
Osthafen als Bühnen-Standort : Die Drive-in-Oper
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Der Osthafen in Frankfurt wird von der CDU als neuer Standort für die Städtischen Bühnen favorisiert. Bild: Lando Hass
Wer den Neubau der Frankfurter Städtischen Bühnen an den Rand des Osthafens stellen möchte, soll sagen: Er hält das Gewerbegebiet dort nicht mehr für nötig und die Anbindung mit dem Auto und rumpelnden Omnibussen für ausreichend.
Die Idee der Frankfurter CDU, den Neubau der Städtischen Bühnen am Rande des Osthafens auf dem heute von Raab Karcher genutzten Gelände zu errichten, hat den auf der Hand liegenden Nachteil, dass sie jedenfalls den vorderen Teil des Gewerbegebiets Osthafen gefährden würde. Denn der Standort kann überhaupt nur dann einen Sinn haben, wenn er zum Ausgangspunkt einer Weiterentwicklung dieses Areals wird, dem die Industrie im Wege stünde. Die Union selbst bekennt sich jedoch andererseits vernünftigerweise zur Zukunft dieses Gewerbegebiets – ein Widerspruch, den sie nicht auflösen kann.
Nicht kleiner ist der Nachteil, auf den jetzt süffisant der SPD-Politiker und Verkehrsdezernent Klaus Oesterling hingewiesen hat: Die Anbindung an das städtische Schienennetz wäre ungleich schlechter als bei jedem innerstädtischen Standort, der gegenwärtig diskutiert wird. Vom Ostbahnhof, an dem die U-Bahn endet, und von der Hanauer Landstraße, auf der die Straßenbahnlinie 11 verkehrt, müssten Fußwege zurückgelegt werden, die natürlich zu schaffen sind, aber doch keineswegs ein Anreiz wären, ein zweites Mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Wer aus der CDU-Fraktion ruft, dann müsse man die U-Bahn eben zum Bühnen-Neubau verlängern, blendet aus, wie lange solche Bauprojekte dauern, und mehr noch, wie unsinnig es wäre, eine teure Strecke zumindest vorerst allein für die Abendveranstaltungen in den Bühnen zu bauen und vorzuhalten; ihre Attraktivität wäre auch dauerhaft gering, weil die Fahrgäste nur aus einer Richtung kommen und in eine Richtung abreisen könnten.
Wer den Neubau der Städtischen Bühnen an den Rand des Hafen stellen möchte, soll sagen, dass er das Gewerbegebiet dort nicht mehr für nötig und die Anbindung mit dem Auto und vielleicht noch rumpelnden Omnibussen für ausreichend hält. Vielleicht gelingt es den Verfechtern solcher Gedanken ja, die Bürger von der Sinnhaftigkeit und dem Zeitgemäßen einer solchen Drive-in-Oper zu überzeugen. Vorher sollte sich aber jeder einmal an einer beliebigen S- oder U-Bahn-Station einen Netzplan des städtischen Schienennetzes mit seinen Knoten anschauen, wie es der Verkehrsdezernent getan hat. Der Plan legt nahe, in welchem Raum sich sinnvollere Standorte für den Neubau der Städtischen Bühnen finden lassen, wenn denn die Erreichbarkeit im Entscheidungsprozess mehr als eine Petitesse ist.