Überschattetes Weihnachtsfest
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Im Kerzenschein: Priester Petro Bokanov predigt am Nikolaustag in der ukrainisch-orthodoxen Gemeinde. Bild: Tom Wesse
Viele Orthodoxe feiern erst an diesem Wochenende die Geburt Christi – aber der Krieg in der Ukraine hat auch hier die Gemeinden erreicht.
Das Weihnachtsfest hat gerade erst begonnen. Zumindest in mehreren orthodoxen Gemeinden in Frankfurt, wo am 6. und 7. Januar Christi Geburt gefeiert wird: Mit stundenlangen Liturgien, mit Weihnachtsbäumen und verbranntem Eichenholz, mit Fastenbrechen, Gesang und Gebeten in verschiedenen Sprachen. Denn viele christliche Ostkirchen des byzantinischen Ritus sind seit mehr als 2000 Jahren bei der Zählung der Tage geblieben, die schon zu Christi Geburt Gültigkeit hatte: dem Julianischen Kalender. Papst Gregor XIII. ließ jedoch 1582 eine neue, nach ihm benannte Zeitrechnung einführen, strich 10 Tage und änderte die Regelung der Schalttage, weshalb die meisten Christen in Mitteleuropa Weihnachten bereits im Dezember gefeiert haben.
In der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Frankfurt, die als älteste und größte in Deutschland gilt, bereiten sich die Gläubigen schon seit vier Wochen mit einer Fastenzeit, in der sich sie sich nur vegan ernähren, auf das hohe Fest vor. Am Freitagabend wendet sich Priester Maurice Bassili dann wieder in drei Sprachen an seine Gemeinde: Auf koptisch, der Ursprache der Ägypter, auf arabisch und auf deutsch. „Wir wollen die Tradition des Koptischen pflegen, aber auch so viele wie möglich erreichen“, sagt Bassili, der in der St. Markus-Kirche in der Lötzener Straße in Bockenheim hauptsächlich Menschen mit ägyptischen, syrischen und irakischen Wurzeln empfängt. Wer sich einen Eindruck davon machen will, kann die Gottesdienste der Gemeinde auch auf Youtube verfolgen. Dort sieht man auch die Ikonostase, eine mit Ikonen geschmückte Wand, die in den orthodoxen Kirchen traditionell zwischen Altarraum und Kirchengemeinde steht, erläutert Bassili. Dass Christi Geburt in seiner Kirche später gefeiert wird, sei nur eine Frage des Kalenders, damit sei kein Dogma verbunden, betont er: „Wir haben die gleiche Bibel, die gleiche Lehre“
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