
Frankfurter OB-Wahl : Wie Mike Josef OB werden konnte
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Das ist der Gewinner: Mike Josef (Mitte) siegt in der Stichwahl gegen Uwe Becker von der CDU (rechts). Bild: Frank Röth
Was für eine Wendung: Wieder wird Frankfurt von einem Oberbürgermeister der SPD regiert. Die Grünen wollten es nicht anders.
Mike Josef hat es geschafft. Er wird Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt. Damit löst ausgerechnet der Kandidat der SPD den in Schande abgewählten Vorgänger Peter Feldmann ab. Der hat derselben Partei angehört. Was für eine Wendung: Es ist ein Wahlergebnis, das man lange als unwahrscheinlich betrachten konnte.
Für den Ausgang gibt es zwei Gründe. Josef überzeugt als Mensch und durchaus auch durch seine (politische) Leistung in seinen bisherigen Ämtern. Das ist keine Kleinigkeit.
Aber schwerer noch wiegt das Versagen der Grünen in Frankfurt, es mit der eigenen Kandidatin in den zweiten Wahlgang zu schaffen. Anders kann man den Vorgang nicht bezeichnen: Die stärkste Fraktion einer grün gefärbten Stadtgesellschaft hat Josef den roten Teppich in das Amtszimmer des Oberbürgermeisters ausgerollt. Denn für die allermeisten Anhänger der Grünen stand mit Josef nur noch ein wählbarer Kandidat zur Verfügung. Josef macht zwar keine „grüne“ Verkehrspolitik, aber er ist beim Zurückdrehen derselben zurückhaltender als Becker, der selbst die Anwohner des verkehrspolitisch besonders umstrittenen Oeder Wegs nicht mehrheitlich überzeugen konnte.
Hätte Becker mehr polarisieren müssen?
Es gibt zwar eine große Wählergruppe, die die Verkehrspolitik und das verschlafene Handeln der von Grünen, SPD, FDP und Volt getragenen Stadtregierung stört. Aber sie war nicht groß genug, um dem sympathisch-integren Becker eine Mehrheit zu verschaffen. Damit landet ein Kandidat auf dem zweiten Platz, der für die CDU einen guten Wahlkampf gemacht hat, besser sogar, als es ihm manche „Freunde“ aus der Partei zugetraut hätten.
Sie dürfen sich mit ihm nun darüber auseinandersetzen, ob es klüger gewesen wäre, stärker zu polarisieren oder den Awo-Skandal, über den Feldmann und auch sein Hauptamtsleiter gestürzt sind, auszuschlachten. Becker aber ist er selbst geblieben, was viele Wähler an ihm geschätzt haben. Und er wusste, dass es inhaltlich schwierig werden würde, ausgerechnet Josef den Awo-Ballast so schwer über die Schultern zu hängen, dass Josef dies bei den Wählern Stimmen gekostet hätte.
Nun muss Josef liefern. Die Stadt bleibt, da sind sich alle Wähler einig, seit zehn Jahren hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der Magistrat scheint zuletzt gedanklich mit diversen Wahlkämpfen ausgelastet gewesen zu sein, viel ist auch seit der letzten Kommunalwahl nicht vorangekommen.
Zudem muss Josef eine Stadtgesellschaft einen, die auch Becker ein hervorragendes Ergebnis beschert hat. Mutig voran in der Stärkung der Wirtschaftskraft, um auch Soziales weiter finanzieren zu können, und in der Verkehrspolitik versöhnen. Das wäre ein guter Plan für die nächsten sechs Jahre.