Ein Leichnam für die Wissenschaft
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Ein Beitrag zur Forschung: Brigitte Leistikow will ihren Körper nach dem Tod der Anatomie des Uniklinikums zur Verfügung stellen. Bild: Wonge Bergmann
Nach dem Tod will Brigitte Leistikow ihren Körper der Forschung zur Verfügung stellen. Die Entscheidung ist ihr nicht schwergefallen. Doch in die Kartei für Körperspender aufgenommen zu werden ist nicht so einfach.
Brigitte Leistikow spricht ruhig und unaufgeregt. Vom Tod der Mutter, der Verantwortung ihrer Tochter gegenüber und ihrem Beruf als Stimmbildnerin und Gesangslehrerin. Und sie erklärt, was das alles mit ihrer Entscheidung zu tun hat. Dem Wunsch, ihren Körper nach dem Tod für drei Jahre der Anatomie zur Verfügung zu stellen. Die 62 Jahre alte Frankfurterin – klein, zierlich, begeisterungsfähig – sagt: „Ich finde es wichtig, normal über das Thema reden zu können.“ Sehr schwer ist ihr die Entscheidung zur Körperspende nicht gefallen. Im vergangenen Jahr starb Leistikows Mutter. „Da habe ich gemerkt, dass es wichtig ist, sich frühzeitig um seine Angelegenheiten zu kümmern und alles zu regeln“, erzählt sie. Also hat sie begonnen, Vorbereitungen für den Fall ihres eigenen Todes zu treffen. Den Leichnam dem Uniklinikum zu spenden stand zu diesem Zeitpunkt aber schon relativ fest.
„Als Stimmbildnerin saß ich selbst schon in einigen Anatomiekursen“, sagt die Frankfurterin, die oft lächelt. In ihrem Studio im Nordend bildet sie Sänger, aber auch Schauspieler und andere aus, die den richtigen Gebrauch der Stimme erlernen wollen. Vor zwei Jahren besuchte sie mit anderen Gesangslehrern eine Fortbildung in Erlangen. Dort durften die Teilnehmer selbst zum Sezierbesteck greifen. „Es war wahnsinnig interessant, zum Beispiel das Zwerchfell endlich einmal richtig zu sehen“, sagt Leistikow. Diese Erfahrung habe ihr einen anderen Blick auf die Funktionsweise des Körpers und der Stimme ermöglicht. „Und auch die Atmosphäre fand ich eigentlich ziemlich schön und friedlich.“ Von diesem Moment an reifte in ihr die Idee, selbst einen Beitrag zur Forschung zu leisten. Leistikow informierte sich am Uniklinikum und begann, ernsthaft über eine Körperspende nachzudenken. „Selbstverständlich musste das aber auch für meine Tochter in Ordnung sein. Also habe ich ihr von meinem Vorhaben erzählt und sie war einverstanden.“ Wäre das nicht so gewesen, hätte sie sich anders entschieden.
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