Ein Platz für Oskar Schindler
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Gedenken: Seit 1994 hängt eine Metalltafel am Haus Am Hauptbahnhof 4. Bild: Lucas Bäuml
In Israel wird Oskar Schindler als „Gerechter unter den Völkern“ verehrt. In Frankfurt, wo Schindler nach dem Krieg einige Jahre in bescheidenen Verhältnissen lebte, tut man sich schwer, einen Platz nach ihm zu benennen.
Neben dem leuchtend gelben Geldautomaten ist eine graue Metallplatte angebracht. Ein flaches Relief zeigt das Porträt eines Mannes im fortgeschrittenen Alter. Darunter steht: „In diesem Haus lebte von 1965 bis 1974 Oskar Schindler.“ Seit Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ dürfte der Name den allermeisten etwas sagen. Im Zweiten Weltkrieg rettete der sudetendeutsche Fabrikant mehr als 1200 Juden vor dem Holocaust. In der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wird er deshalb als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Dass Oskar Schindler fast ein Jahrzehnt in Frankfurt wohnte, ist indes nur wenigen bekannt. Daran hat auch die Gedenktafel nichts geändert, die seit 1996 am schmucklosen Haus „Am Hauptbahnhof 4“ hängt.
Das Bahnhofsviertel sei für Schindler in jenen Jahren mehr als ein bloßer Wohnsitz gewesen, sagt die 88 Jahre alte Ursula Trautwein. „Es war eine Heimat.“ Die evangelische Aktivistin und frühere SPD-Stadtverordnete hat Schindler in seiner Frankfurter Zeit kennengelernt. Zusammen mit ihrem Mann, dem evangelischen Theologen und Liedermacher Dieter Trautwein, besuchte sie ihn in seinem Apartment am Hauptbahnhof und lud ihn zu sich ein. Eine öffentliche Person war Schindler damals nicht: Zu dem Kontakt war es überhaupt erst gekommen, nachdem das Ehepaar bei einem Israel-Besuch auf Schindlers Namen gestoßen war.
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