Poetry Slam in Frankfurt : Schlacht der Dichter
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Nichts ist beim Poetry Slam in Stein gemeißelt. Auch wenn er in der Skulpturensammlung im Frankfurter Liebieghaus stattfindet. Bild: Liebieghaus Skulpturensammlung
Beim Poetry Slam messen sich im Frankfurter Liebieghaus vier Künstler. Doch die Wortgefechte sind eher gemütlich als hitzig. Man muss sich überraschen lassen. Denn nichts ist in Stein gemeißelt, meinen die Veranstalter.
Würde man den Begriff „Poetry Slam“ wörtlich übersetzen, landete man bei „Dichterschlacht“. Bei einem Kampf der Poeten also, die sich auf der Bühne epische Balladen um die Ohren hauen, bis sich das Publikum für einen Sieger entscheidet. Das trifft es eigentlich ganz gut – wenngleich der Schlacht-Begriff ein wenig zu dramatisch für das Ganze ist. Schließlich sind die Slams, so heiß es auch hergehen mag, meist doch von gegenseitigem Respekt und Bewunderung für die Leistung der anderen geprägt. Es hat sich in den vergangenen Jahren, auch in der Rhein-Main-Region, eine bemerkenswerte und talentierte Szene entwickelt, die es verdient, dass ihr zugehört wird. Die Männer und Frauen sind politisch, sarkastisch, melancholisch, komisch, sie machen Lyrik, Poesie, erzählen vom Alltag und von der Straße, denken laut und haben keine Angst davor. Ein Abend mit ihnen enttäuscht nie.

Freie Autorin in der Rhein-Main-Zeitung.
Am Abend sind ein paar von ihnen – und ein Gast aus Nordrhein-Westfalen – in einem ganz besonderen Ambiente zu erleben. Im Liebieghaus in Frankfurt nämlich treten vier Künstlerinnen und Künstler gegeneinander an. Moderiert wird das Ganze vom Offenbacher Slammer und Conférencier Finn Holitzka, der schon im Deutschen Schauspielhaus Hamburg und im Staatstheater Karlsruhe aufgetreten ist. Er führt durch die Veranstaltung, die zwar im Café des Liebieghauses beginnt, die Zuhörer aber auch durch die Skulpturensammlung leitet, wo sich die Künstler mit ihren Stücken auch auf einige der Werke beziehen werden.
Mehr verraten die Organisatoren vorab nicht, aber der Abend trägt ja nicht umsonst den Titel „(Nicht) in Stein gemeißelt: Slam trifft Skulptur“. Atmosphärisch wird das auf jeden Fall. Weil die Zuhörer den Künstlern so noch näher kommen als sonst. Weil das Wandeln zwischen den Skulpturen Wort und Kunst anders verbindet, als man es sonst von Poetry Slams gewohnt ist. Weil so ein Herbstabend im Liebieghaus einfach der Seele guttut.
Gemütliches Get-together
Antreten wird dabei Clemse Lebemann, den viele in der Region und darüber hinaus als Halbfinalisten der deutschen Meisterschaften von 2018 kennen und der sich in Frankfurt einen Namen mit „Ein Slam namens Horst“ gemacht hat. Mit von der Partie ist außerdem die Wahl-Mainzerin Leonie Batke, die inzwischen auf zahllosen Bühnen im ganzen Land steht, von Berlin bis Ansbach. Laura Paloma ist seit einem Jahr aktiv und hat es im Sommer bis ins Halbfinale beim Hessenslam geschafft. Der Letzte in der Runde ist Tobias Beitzel, Student und ursprünglich aus dem nordrhein-westfälischen Arfeld. Er hat vor kurzem bei einer Veranstaltung in Köln mit seinem politischen „Drama in drei Akten“, einem Stück über Europa, so sehr überzeugt, dass er sich (für ihn selbst überraschend) für die deutschen Meisterschaften in Berlin qualifizierte.
Los geht es heute Abend im Liebieghaus um 19 Uhr, Treffpunkt ist das Kaminzimmer im Café. Nach Ende der Veranstaltung, das gegen 21 Uhr angepeilt ist, sind alle noch zum Verweilen beim gemütlichen Get-together eingeladen. Der Eintritt kostet zwölf Euro, Studenten zahlen zehn. Tickets gibt es nur noch an der Abendkasse.
LIEBIEGHAUS LIVE – (NICHT) IN STEIN GEMEISSELT: SLAM TRIFFT SKULPTUR
10. Oktober, 19 Uhr, Liebieghaus Skulpturensammlung