Initiative „Making Friends“ : Mit T-Shirts gegen Verstümmelung
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Der Künstler Oskar Mahler in seinem ehemaligen Hammer-Museum an der Münchener Straße. Bild: Wonge Bergmann
Am Donnerstag feiert das Bahnhofsviertel in Frankfurt seine Nacht. Aus diesem Anlass stellt sich die Initiative „Making Friends“ mit einem besonderen Anliegen vor.
Am Donnerstag feiert das Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Besucher werden trinken und einen Blick auf die Prostituierten erhaschen wollen. Doch eigentlich soll das Fest auch das Viertel und seine Themen vorstellen und nicht nur Straßenfest sein. Darum kümmern sich Leute wie Oskar Mahler.

Redakteurin in der Rhein-Main-Zeitung.
Mahler arbeitet seit langem nahe dem Hauptbahnhof und ist ein bekanntes Gesicht im Quartier. Er ist Bildhauer und Stadtführer, außerdem Ausländerbeauftragter des SPD-Ortsvereins im Bahnhofsviertel. Vor Jahren setze er sich dafür ein, den Geburtstag des Bahnhofs zu feiern; daraus ist die Bahnhofsviertelnacht geworden. Er führt eine Chronik über das Viertel und das Hammermuseum, dazu hat er noch eine Kunstgalerie an der Kaiserpassage, die „Rote Treppe“.
Kaum vernetzt
Nun gibt es ein neues Projekt. Alles begann, als Mahler bemerkte, dass die afrikanische Community im Bahnhofsviertel kaum vernetzt ist. Er gründete einen Verein, um die Kommunikation zu verbessern und Freundschaften zu fördern. Er half mit Bauanträgen oder Briefen vom Finanzamt. Doch ein Thema, auf das er in der Community stieß, bewegte ihn besonders: Frauenbeschneidung.
Im Jahr werden laut Weltgesundheitsorganisation drei Millionen Mädchen verstümmelt, viele davon in Afrika. Ihre äußeren Geschlechtsorgane werden teils oder vollkommen entfernt. Auch in Frankfurt leben viele Frauen, die davon betroffen sind. Die meisten haben lebenslang Schmerzen und gesundheitliche Probleme. Als Mahler einige von ihnen traf, versprach er sich selbst: „In meiner Lebenszeit soll Frauenbeschneidung vom Globus verschwinden.“
Geld gegen die Frauenbeschneidung
Vor wenigen Tagen ist er 66 Jahre alt geworden – es ist also ein ambitioniertes Ziel, das er sich da gesetzt hat. Doch Mahler hat einen Plan. Seine neugegründete Organisation „Making Friends“ soll Geld gegen die Frauenbeschneidung bringen, und zwar mit Mode. Die Organisation sucht derzeit Land in Äthiopien und Eritrea, um dort Rohstoffe anzubauen. In einem „Kreativdorf“ sollen junge Leute Stoffe weben, Schnitte anfertigen und die Kleidung herstellen. Das helfe der Wirtschaft vor Ort, aber auch den Frauen. Denn die Klamotten sollen bei Mahler in der Galerie verkauft werden, die Gewinne in Projekte gegen die Verstümmelung fließen.
Damit alles ins Rollen kommt, verkauft Mahler schon jetzt Armbänder und einfache T-Shirts. Mit dem Erlös will er das Projekt aufbauen; zur Bahnhofsviertelnacht stellt er sein Projekt in der Taunusstraße vor. Dabei sind vor allem junge Künstler, zum Beispiel Nergim Nani Mala, der als DJ „Kid So Fly“ auflegt. Er hat Marken-Management studiert und designte das Logo von „Making Friends“, eine weiße und eine schwarze Hand, die einschlagen und so ein Herz bilden. Mahler ist begeistert davon. Doch es soll nicht beim Symbol bleiben. „Ich will kein Prediger sein“, sagt Mahler. „Ich will einfach die Kohle beschaffen, um zu helfen.“