versehen worden, die nun auch die anschließende Friedberger Landstraße zieren.
Für Radler ist es in der Tat eine wichtige Neuerung: Auf der roten Spur können sie nun bequem und mit sicherem Abstand zum benachbarten Autoverkehr in die Stadt fahren. Mit durchgängig 2,30 Meter Breite bieten die Spuren schnelleren Radfahrern auch Platz zum Überholen. Stadteinwärts, in Höhe des Friedberger Platzes, beginnt die den Rädern vorbehaltene Spur: Autofahrer sehen sich dort nun vor einem Flaschenhals. Sie müssen sich von zwei Fahrstreifen, auf denen sie vom Stadtrand durchgängig bis zum Friedberger Platz fahren können, auf die verbleibende Spur im Reißverschlussverfahren einfädeln.
Eigentlich Normalzustand
Am Montagmorgen funktionierte dies problemlos. Zwar stauten sich Autos immer wieder auf dem oberen Abschnitt bis zum Matthias-Beltz-Platz zurück – doch das ist eigentlich Normalzustand, weil der Verkehr dort ohnehin regelmäßig warten muss, bis er die mittig haltende Straßenbahn passieren kann. Kein Hupen, kein Schimpfen und keine erkennbar entnervten Autofahrer: So bot sich auch die Situation auf dem unteren umgebauten Abschnitt, auf dem zuvor gerne mal kräftig Gas gegeben wurde.
Nun rollte der motorisierte Verkehr auf der einzig verbliebenen Spur zumeist ohne Stocken, zwar langsamer, aber beständig. Auch wird augenscheinlich der neue markierte, aber nicht baulich vom Autoverkehr getrennte Schutzraum respektiert: Abbiegende Autos queren das rote Band sichtlich aufmerksamer und zögernder. Allenfalls vor roten Ampeln ist zu beobachten, dass der eine und andere Motorradfahrer den breiten Radweg nutzt, um an wartenden Autos vorbeizurollen.
Die Radfahrer, die am Montag unterwegs waren, schienen jedenfalls zufrieden. „Das ist ein geniales rotes Band“, bestätigte eine Radlerin, die an der Kreuzung zum Anlagenring auf grünes Ampellicht wartete. Bislang fehlten in dem Abschnitt eigene Wege für Radfahrer, sie mussten im Autoverkehr mitrollen. Nun fühlen sie sich besser geschützt.
Viele Radfahrer würden sich eine solche Schutzzone auch für den Abschnitt zwischen Wieland- und Koselstraße wünschen. Doch wenn dort Radfahrer eine Autospur erhielten, müsste sich der motorisierte Verkehr die verbleibende Spur mit der Straßenbahn teilen. Das könnte dann tatsächlich den Verkehrsfluss zum Erliegen bringen. Ohnehin wird sich zeigen müssen, ob der Verkehr auf dem umgebauten Abschnitt weiterhin problemlos funktioniert, wenn das derzeit wegen der Corona-Pandemie verringerte Verkehrsaufkommen wieder weiter ansteigen sollte. Im Verkehrsdezernat versichert man, die Situation im Blick zu behalten.