Demonstration für den Frieden : Tausende Menschen fordern in Frankfurt „Stoppt den Krieg!“
- -Aktualisiert am
Im Einsatz für den Frieden: Die Demonstranten vor der Alten Oper zeigen Solidarität mit der Ukraine, stellen aber auch Forderungen an die Politik. Bild: Ilkay Karakurt
11.000 Menschen fordern bei einer Demonstration in Frankfurt ein Ende der Gewalt und zeigen sich solidarisch mit der Ukraine. Ob auch Waffen geliefert werden sollten, darüber gibt es Uneinigkeit.
Eine solch große Demonstration hat es in Frankfurt seit Jahren nicht mehr gegeben. Und das für ein friedliches Anliegen: „Stoppt den Krieg“, fordern zwei Redner von der Bühne, und viele der 11.000 Teilnehmer auf dem Opernplatz stimmen mit ein. Viele Familien mit Kindern sind zu sehen, die selbst gebastelte ukrainische Flaggen schwenken. Andere halten Schilder und Fahnen mit dem Regenbogen, der Friedenstaube oder dem „Peace“-Zeichen in die Höhe.
„Aus dem Herzen unserer Stadt wollen wir ein klares Zeichen setzen“, sagt Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) bei der Kundgebung auf dem Opernplatz und zeigt sich stolz über den großen Andrang. „Wir sind auf eurer Seite“, wendet er sich an die ukrainische Bevölkerung, aber auch an jene mutigen Menschen, die in Russland gegen Putins Herrschaft auf die Straße gehen. Dies gebe Hoffnung und Kraft, weiterhin die eigene Stimme zu erheben gegen die offensichtlichen Kriegsverbrechen in der Ukraine.
Zahlreiche Teilnehmer appellieren mit ihren Plakaten direkt an den russischen Präsidenten. „Putin, wir sehen uns in Den Haag.“ Dort hat der Internationale Gerichtshof seinen Sitz. Die Souveränität der Ukraine müsse wieder hergestellt werden, darin ist man sich im Protestzug einig. Ob es für dieses Ziel auch Waffenlieferungen braucht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Der Redner Dirk Friedrichs von der globalisierungskritischen Organisation Attac beispielsweise spricht sich deutlich gegen Waffen aus dem Westen aus – und erntet dafür Pfiffe und Buhrufe aus dem Publikum.
Organisatoren fordern Unabhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen
Als Vertreter der christlichen Religion sei er besonders bestürzt über die Rolle der russisch-orthodoxen Kirche, sagt der evangelische Stadtdekan Achim Knecht, der auf der Kundgebung auch im Namen der katholischen Kirche spricht. Die russischen Geistlichen versuchten, den Krieg als „Kampf gegen das Böse“ zu rechtfertigen, meint er: „Aber Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.“ Er sei überzeugt, dass die Gebete der Gläubigen ebenso etwas bewirken werden wie das demonstrative Aufstehen: „Die Welt wird eine andere, wenn wir laut und deutlich Nein zur militärischen Gewalt sagen.“ Solidarität mit den Opfern dieses Krieges sei ein Gebot der Nächstenliebe, so Knecht: „Wir fordern Zuflucht für die Menschen in der Ukraine, auch wenn uns das einiges kosten und den Sozialetat belasten wird. Mitmenschlichkeit gibt es nicht zum Nulltarif.“ Bei den Demonstranten trifft er damit auf offene Ohren. Nicht zu helfen heiße, Mitschuld zu tragen, meinen einige Teilnehmer.
Die Organisatoren fordern von der Bühne aus, sich von russischen Öl- und Gaslieferungen unabhängig zu machen. „Keine Geschäfte mit Kriegsverbrechern machen, das muss ein Prinzip werden“, appelliert Philipp Jacks, der Frankfurter Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes. Auf einem der zahlreichen Transparente im Publikum ist zu lesen: „Putin bei mir ist die Heizung aus, dein Gas kommt nicht in mein Haus“.
Doch es gibt auch mahnende Worte. „Es darf nicht sein, dass die Solidarität und Hilfe wieder abebbt, wenn der Krieg zur Routine wird“, warnt die Journalistin und Autorin Hadija Haruna-Oelker vom Rednerpult aus. Alle sollen willkommen sein, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe.
Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank kritisiert, dass die Solidarität der deutschen Politik dann zu Ende sei, wenn der Spritpreis steigt: „Erst der unwahrscheinliche Widerstand eines kleinen Staates hat uns aus unserem Komazustand gerissen und zum Handeln gezwungen.“ Mendel appelliert deshalb direkt an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), sich von Russland unabhängig zu machen und härtere Sanktionen einzuführen – derzeit wird vor allem über ein Öl- und Erdgasembargo gestritten: „Entweder Sie stehen zu ihrer moralischen Pflicht oder lassen es ganz. Symbolische Gesten nutzen niemandem“, sagt Meron Mendel. So aber finanziere Deutschland den russischen Krieg in der Ukraine mit.