Sicherere Kreuzungen : Kreuzungstyp „SiGlinde“
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Gefährliche Situation: Auch an der Kreuzung von Falkstraße und Am Weingarten in Bockenheim ist die Lage vor allem für Radfahrer und Fußgänger meistens unübersichtlich. Bild: Marie-Luise Kolb
Die Initiative Radentscheid präsentiert ein Konzept für den Umbau kleinerer Straßenkreuzungen: Sie sollen sicherer werden für Radfahrer, vor allem aber auch für Fußgänger.
Mehr Platz und damit freie Sicht für Fußgänger, Zebrastreifen in allen vier Richtungen und eine Erhöhung und Markierung der gesamten Kreuzung auf das Niveau des Gehwegs: So sieht das Grundkonzept aus, das die Initiative Radentscheid jetzt zur Umgestaltung von kleineren Straßenkreuzungen vorgestellt hat, von denen es nach Angaben der Initiative Hunderte in Frankfurt gibt.
Nach den Plänen sollen in einem Abstand von fünf Metern zur jeweiligen Kreuzung Standorte für Bäume vorgesehen werden, weiter entfernt dann Abstellplätze für Fahrräder sowie sogenannte Lade-, Liefer- und Handwerkerzonen sowie Parkplätze für Autos. Das ist der Prototyp, der nach Angaben von Beatrix Balterbol und Rebecca Faller, die als Mitglieder des Radentscheids die Planung übernommen haben, wie ein Baukastensystem für alle kleineren, nicht ampelgeregelten Kreuzungen in Wohngebieten genutzt werden könnte. Sie nennen ihn „SiGlinde“, denn mit ihm wäre die typische Frankfurter Kreuzung künftig „sicher, gleichberechtigt und lindgrün“.
„Wir wollen mit diesem Konzept die Debatte für eine Verkehrswende in Frankfurt weiter anstoßen und damit den Geist des Radentscheids weiter fortführen“, sagt Alexander Breit, seinerzeit Mitinitiator der Initiative. Mit den im Jahr 2018 vorgebrachten Forderungen nach sicheren Radwegen in Frankfurt, die 40.000 Frankfurter unterstützt hatten, sei viel bewegt worden. „Undenkbares“ wie der Verlust einer Auto-Fahrspur zugunsten der Radfahrer im unteren Abschnitt der Friedberger Landstraße sei inzwischen Realität geworden. Als nächsten Schritt habe die Stadt begonnen, das Konzept der sogenannten fahrradfreundlichen Nebenstraße umzusetzen, beispielsweise am Oeder Weg.
Unfallschwerpunkte für Radfahrer und Fußgänger
Der Beschluss zur „Fahrradstadt Frankfurt“, den die Stadtverordneten im August 2019 gefasst hätten, enthalte ohnehin das Thema Kreuzungen. Allerdings seien darin nur 15 große Kreuzungen mit Ampel-Anlagen wie zum Beispiel an der Ecke von Mainkai und Neue Mainzer Straße aufgeführt. Deshalb widme sich der Radentscheid nun den zahllosen kleineren Kreuzungen mit höchstens einer Fahrspur in jede Richtung und ohne Ampeln und oftmals Tempo 30. Auch diese Kreuzungen seien nämlich Unfallschwerpunkte – und zwar für Radfahrer und Fußgänger, wie Breit hinzufügt.
In der Realität seien diese Kreuzungen vor allem aber eines: von allen Seiten von Autos zugeparkt, sagen Balterbol und Faller. An den Ecken hielten dann häufig auch noch Fahrzeuge von Paket- oder Lieferdiensten und versperrten Fußgänger und Radfahrern vollends den Blick. Am Ort der Präsentation des Konzeptes, an der Kreuzung von Falkstraße und Am Weingarten in Bockenheim, ist das an diesem Morgen zu sehen: Zahlreiche Fahrzeuge parken an der Kreuzung, obwohl dort absolutes Halteverbot gilt.
Das Verkehrsdezernat habe zwar mittlerweile an vielen dieser kleineren Kreuzungen damit begonnen, Sperrflächen zu markieren und dort Fahrradbügel installiert. Doch für Balterbol werden damit die Kreuzungen keineswegs übersichtlicher. „Uns geht es auch um Stadtgestaltung“, sagt sie und weist damit den Vorwurf zurück, den Radentscheid-Initiatoren sei Ästhetik nicht wichtig. Damit Menschen den öffentlichen Raum achteten, müsse er neu gestaltet und schöner werden, sagt sie und ergänzt: „Wir verstehen uns vor allem als Ideengeber.“