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„Club Social Mexicano“ : Heute gut und früher besser

Hauptsache Huhn: Pollo a la Diabla mit Jalapenos und Granatapfelkernen. Bild: Wonge Bergmann

Top gestartet, jetzt mit Schwächen: Das Restaurant „Club Social Mexicano“ in Frankfurt schwankt vor dem eigenen Anspruch.

          2 Min.

          Wo der Einzelhandel darbt und es in den Innenstädten immer schwerer hat, ruhen viele Erwartungen auf der Gastronomie. Restaurants, Cafés und Bars sollen die Stadt beleben, oder auch mal nur eine Immobilie, je nachdem, ob Politiker oder Investoren ihre Hoffnungen äußern. Augenscheinlich Glück gehabt ha­ben die Eigentümer der Fläche, die seit September in Frankfurt das Restaurant „Club Social Mexicano“ ist: Vor einem halben Jahr hat Madjid Djamegari, der auch den Musikclub Gibson führt, es er­öffnet, und vom ersten Tag an hatte das Lokal, das mexikanisches Essen und Drinks serviert, eine große Fangemeinde.

          Jacqueline Vogt
          Ressortleiterin der Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

          Stand man davor, mittags oder abends, wirkte das 400 Quadratmeter große Eta­blissement wie eines, im dem die Kasse lauter klingelt, als die Musik spielen kann. Proppenvoll ist es nach wie vor, inzwischen allerdings, aus Personalnot wohl, nur noch abends offen, dafür an sechs Ta­gen in der Woche. Das Lokal befindet sich im Sockel eines auf Langzeitaufenthalte ausgerichteten Marriott-Hotels, Teil eines Projektes namens Flare of Frankfurt auf dem ehemaligen „Rundschau“-Gelände. Der Bau, der sich über Eck zieht mit einer wa­benförmigen weißen Fassade, ist ein Entwurf des Architekten Hadi Teherani.

          Sechs Monate top, jetzt nicht mehr

          Er war vor Baubeginn umstritten, und wer befürchtet hatte, dass er nach Vollendung alles andere als schön sein werde, hat sich nicht getäuscht. Aber Fassade ist das eine, Innenleben etwas anderes: Das „Club Social“ ist schön, mit einer Einrichtung, in der Holz und Stein vorkommen und Korblampen hängen. Besonders schön sind die wie Zugabteile gestalteten Sitz- und Essgelegenheiten in der geöffneten Glasfront.

          Das Angebot ist anders strukturiert als in vielen Tex-Mex-Lokalen, in denen die musigen Konsistenzen überwiegen und eine mangelnde Finesse durch einen mehr oder minder unspezifischen Wohlgeschmack übertönt wird. Beispielhaft stehen dafür Gerichte wie die Tacos de Carnitas, kleine kreisrunden Mais-Tortillas, die mit konfierter Schweineschulter belegt sind, oder mit kleinen Steakwürfeln. Zu Beginn war das herausragend gut gemachtes, nachgerade elegant an­ge­richtetes Essen. Leider ist das momentan anders.

          Bei zwei Besuchen in den vergangenen Wochen sah einmal ein Tel­ler aus, als habe ein unbegabter Nichtkoch aushelfen müssen und das mit grob zerhauenen Zwiebeln und trockenem Fleisch getan, ein anderes Mal war die Optik besser, der Geschmack kaum. Wo einmal Chili und Jalapenos, frischer Koriander, hauchdünne rote Zwiebelringe waren, war das alles nicht. Eine einstmals feine Sauce wie die Mole, die zu et­lichen Essen gehört, war grießig und säuerlich, die Steaks waren zwar von bes­ter Qualität, aber, anders als annonciert, sous vide gegart und gänzlich ohne Grillspuren, schade.

          Wie die Lebensjahre von Mensch und Hund unterschiedliche Längen darstellen sollen, so muss man offenbar auch in der Gastronomie anders rechnen als im anderen Leben. Und es für eine halbe Ewigkeit nehmen, wenn der „Club Social Mexi­cano“ gute sechs Monate lang top war, egal was man an welchem Wochentag be­stellt hat. Und sollte nicht erwarten, dass ein einmal eingeschlagener Weg weiter­gegangen wird, wahrscheinlich hat der kulinarische Berater der Anfangstage das Boot verlassen. Ärgern darf man sich aber auch, nicht zuletzt darüber, dass, egal was ein Lokal wann bietet, vom Gast das im­mer Gleiche erwartet wird: dass er zahlt, und nie mit Monopoly-Scheinen, sondern immer mit echtem.

          Nach wie vor gut: die Guacamole, das Pollo a la Diabla, eine am Knochen und mit Haut marinierte, dann gegrillte Maishähnchenbrust mit Avocadomus, Peperoni- und Jalapeno-Ringen und Granat­apfelkernen. Die Margaritas auf Patrón-Tequila-Basis, die hinter der Bar gemixt werden, schmecken nach wie vor hervorragend, der Service bemüht sich, die Stimmung ist gut. Fazit: als Gesamterlebnis noch immer einen Besuch wert.

          Club Social Mexicano Stiftstraße 41, Frankfurt Telefon: 0 69 / 91 50 14 30.Montags bis mittwochs von 18 Uhr an, donnerstags bis sonntags von 18 Uhr an. www.club-social-mexicano.de

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