Offene Schranke : Jugendliche stirbt bei Bahnunfall in Frankfurt
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Großeinsatz: Der schwere Unfall ereignete sich gegen 20 Uhr. Bild: dpa
Schwerer Unfall im Frankfurter Stadtteil Nied: Eine Jugendliche stirbt, ein Radfahrer und eine Autofahrerin werden schwer verletzt. Um den Bahnübergang gibt es seit Jahrzehnten viel Ärger.
Die Suche nach der Ursache für den schweren Unfall an einem Bahnübergang in Frankfurt-Nied hat die Bundespolizei übernommen. Wie die Deutsche Bahn am Morgen weiter mitteilte, bleibt die Strecke voraussichtlich bis Montag gesperrt, die Regionalzüge und S-Bahnen würden über Frankfurt-Griesheim umgeleitet.
In dem Frankfurter Stadtteil war es am Donnerstagabend zu einem schweren Unfall gekommen, bei dem ein durchfahrender Regionalzug eine Jugendliche, einen Radfahrer und ein Auto erfasst hatte. Dabei kam die Sechzehnjährige ums Leben, der Radfahrer und die Autofahrerin wurden schwer verletzt. Der Zug der Hessischen Landesbahn war auf dem Weg von Höchst zum Hauptbahnhof.
Die Bundespolizei hatte schon am Abend berichtet, dass die Schranken des Bahnübergangs geöffnet waren. Am Bahnübergang war zum Zeitpunkt des Unfalls eine Schrankenwärterin im Dienst. Das sagte der Sprecher der Bundespolizei Frankfurt, Ralf Ströher, am Freitag auf Anfrage. Es gebe ein Wärterhäuschen vor Ort, in dem die Wärterin zum Zeitpunkt des Unfalls ihren Dienst versehen habe.
Der Lokführer habe sofort eine Notbremsung eingeleitet, den Unfall aber nicht mehr verhindern können. Der Lokführer habe einen Schock erlitten und in ein Krankenhaus gebracht werden müssen. In der Regionalbahn, die vom Frankfurter Hauptbahnhof kam, hat es nach ersten Erkenntnissen keine Verletzten gegeben. Die Feuerwehr war mit zahlreichen Kräften im Einsatz.
Ärger seit Generationen
Der beschrankte Bahnübergang in Frankfurt-Nied ist der letzte im Rhein-Main-Gebiet, an dem es noch einen Schrankenposten gibt. Seit Jahren wird darüber gestritten, ob der Bahnübergang nicht durch eine Unterführung ersetzt werden kann. Im Oktober hatte die örtliche SPD dies abermals gefordert und der Deutschen Bahn vorgeworfen, sie verzögere dies offenbar, weil es zu teuer sei. Aus dem Staatskonzern hatte es wiederum geheißen, man würde die Unterführung lieber heute als morgen bauen, sei jedoch auf die Kooperation mit der Stadt angewiesen, und daran hapere es. Der Bahnübergang, der Nied praktisch in zwei Teile teilt, ärgert wegen des dichten Zugverkehrs die Anwohner seit Generationen. „Das größte verdammte Problem von Nied“, zitierte die F.A.Z. vor zwei Jahren eine Anwohnerin. Manchmal dauere es zwölf Minuten, bis sich die Schranken wieder höben. Dann stauen sich die Autos auf der Oeserstraße bis weit in die benachbarte Siedlung hinein.
Seit Jahrzehnten heiße es, der Übergang solle verschwinden, sagen die Bürger. „Vor jeder Wahl wird der Bahnübergang besprochen.“ Das passiere nichts. Tatsächlich hatte die Deutsche Bahn 2013 versprochen, 2016 könne womöglich der Bau der Unterführung beginnen. Bis 2015 sei das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen, hieß es vor sieben Jahren. Örtliche Politiker berichten, schon 1915 habe die damalige königliche Bahndirektion angekündigt, den Bahnübergang zu ersetzen, damals war noch eine Brücke geplant.
Bahnübergänge und Unfälle gesunken
Im Jahr 2011 porträtierte die F.A.Z. einen der Schrankenwärter an diesem Bahnübergang und beschrieb seine Arbeit; fünf Mitarbeiter der Deutschen Bahn wechseln sich dort im Schichtdienst ab. Der Posten sei an jedem Tag des Jahres rund um die Uhr besetzt, hieß es, rund 250 Züge kämen täglich vorbei. „Aber wenn ich hier umfalle, fährt erst mal gar nichts“, sagte damals ein DB-Mitarbeiter. Denn der Fahrdienstleiter lasse einen Zug oder eine S-Bahn erst passieren, wenn der Bahnübergang durch den Schrankenwärter gesichert worden sei.
Unfälle an Bahnübergängen gibt es immer wieder. Die Deutsche Bahn hebt aber hervor, dass ihre Zahl deutlich gesunken sei, weil es auch immer weniger solcher Übergänge geben. Allein von 2002 bis 2018 sei ihre Zahl in ganz Deutschland von 24.000 auf 16.300 gesunken, die Zahl der Unfälle sei in der gleichen Zeit von 294 auf 146 zurückgegangen. Die Behinderungen im Eisenbahnverkehr durch den Unfall halten sich in Grenzen, weil es zwischen dem Frankfurter Hauptbahnhof und Höchst zwei Bahnstrecken gibt, so dass die Züge ohne weiteres umgeleitet werden können.