Trotz Erlaubnis : Viele Moscheen bleiben geschlossen
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Trotz der Erlaubnis der Landesregierung bleiben viele Moscheen in Hessen vorerst noch geschlossen. Bild: dpa
Pünktlich zum Freitagsgebet dürfen die Moscheen in Hessen wieder öffnen. Doch viele Gemeinden lehnen eine vorzeitige Rückkehr in die Gotteshäuser ab. Die Angst ist groß, Fehler zu machen.
Lange haben sie diskutiert. Einig waren sie sich nicht. Entschieden haben sie sich trotzdem. Und zwar gegen die Öffnung der Moschee des Islamischen Informations- und Servicezentrums im Gallusviertel zum Freitagsgebet. Ähnlich haben nahezu alle Moscheen im Rhein-Main-Gebiet gehandelt. Und das, obwohl sie laut einem Beschluss der Landesregierung durchaus die Erlaubnis zur Öffnung gehabt hätten. Denn vom 1. Mai an dürfen in Hessen wieder „Glaubensgemeinschaften zur gemeinsamen Religionsausübung“ zusammenkommen. So regelt es die Dritte Verordnung zur Bekämpfung des Corona-Virus.
Mohammed Johari, Sprecher der Moschee im Gallus, hat die Verordnung genau studiert. Und trotzdem fürchtet er die Außenwirkung, die eine zu frühe Öffnung haben könnte. Denn wer diesen Schritt gehe, der müsse garantieren, dass alles reibungslos ablaufe, sagt Johari. Dass der erste Tag einer möglichen Rückkehr in die Moscheen ausgerechnet auf den Tag gefallen sei, an dem traditionell das Freitagsgebet stattfinde, sei überaus „ungünstig“ gewesen. Denn dann kämen immer besonders viele Muslime in die Moschee. Im Fastenmonat Ramadan seien es oft noch mehr als üblich. „Was passiert, wenn etwas nicht funktioniert? Wird es dann rechtspopulistisch ausgeschlachtet?“, fragt Johari.
Die Gemeinde will sich diesem Risiko nicht aussetzen und erst mit etwas mehr Vorlaufzeit und strengen Auflagen am 9. Mai öffnen. Im Laufe des Wochenendes soll noch geklärt werden, wie das Zusammenkommen in der Moschee geregelt werden kann. Freitagsgebete könnten nach ersten Überlegungen während der Corona-Zeit entzerrt, Zusatzangebote in den Vor- sowie den Nachmittag verlegt, die Zeremonien verkürzt werden.
Auch hinter Mohamed Seddadi, Sprecher des Koordinationsrats der Moscheen in Frankfurt, liegen emotionale Diskussionen. Gemeinsam habe man sich ebenfalls entschieden, die Moscheen erst am Montag zu öffnen. „Das Vertrauen, das uns die Landesregierung gegeben hat, wollen wir nicht aufs Spiel setzen“, sagt er. Der Koordinationsrat hat zusätzlich beschlossen, die Verordnung der Landesregierung strenger auszulegen, als vorgeschrieben. So sollen die traditionell besonders gut besuchten Abendgebete bis auf Weiteres nicht in den Moscheen stattfinden. Auch das gemeinsame Fastenbrechen entfalle. Außerdem seien die Gläubigen aufgerufen, ihren eigenen Gebetsteppich mitzubringen, zwei Meter Abstand zu halten, sich nicht die Hand zu geben und einen Mundschutz zu tragen. Kinder unter 16 Jahren sollen Zuhause bleiben. „In der Religion ist es die Gesundheit, die an erster Stelle steht“, sagt Seddadi. Es gehe darum, von Montag an die Regeln zu etablieren und zu testen, wo noch nachgebessert werden müsse. „Am Mittwoch setzen wir uns wieder zusammen und beraten, ob wir die Freitagsgebete unter Auflagen stattfinden lassen können.“ Wünschen würde er es sich. „Für viele Muslime haben die Moscheen eine wichtige spirituelle und gesellschaftliche Funktion. Besonders in den Krisenzeiten kann der Glaube Trost spenden, Geduld verleihen und Kraft geben.“
Auch in Hanau haben die Mitglieder des Islamisches Informations- und Begegnungszentrums lange um eine Entscheidung gerungen. „Viele vermissen und brauchen die Moschee“, sagt Vorstandsmitglied Jaoid Darsane. Seine Gemeinde wäre zur Öffnung bereit gewesen. „Wir trauen uns das zu. Wir sind ein gutes Team.“ Am Freitag blieb das Begegnungszentrum trotzdem geschlossen. Denn die kleine Gemeinde, die Mitglied im Muslimischen Arbeitskreis Hanau ist, einem Zusammenschluss islamischer und kultureller Vereine, hat letztendlich doch die eigenen Interessen zurückgestellt, um gemeinsam mit den übrigen Moscheen in Hanau nach außen auftreten zu können. Öffnen werden sie frühestens am Montag – in enger Absprache und Zusammenarbeit mit dem Corona-Krisenstab der Stadt.