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Kirche : Christen werden zur Minderheit

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Die Zahl der Christen geht zurück

Die Zahl der Christen geht zurück Bild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Während die Zahl der Christen in Frankfurt rückläufig ist, steigt die Zahl der Muslime an. Nach einer Studie wird der Anteil der Christen in der Stadt bis Mitte des Jahrhunderts auf 30 Prozent fallen.

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          Der Anteil der Christen in Frankfurt wird bis Mitte dieses Jahrhunderts möglicherweise auf weniger als 30 Prozent zurückgehen. Das prognostiziert Karl Asemann, der frühere Leiter des Amts für Statistik und Wahlen, in einer vor kurzem vorgelegten Studie zur Lage der Religionen in der Stadt.

          Für denkbar hält er dann aber auch eine „neue christliche Aufbruchstimmung zu einer großstädtischen christlichen Gesellschaft“ mit verhältnismäßig wenigen Gläubigen. Obwohl exakte Voraussagen schwierig seien, lasse sich die Entwicklung aufgrund bekannter Faktoren abschätzen, so Asemann in seinem Zukunftsszenario.

          Seiner Einschätzung nach wird der Anteil der Muslime, der derzeit etwa bei zwölf Prozent liegt, zunehmen. Christen bilden momentan nur noch knapp die Hälfte der Bevölkerung. Als „deutliche Vorboten“ für die künftigen Veränderungen sieht Asemann neben einer „erklärten Gegnerschaft“ den Kirchen gegenüber auch Indifferenz und Uninteressiertheit, die ebenfalls Folgen der demographischen Entwicklung seien und heute zunehmend in Erscheinung träten.

          Entchristlichung

          Andererseits geht der Autor der Studie davon aus, daß sich trotz einer fortgesetzten Entchristlichung des privaten und öffentlichen Lebens viele Menschen nach Sicherheit und Geborgenheit sehnten. Indiz dafür sei etwa der starke Besuch der Innenstadtkirchen. Die Sinnentleerung des Lebens in einer zunehmend säkularisierten Stadt könne zu einer christlichen Aufbruchstimmung führen, zu „christlichen Inseln“ als Gegenbild zu einem Leben ohne spirituelle Dimension.

          An der Fusion von Gemeinden und der Aufgabe von Kirchen wird nach Asemanns Einschätzung kein Weg vorbeiführen. Angesichts zu erwartender größerer sozialer Umwälzungen brauche die Stadt allerdings eine von „echtem christlichen Geist“ und Fürsorge geprägte Gesellschaft.

          Asemann hat auf fast 200 Seiten etliche Aspekte des religiösen Lebens und dessen Wandels in Frankfurt beschrieben. Beispielsweise widmet er sich der religiösen Erziehung in Familie und Schule. Von den Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren gehören nur 39 Prozent einer christlichen Konfession an. Wegen der Vielfalt von Religionen, Konfessionen, Nationen und Sprachen sei Religionsunterricht an vielen Frankfurter Schulen nur unter großen Schwierigkeiten zu praktizieren, „oft de facto unmöglich“. Im Fach Religion gebe es daher einen „Erziehungsnotstand“.

          Gottesdienstbesucher

          Als „nicht sonderlich gut“ stuft Asemann in seiner Analyse des kirchlichen Lebens die Voraussetzungen für einen „zahlreichen christlichen Nachwuchs“ ein. So seien im Jahr 2003 auf 100 standesamtliche Eheschließungen nur 14 christliche Trauungen gekommen, und nur 28 von 100 Neugeborenen seien getauft worden. Zum Vergleich: Im Jahr 1900 wurden noch 93 Prozent der Kinder getauft und 84 Prozent der Ehen kirchlich geschlossen.

          Der Anteil der Gottesdienstbesucher liegt für beide Konfessionen zusammen bei sechs Prozent, wobei nach Angaben des Bistums Limburg und der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau etwa zehn Prozent der Katholiken und zwei Prozent der Protestanten zur Kirche gingen.

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