Zu Shakespeare mit Regencape
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Programm für die ganz Jungen und für Erwachsene: Die Burgfestspiele Bad Vilbel zeigen unter anderem „Ewig jung“. Bild: Eugen Sommer
Unter Corona- Auflagen hat sich das Theater draußen für viele nicht gelohnt, aber jetzt ist sie wieder da: die Freilichtsaison. Was in den nächsten Monaten so alles ansteht.
Wer sich vor einem Theaterbesuch auch mal extra ein Regencape einpackt und gern zum Stück ein Glas Wein unter freiem Himmel trinkt, kann sich freuen: Die Freilichtsaison der Theater hat begonnen. Nach pandemiebedingten Absagen in den vergangenen Jahren ist der Open-Air-Kalender der Region wieder gefüllt mit Veranstaltungen unter freiem Himmel.
Einige Frankfurter Theaterhäuser zieht es während ihrer Sommerpause ins Grüne, etwa zum Freilichtfestival im Grüneburgpark, einer mittlerweile bewährten und in der Pandemie zusammengeschweißten Kooperation der Dramatischen Bühne mit den Landungsbrücken und dem Theaterhaus Frankfurt. Noch bis 21. August wird jeden Tag im nördlichen Teil des Parks gespielt, darunter Klassiker wie „Faust“, „Maria Stuart“ oder „Das Parfum“ in den originellen wie eigenwilligen – und meist komödiantischen – Bearbeitungen durch die Dramatische Bühne. Die Inszenierung von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ etwa wird zu einem Theaterspaziergang durch den Park und in Shakespeares „Romeo und Julia“ darf das Publikum über den Fortgang der Handlung entscheiden.
Dazu kommen Gastspiele der Landungsbrücken, die Stücke aus ihrem Saisonrepertoire mitbringen, wie das Zwei-Personen-Stück „Das weiße Dorf“ oder ein Livehörspiel zu „Kafkas Verwandlung“. Komplettiert wird das Programm durch Vorstellungen des Theaterhauses für junges Publikum. „Wilde Schwäne“ nach Hans Christian Andersen und in Anlehnung an die Brüder Grimm „Sieben Geißlein (und der böse Wolf)“ vom Figurentheater Eigentlich stehen auf dem Spielplan. Ins Festival integriert ist dieses Mal auch das Poesiefestival „Literatur reloaded“, das literarische Werke mit klassischer Musik verbindet.
Gefördert wird das Freilichtfestival nicht nur von der Stadt Frankfurt, sondern auch durch das diesjährige zweite Kulturpaket des Landes Hessen. Es unterstützt wieder Open-Air-Festivals mit insgesamt 4,3 Millionen Euro. Mit der Neuauflage des Programms „Ins Freie!“ – im vergangenen Jahr noch als Hilfe für corona-kompatible Veranstaltungen geplant – sollen diesmal nach den Erfahrungen des Vorjahres nachhaltige Strukturen und Kooperationen gefördert werden, um die Kulturangebote auch über diesen Sommer hinaus zu etablieren. Insgesamt 51 Festivals profitieren von der Förderung, darunter auch das Ensemble von Shakespeare Frankfurt, das noch bis zum 10. Juli mit der romantischen Komödie „As you like it“ im Botanischen Garten gastiert.
Das Besondere an den Vorstellungen von Shakespeare in the garden ist, dass die Zuschauer mit den Darstellern zu den unterschiedlichen Spielorten im Park schlendern. Da die Shows bei fast jeder Wetterlage stattfinden, ist ein Regenschutz bisweilen nötig – und Sitzgelegenheiten gibt es während der Vorstellungen kaum.
Gut platziert ist man beim Theaterfestival Barock am Main der Fliegenden Volksbühne, das wegen der Pandemie pausiert hatte. Vom 21. Juli bis 14. August spielt das Ensemble um Michael Quast zwar weiter nicht am angestammten Platz im Bolongaropalast, aber wieder im Hof der Höchster Porzellan-Manufaktur. Die Komödie „Worschtmichels Traum oder Der König von Frankfort“ nach Motiven des dänischen Dichters Ludvig Holberg wird wie gewohnt in hessischer Mundart aufgeführt, verfasst von Rainer Dachselt. Nicht fehlen darf bei den Theatervorstellungen in Höchst traditionell ein großes gastronomisches Angebot. Eine Regenjacke brauchen nur die Zuschauer in der ersten Reihe – der Rest ist überdacht.