„Langer Franz“ in Frankfurt : Verein sammelt für Rekonstruktion des Rathausturms
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1,50 Meter hoch: Christoph Mäckler (links) und Peter Feldmann begutachten das Turmmodell. Bild: Lakuntza, Nerea
Mit einem edlen Modell aus Birnbaumholz wirbt der Brückenbauverein für eine Rekonstruktion der Turmhaube des „Langen Franz“, des Frankfurter Rathausturms. Bald startet der Verein eine Crowdfunding-Kampagne.
Die Turmuhr auf dem edlen Holzmodell vom „Langen Franz“ zeigt zwar fünf vor zwölf, aber so richtig eilig ist es der Stadt mit dem Wiederaufbau des Rathausturms bisher nicht gewesen. Zwischen 1901 und 1908 war der Römer nach den Plänen der Architekten Ludwig Neher und Franz von Hoven um einen Nord- und Südbau erweitert worden. Zwei Türme bildeten den krönenden Abschluss: der „Kleine Cohn“ und der „Lange Franz“, dem der Volksmund seinen Namen als Anspielung auf den damaligen Frankfurter Oberbürgermeister Franz Adickes gab. Dem soll das neue Wahrzeichen der Stadt so gut gefallen haben, dass er sein Amtszimmer in den Erker des Turms verlegte. Der hochgewachsene Adickes war selbst eine stattliche Erscheinung – und so passte der Spitzname doppelt.
Doch im Zweiten Weltkrieg brannte der reich verzierte Dachstuhl nach Bombentreffern aus. Beim Wiederaufbau entschied man sich, ein weiteres Vollgeschoss zu kappen. Seit 1952 prangt auf dem stolzen Rathausturm nur ein Notdach. Mit 45 Metern ist der „Lange Franz“ heute 25 Meter niedriger als einst. Es gab schon viele Anläufe, diese Wunde zu heilen, derzeit setzt sich besonders der Brückenbauverein um den Architekten Christoph Mäckler dafür ein, dem Turm seinen alten Hut, also die prächtige Turmhaube, zurückzugeben. Nun hat der Verein ein Modell aus Birnbaum im Maßstab 1:50 gestiftet, das im Foyer des Römers steht und um Spenden für den Wiederaufbau werben soll. Der Brückenbauverein, der sich um die Gestaltung der Alten Brücke verdient gemacht hat, leitet sein Engagement auch von dort ab: Der Rathausturm war mit seinen vier Ecktürmchen dem Sachsenhäuser Brückenturm nachgebildet worden, der 1765 abgerissen worden war.
Eine Million Euro als Ziel
„Warum sitzen unsere Politiker immer noch in einer Ruine?“, fragt der Architekt Christoph Mäckler provokant, der dem Verein vorsitzt. Eine Million Euro will der Brückenbauverein für den Wiederaufbau sammeln und die Stadt animieren, den fehlenden Betrag für die Rekonstruktion aufzubringen. Konrad von Bethmann gehört dem Vorstand an und will jede Spende in einer Höhe von bis zu 120 Euro verdoppeln – bis zu einem Gesamtbetrag von 120.000 Euro. Der Verein setzt vor allem auf kleinere Spenden, um zu beweisen, dass das Projekt auf vielen Schultern ruht. „Die Unterstützung geht quer durch die Gesellschaft, vom Bretzlbub bis zum Eintracht-Vorsitzenden“, sagt Mäckler. In zwei Wochen soll auf der Internetplattform Startnext eine Crowdfunding-Kampagne für das Projekt beginnen.
Mäckler ist zuversichtlich, dass auch das neue Römer-Bündnis das Projekt unterstützt, und hat schon mit allen beteiligten Parteien außer Volt darüber gesprochen. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) muss er nicht mehr überzeugen. Feldmann dankte Mäckler und dem „Frankfurter Bürgertum“ für sein Engagement. Der Rathausturm sei eng verbunden mit der Geschichte Frankfurts und diente einst als Wegweiser zum historischen Zentrum der Stadt, sagte er. „Es stünde der Stadt gut zu Gesicht, wenn wir gemeinsam mit dem Brückenbauverein und dem Engagement der Bürger die Turmspitze wiederaufbauen könnten.“