Trotz Kritik von Verein : Goethe-Uni hält an Kooperation mit Finanzkonzern MLP fest
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Umstritten: MLP kooperiert mit der Goethe-Universität Frankfurt Bild: dpa
Die Frankfurter Universität arbeitet mit dem Finanzdienstleister MLP zusammen. Daran soll sich auch nichts ändern. Doch ein Verein kritisiert MLP-Seminare für Studenten und verfolgt ein klares Ziel.
Die Goethe-Universität will auch künftig mit dem Finanzdienstleister MLP zusammenarbeiten, der wegen seiner Vertriebsmethoden schon länger in der Kritik steht. Anlass der Vertrauensbekundung ist eine Kampagne des Vereins „Bürgerbewegung Finanzwende“. Die Initiative, die sich nach eigenen Angaben für ein nachhaltiges Finanzsystem einsetzt und über fragwürdige Praktiken der Branche aufklären will, hat eine Unterschriftenaktion eröffnet: Ziel ist es, Uni-Präsidentin Birgitta Wolff zu bewegen, die Kooperation mit MLP zu beenden.
Nach Darstellung von „Finanzwende“ ist die Partnerschaft zwischen der Universität und dem Finanzunternehmen so eng, dass Studenten den Eindruck bekämen, es handele sich bei den angebotenen MLP-Seminaren um neutrale „Lehrveranstaltungen“. In Wahrheit dienten sie dazu, Verkaufsgespräche anzubahnen. In diesen würden den Studierenden dann Verträge aufgedrängt, die „unrentabel, ungeeignet und viel zu teuer“ seien.
Gekoppelt mit Berufsunfähigkeitsversicherungen
Problematisch sei vor allem der Verkauf von Kombi-Produkten, etwa fondsgebundenen Rürup-Renten gekoppelt mit Berufsunfähigkeitsversicherungen. Der Verein berichtet von einem Vertrag dieser Art, den ein Student im Juli 2019 mit MLP abgeschlossen habe. Am Ende der Laufzeit von 44 Jahren müsste dieser Beiträge von 6070 Euro im Monat aufbringen, wenn er an der Vereinbarung festhielte und die dort vorgesehene jährliche Beitragssteigerung eintreten würde.
Des weiteren moniert „Finanzwende“, dass Mitglieder des Frankfurter MLP-Hochschulteams in ihrer Vita die Bezeichnung „Externer Dozent an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main“ führten. Dadurch werde der Eindruck erweckt, es handele sich um Lehrende der Universität und nicht um Mitarbeiter eines Unternehmens. Problematisch sei zudem, dass der Career Service der Universität dem Finanzkonzern eigene Infrastruktur für dessen Kurse zur Verfügung stelle. Studenten, die sich anmelden wollten, müssten dies über die Uni-Website tun und persönliche Kontaktdaten hinterlassen. In diesem Wintersemester bewerbe der Career Service zehn Lehrveranstaltungen von MLP. Der Finanzkonzern offeriere unter anderem Bewerbungstrainings, Excel-Kurse und Steuerseminare.
Regelmäßig Seminare
Das Uni-Präsidium und MLP weisen die Vorwürfe zurück. Der Sprecher der Universität teilte mit, MLP biete seit zwölf Jahren für den Career Service der Hochschule regelmäßig Seminare an. Diese würden stark nachgefragt und sehr gut bewertet. „Die Seminare unterliegen einer ständigen Qualitätskontrolle durch das Team des Career Service.“ Vor allem werde darauf geachtet, dass in den Veranstaltungen keine Finanzprodukte verkauft würden und die Studenten durch die Teilnahme an den Kursen keine Verpflichtungen eingingen. Die Universität sehe daher „keinerlei Veranlassung“, die Zusammenarbeit mit dem Finanzunternehmen zu beenden.
MLP bezeichnete in einer Stellungnahme die Vorwürfe als „weder substanzhaltig noch neu“. Der Konzern decke mit den Workshops einen „außeruniversitären Wissensbedarf“ der Studenten; Lehrinhalte der Hochschule würden nicht berührt. Wenn Teilnehmer außerhalb der Seminare eine Finanzberatung wünschten, müssten sie das explizit angeben.
Zum Beispiel des Vertrags mit angeblich 6070 Euro Monatsbeitrag sagte ein MLP-Sprecher, es handele sich um einen „rein theoretischen Wert“. Der Verein „Finanzwende“ habe bisher weder einen solchen realen Fall präsentiert noch das bereits vor Monaten ausgesprochene Angebot eines fachlichen Dialogs zu diesem Thema angenommen. Über Erhöhungen der Beiträge und damit einhergehend der Leistungen könne der Kunde selbst entscheiden, er werde dazu auch von seinem Versicherer jährlich angeschrieben. Dass MLP-Berater sich als „externe Dozenten“ bezeichneten, unterstütze man nicht, könne es aber angesichts der großen Zahl von Beratern auch nicht in jedem Einzelfall ausschließen.