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Mozart : Kühler Empfang für den Musikus aus Wien

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Zwei Knaben in einem Frankfurter Saal, der eine sieben, der andere vierzehn Jahre alt. Der Jüngere gibt zusammen mit seiner Schwester ein Konzert, der Ältere lauscht der Musik. Beide, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang Goethe, werden später Genies genannt werden.

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          Zwei Knaben in einem Frankfurter Saal, der eine sieben, der andere vierzehn Jahre alt. Der Jüngere gibt zusammen mit seiner Schwester ein Konzert, der Ältere lauscht der Musik. Beide, Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Wolfgang Goethe, werden später Genies genannt werden, doch damals, als für vielleicht zwei Stunden nur einige Stuhlreihen sie trennten, waren sie beide noch Kinder - wobei auf Mozart allerdings schon das Attribut Wunderkind zutraf, während von Goethes überragendem Talent noch niemand etwas ahnte.

          Wie dem jungen Goethe das Spiel Mozarts und dessen Schwester Maria Anna, "Nannerl" genannt, gefallen hat, weiß man nicht, der Dichter hat sich darüber nie geäußert. Welche Stücke das Geschwisterpaar vortrug, ist nur vage bekannt. In einer zeitgenössischen Ankündigung ist lediglich davon die Rede, daß das "Mägdelein" die "schwersten Stücke der größten Meister" auf dem Clavessin oder dem Flügel vortragen, der "Knab" hingegen auch ein Konzert auf der Violine geben werde. Der Auftritt hatte zweifellos etwas von einer Kuriositätenschau: Der Siebenjährige werde die Tastatur des Klaviers mit einem Tuch verdecken und auf diesem Tuch spielen, als ob er die Klaviatur vor Augen habe, war dem staunenden Publikum angekündigt worden.

          Dank der Pedanterie von Goethes Vater Johann Caspar ist der Nachwelt immerhin bekannt, daß besagter Mozart-Auftritt im "Scharfischen Saal" auf dem Liebfrauenberg offenbar am 18. August 1763 stattfand. Vier Gulden und sieben Kreuzer habe er für den Eintritt gezahlt, vermerkte der Vater penibel in seinem Haushaltsbuch. Goethe selbst äußerte sich erst knapp sieben Jahrzehnte später im Gespräch mit Eckermann über das Konzert: "Ich habe Mozart als siebenjährigen Knaben gesehen, wo er auf einer Durchreise ein Konzert gab. Ich selber war etwa vierzehn Jahre alt und ich erinnere mich des kleinen Mannes in seiner Frisur und Degen noch ganz deutlich." 1830, als Goethe diese Sätze seinem Getreuen in die Feder diktierte, war ihm wohl längst klargeworden, daß Mozart in seinem Fach zu den Unsterblichen zählte. "Aber freilich, eine Erscheinung wie Mozart bleibt immer ein Wunder, das nicht weiter zu erklären ist", äußert er sich ein Jahr später.

          Zweimal hat Mozart in Frankfurt gastiert, 1763 und 1790. Beim ersten Mal ward dem Sohn des "Hochfürstl. Salzburgischgen Kappellmeisters Hrn. Leopold Mozart", wie der Vater den Frankfurtern in einer Anzeige vorgestellt wurde, die mainische Reichsstadt ein Versprechen auf eine glänzende Zukunft. Das Publikum konnte gar nicht genug bekommen vom Kinderstar Wolfgang und seiner nicht minder faszinierenden Schwester, viermal mußten sie ihr Konzert wiederholen, um die Nachfrage befriedigen zu können. "Es war gut", schrieb Vater Leopold nach dem ersten Aufritt seiner Kinder. "Gott gieb uns die Gnade, daß wir Gott Lob, gesund sind und aller Orten bewundert werden." Ein Wunsch, der auf den weiteren Stationen der Tournee - in Koblenz, Köln, Aachen, Brüssel und schließlich in Paris - denn auch in Erfüllung ging.

          Bei seinem zweiten Besuch in Frankfurt zeigte die Mainmetropole einem verzweifelt um Erfolg und Einkünfte ringenden Mozart ihr häßliches Gesicht - die Stadt, Tag und Nacht beschäftigt mit den Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Leopold II., wollte von dem Musiker nichts wissen. Mozart war zusammen mit seinem Schwager, dem bettelarmen Geiger Franz de Paul Hofer, auf eigene Faust nach Frankfurt gereist, er hoffte auf Gunst und Gulden bei des Kaisers Gefolge und den hohen Herrschaften, die aus allen Landen des Reiches zur Krönung gekommen waren.

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