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Tuesday Night Skating : Inlineskater erobern die Frankfurter Straßen

  • -Aktualisiert am

Immer wieder dienstags: Nach der Winterpause rollen die Skater nun wieder durch Frankfurt. Bild: Rosa Burczyk

Das „Tuesday Night Skating“ ist aus der Winterpause zurück: Seit 25 Jahren erkunden Sportbegeisterte aus nah und fern die Frankfurter City auf Rollen – und sind dabei ausgerüstet mit viel Freude am Skating.

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          Noch eine halbe Stunde, dann geht es los. Im Hafenpark herrscht bereits reges Treiben. Hunderte Menschen tummeln sich auf dem Gelände neben der Europäischen Zentralbank. Ausgerüstet sind sie mit Inlineskates, Helmen und Knieschonern. Zum ersten Mal nach der Winterpause findet das „Tuesday Night Skating“ (TNS) statt, wie fortan jeden Dienstag im Sommer von 20:30 bis 23 Uhr. Die Teilnehmer stehen in Gruppen zusammen. Wer möchte, wärmt sich noch mit einem Becher Kaffee auf oder nimmt sich ein Kaltgetränk.

          Die Menge zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus, von Neulingen bis hin zu alteingesessenen Fahrern sind alle Fähigkeitsstufen vertreten. Eine Gruppe von vier Freundinnen ist zum ersten Mal dabei: „Wir haben es vor Jahren gesehen und hatten die ganze Zeit schon Lust darauf“, sagt Helena Brosch. „Es wird anstrengend, aber die Motivation ist da“, ergänzt Lea Prinz. Wie lange sie mitfahren werden, wird spontan entschieden.

          Einige der Teilnehmer haben eine längere Anfahrt hinter sich, so wie Christian Horstmann, der aus München angereist ist. Das Inlineskaten sei seine große Leidenschaft, seit 1995 stehe er auf den Rollen. Im Jahr legt er bis zu 8000 Kilometer zurück. Bei einem Besuch in Frankfurt dürfe das TNS nicht fehlen: „Ich komme, weil es Spaß macht. Und weil es einfach geil ist!“, sagt er. Am Wochenende steht für Horstmann das nächste Ereignis an: ein Halbmarathon in Berlin – selbstverständlich auf Inlineskates.

          Die Frankfurter City neu erleben

          Auch Rückkehrer, die lange Zeit nicht gefahren sind, wagen sich wieder auf die Strecke. „Ich freue mich richtig, habe aber auch Respekt“, sagt Nicole Hoffmann. 1999 sei sie zum ersten Mal mitgefahren, vor der Geburt ihrer Kinder. Die letzte Teilnahme liege nun sieben Jahre zurück. Damals habe sie Schwierigkeiten gehabt, mit den anderen mitzuhalten. Das Wetter sei schlecht gewesen, das Tempo schnell. In diesem Jahr probiert sie es erneut; mit neuen Schuhen und nach hartem Training, wie sie sagt.

          Nicht nur Skatebegeisterte sondern auch der frischgewählte Bürgermeister von Frankfurt, Mike Josef, lässt sich am 1. Tuesday Night Skating des Jahres blicken.
          Nicht nur Skatebegeisterte sondern auch der frischgewählte Bürgermeister von Frankfurt, Mike Josef, lässt sich am 1. Tuesday Night Skating des Jahres blicken. : Bild: Rosa Burczyk

          Das TNS gibt es mittlerweile seit 25 Jahren. Initiator Dirk May, der für die Lufthansa arbeitet, hat sich dabei von ähnlichen Veranstaltungen im Ausland inspirieren lassen wie dem „Friday Night ­Skate“ in San Francisco. Zunächst hatte er die Idee, eine Schnitzeljagd auf Inlineskates zu veranstalten. 70 Personen nahmen teil – mit der Zeit wurden daraus 100, am Ende waren es mehr als 1000. „Wir haben einen Nerv getroffen“, sagt May. Nachdem das Treffen zwei Jahre lang ohne Genehmigung stattgefunden hatte, stiegen die Stadt und die Polizei ein. Seitdem gilt das TNS als offizielle Breitensportveranstaltung. Laut May ist es nicht nur eine gute Möglichkeit für Zugezogene, die Stadt kennenzulernen, sondern auch ein Treffpunkt für neue Kontakte.

          Nicht nur wichtig, wenn man von der Rolle ist: Am Startpunkt der Tour versorgt ein mobiler Skateshop die Teilnehmenden mit Rat und Tat.
          Nicht nur wichtig, wenn man von der Rolle ist: Am Startpunkt der Tour versorgt ein mobiler Skateshop die Teilnehmenden mit Rat und Tat. : Bild: Rosa Burczyk

          Kurz vor 20:30 Uhr kommt Aufbruchstimmung auf. Das erste Lied erklingt, zuerst leise, dann steigt die Lautstärke an. Gemeinsam bewegen sich alle Teilnehmer in Richtung Straße. Dann wird kollektiv nach unten gezählt: „Fünf! Vier! Drei! Zwei! Eins!“ Dann jubelt man und klatscht in die Hände.

          Rollenden Straßenverkehr mal anders erleben

          Den Startschuss gibt Eishockeyprofi Yannick Wenzel von den „Löwen Frankfurt“. Selbst fährt er nicht mit, zeigt sich jedoch beeindruckt von der Leistung der Organisatoren: „Es ist auf jeden Fall eine coole Sache.“ Dort, wo normalerweise Autos, Busse und Straßenbahnen unterwegs sind, werden die Straßen nun von einer bunten Menschenmenge geflutet. Die Skater tanzen, feiern, lachen. Einige haben leuchtende Rollen an ihren Schuhen. Für musikalische Unterhaltung sorgen große Lautsprecher auf dem ein oder anderen Rücken. Klassiker wie „Mr. Vain“ von Culture Beat und „Gimme! Gimme! Gimme!“ von Abba schallen aus den Boxen. Der Bass dröhnt, während die Menge über den Asphalt rollt, im Hintergrund glitzert Frankfurt bei Nacht.

          Mit dabei sind wie immer die Polizei und das Ordnungsamt, welche die Teilnehmer vom Straßenverkehr abgrenzen. Die Ordner, freiwillige Helfer aus den Reihen der Skater, behalten stets den Überblick. Zu erkennen an ihren gelben Warnwesten, weisen sie den Fahrenden den Weg. 350 Teilnehmer fahren diesmal mit, ein guter Wert für einen Saisonstart. Im Vorjahr waren es 120. Mit 27 Kilometern handelt es sich um eine einsteigerfreundliche „Light Tour“.

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