
Mainzer Geldsegen : Reich, aber bodenständig
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Bereichert die Stadt Mainz: Die Biontech-Zentrale mit Sitz in Mainz. Bild: dpa
Die große Holzfasssauna, die für das neue Mainzer Taubertsbergbad geplant ist, muss man mit Augenzwinkern sehen: Passt ins Bild, entspricht aber nicht der Lage.
Die zweistöckige Weinfasssauna mit rundem Kaminraum passt nach Rheinhessen und ins Bild: Nämlich das von den neureichen Mainzern, die es fortan mächtig krachen lassen. Weil sie schon gar nicht mehr wissen, wohin nur mit dem vielen Geld, das sie seit Ausbruch der Corona-Krise vor allem dem in der Stadt ansässigen Impfstoffhersteller Biontech SE zu verdanken haben; der seinen Firmensitz passenderweise auch noch An der Goldgrube hat. Aber nein! In der über Jahrzehnte hinweg mit bis zu 1,3 Milliarden Euro hoch verschuldeten Kommune ist niemand größenwahnsinnig geworden. Und die sehenswerte Sauna, die künftig wohl auch einige Wiesbadener, wenn nicht sogar ein paar Frankfurter anziehen dürfte, wird ausdrücklich ohne Geld der Stadt eingebaut.
Allerdings kann sich der Schwimmbadbetreiber, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke, dieses gläserne Vorzeigeprojekt nur leisten, weil die Kommune endlich selbst in der Lage ist, ihre Pflichtaufgaben zu erfüllen. Das war früher oft anders. Mehr als einmal mussten städtische Gesellschaften in die Bresche springen, weil die Stadtkasse mal wieder nichts hergab. Dass sich das geändert hat, ist für alle Beteiligten ein Segen.
Jahrelang wurde mit dem einstigen Investor vergeblich über die Beseitigung von Baumängeln im Mainzer Bad gestritten. Und als dessen Betreibergesellschaft Insolvenz anmeldete, drohte erst recht eine Hängepartie. Nur dank der Biontech-Millionen kann die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt, die ihrer chronisch unterfinanzierten Verkehrsgesellschaft gerade erst zehn Millionen Euro für die Anschaffung einiger Elektro-Gelenkbusse überwiesen hat, jetzt auch den hiesigen Sportvereinen unter die Arme greifen, das Schulschwimmen garantieren und dauerhaft für vergleichsweise niedrige Eintrittspreise sorgen.
Manchmal „kommt alles zusammen“, sagte Bürgermeister Günter Beck (Die Grünen) am Freitag. Nicht nur, dass man sich sehr schnell vom größten Teil der Altschulden habe befreien können. Aktuell gebe es für die angelegten Millionen auch noch „richtig Geld“. So oder zumindest so ähnlich sollte es in allen Kommunen sein, wenn das mit dem Geldverteilen zwischen Städten, Ländern und Bund richtig klappen würde. Tatsächlich müssen sie in Offenbach, Rüsselsheim und Darmstadt aber weiter auf jenes Wunder warten, das in Mainz gerade passiert ist.