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Römische Orte in Frankfurt : Warme Füße für die Legionäre

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Kennt den Frankfurter Untergrund: Rolf Skrypzak, seit 2006 Grabungstechniker im Denkmalamt, zeigt freigelegte Mauerreste. Sie gehören zu einer Therme des römischen Nida. Bild: Helmut Fricke

Im zweiten Jahrhundert nach Christus errichteten die Römer im heutigen Frankfurt die veritable Stadt Nida. Im Gelände ist davon kaum noch etwas zu sehen, im Museum umso mehr.

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          Seinen 13. Geburtstag wird Rolf Skrypzak niemals vergessen: Damals war er zum ersten Mal auf einer Ausgrabung, in Begleitung eines ehrenamtlichen Archäologen, eines Arbeitskollegen seines Vaters. Er durfte sogar mithelfen – bei der Freilegung eines Friedhofs im Seligenstädter Stadtteil Klein-Welzheim im Kreis Offenbach. Kein weiter Weg für einen Jugendlichen, der aus dieser Gemeinde stammt. Aber historisch betrachtet eine gewaltige Distanz; die Gräber waren 1500 Jahre alt. Das Leben gewährte dem Geburtstagskind damals sogar einen Fund. Die Glasperlen, die er an diesem Tag im Erdreich entdeckte, sieht Skrypzak noch heute vor sich: „quietschbunt, gelb-grün und blau“.

          Und noch etwas bekam er an seinem 13. Geburtstag geschenkt: seine innere Berufung. „Das Spannende ist, dass man nie weiß, was im nächsten Moment aus dem Boden kommt“, bringt der heute Fünfzigjährige seine Leidenschaft für die Archäologie auf den Punkt. Dem ersten Einsatz als Ausgräber folgten weitere. Seinen Zivildienst leistete Skrypzak dann im Landesamt für Denkmalpflege in Wiesbaden; anschließend absolvierte er eine Ausbildung zum Grabungstechniker. Den Frankfurter Untergrund kennt er wie kaum jemand, denn seit 2006 ist er für das Frankfurter Denkmalamt tätig. Schon lange gräbt er im Stadtteil Heddernheim; seit gut einem Jahr auf dem Grundstück mit der Adresse In der Römerstadt 120–134. Hier wie in der gesamten Umgebung gelte: „Auf fast jedem Quadratmeter ungestörten Bodens kommen römische Funde zutage.“ Auch im Winter? „Wir arbeiten bei Wind und Wetter“, sagt der Mann der Praxis, der seinen langen Kinnbart gern mit einem Gummiband zusammenrafft. „Der Boden ist nur wenige Zentimeter gefroren, und Kälte aushalten kann man trainieren.“

          6000 Menschen auf etwa 50 Hektar

          Die Straße, die heute In der Römerstadt heißt, war tatsächlich einmal eine antike Magistrale. Als „Platea praetoria“ durchzog sie die Stadt Nida, die auf dem Gebiet der heutigen Stadtteile Heddernheim und Praunheim aus einem um 70 nach Christus gegründeten Militärposten der römischen Eroberer hervorgegangen war. Im zweiten und dritten Jahrhundert dann war Nida der Hauptort des römischen Verwaltungsbezirks Civitas Taunensium. Um die 6000 Menschen lebten hier auf etwa 50 Hektar im Schatten einer fast drei Kilometer langen, mehrere Meter hohen Stadtmauer.

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          Auf Spurensuche : Fünf Römische Orte in Frankfurt

          „Die Geschichte Frankfurts beginnt lange vor Karl dem Großen“, wird denn auch der Direktor des Archäologischen Museums, Wolfgang David, nicht müde zu betonen. Die herausragenden römischen Funde in seinem Museum illustrieren das eindrucksvoll: Jupitergigantensäulen vom Gelände In der Römerstadt, Fresken, Münzen, Gewandnadeln, Werkzeuge, Tongeschirr, Gläser, Reliefs, Statuen. Zu den berühmtesten Exponaten aus Nida gehören die Beigaben aus dem Grab eines Malers – 29 Tongefäße mit Farbresten, Geschirr und eine Öllampe.

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