https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/ob-wahl-frankfurt-am-main-2023/die-frankfurter-ob-kandidaten-am-wahlabend-18726258.html

OB-Kandidaten am Wahlabend : Ein Vorsprung mit Risiko

Sie haben Grund zu feiern: Ministerpräsident Boris Rhein stößt mit Uwe Becker und dessen Frau Kerstin an. Bild: Frank Rumpenhorst

Freud und Leid, Sieg und Niederlage liegen am Wahlabend im Frankfurter Römer teils dicht beieinander. Die großen Parteien feiern trotz allem ihre OB-Kandidaten. Wer in der Stichwahl siegt, ist alles andere als ausgemacht.

          5 Min.

          Als Uwe Becker um 19.15 Uhr in Begleitung seiner Frau in den Römer kommt, trifft er Parteifreunde mit strahlenden Gesichtern. Der Trend ist stabil, der CDU-Kandidat liegt deutlich vorne. „Endlich mal wieder ein gutes Ergebnis“, sagt die ehemalige Stadträtin Albina Nazarenus-Vetter. Tatsächlich hatte die CDU in den vergangenen Jahren nicht viel zu feiern, 2021 war das Ergebnis bei Kommunal- und Bundestagswahl nicht berauschend. „Alle, die die CDU schon abgeschrieben haben, wurden eines Besseren belehrt“, sagt Ministerpräsident Boris Rhein, der sich diesen Moment des Triumphs nicht entgehen lässt. „Die CDU kann Großstadt.“

          Günter Murr
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
          Rainer Schulze
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung.
          Mechthild Harting
          Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.
          Ralf Euler
          Redakteur in der Rhein-Main-Zeitung, verantwortlich für den Rhein-Main-Teil der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Becker selbst kommentiert das Ergebnis so: „Die Frankfurter wollen einen echten Neuanfang. Und sie wollen, dass diese Stadt geführt und der Stillstand in der Kommunalpolitik überwunden wird.“ Vor der anstehenden Stichwahl wolle er die „wichtigen Zukunftsthemen“ ansprechen – und deutet an, wie er Wähler jenseits des CDU-Klientels erreichen will. „Bis 2030 soll sich Frankfurt komplett aus erneuerbaren Energien versorgen können.“

          Becker trägt Krawatte – womit Petra Roth sehr zufrieden ist. Schließlich soll er als seriöser und zuverlässiger Kandidat erscheinen. „Ich bin froh, dass nach elf Jahren wieder ein CDU-Kandidat als Sieger in eine Stichwahl geht“, sagt die frühere Oberbürgermeisterin, die im Hintergrund immer noch als Ratgeberin aktiv ist. „Das mobilisiert auch die Partei.“ Sie ist überzeugt, dass Becker als Oberbürgermeister auch gut mit einer politisch anders ausgerichteten Koalition im Römer zusammenarbeiten könnte. Sie habe das nach ihrer ersten Wahl 1995 selbst erlebt. „Es hat ein halbes Jahr gedauert, dann hat mir die SPD die Zusammenarbeit angeboten.“ Und auch für die Stichwahl, aus der sie selbst 2001 als Siegerin hervorgegangen ist, hat sie einen Rat parat: „Uwe Becker muss jetzt weiter zulegen und versuchen, noch mehr Menschen direkt zu erreichen“, spricht sie aus Erfahrung.

          Eine ganz andere Erfahrung hat Boris Rhein gemacht. 2012 verlor er trotz eines Vorsprungs in der ersten Runde die Stichwahl gegen Peter Feldmann. Er ist aber überzeugt, dass es Uwe Becker gegen den SPD-Konkurrenten Mike Josef schaffen wird. „Wir haben eine andere Situation als vor elf Jahren“, sagt er. „Der Vorsprung ist deutlich größer, als es bei mir der Fall war.“ Gerade darin sieht die frühere Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld ein Risiko. „Wir müssen unsere Wähler davon überzeugen, dass die Wahl noch nicht gelaufen ist.“

          Einig sind sich die meisten CDU-Politiker darin, dass der positive Bundestrend der CDU dem Kandidaten zwar genutzt habe, aber nicht ausschlaggebend gewesen sei. „Das war ein Votum für Uwe Becker“, sagt Finanzminister Michael Boddenberg. „Die CDU hat den richtigen Kandidaten aufgestellt.“ (bie.)

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Die Polizei und die Demonstranten treffen aufeinander bei der Demo gegen das Demonstrationsverbot zur Solidarisierung mit Lina E.

          Am „Tag X“ : Stellungskrieg im Leipziger Süden

          Am lange angekündigten „Tag X“ kommt es zum Stellungskrieg zwischen Polizei und Linksradikalen – rund 1500 Menschen versammeln sich in Leipzig. Eine richtige Demonstration ist es aber nicht.
          Olaf Scholz auf dem Gipfel der Europäischen Politischen Union in der Republik Moldau, einen Tag, bevor die AfD in einer Umfrage mit seiner SPD gleichzog.

          Olaf Scholz und die AfD : Kanzler des Streits

          Mit einer Politik des Respekts wollte Olaf Scholz die AfD kleinmachen. Jetzt sind die Extremisten in den Umfragen so stark wie selten zuvor. Wie konnte es so weit kommen?
          Uwe Rathausky, Marcus Hüttinger und Henrik Muhle (v.l.) leiten gemeinsam die Gané AG.

          Fondsanlage : Drei Mann, sieben Milliarden Euro

          Das schafft nicht jeder: Im beschaulichen Aschaffenburg gründen Freunde eine Investmentgesellschaft – mitten in der Finanzkrise 2008. Sie sammeln von Sparern Milliarden ein. Dabei hilft ihnen eine gewisse Sturheit.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.