Der zerstörte Traum von einer perfekten Familie
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Urteilsspruch: Weil sie ihrer Tochter Schlafmittel ins Milchfläschchen mischte, muss eine Mutter nun für fünf Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. Bild: dpa
Fünf Jahre und sechs Monate muss eine Mutter ins Gefängnis. Sie hat ihr Kind getötet, indem sie Schlafmittel in die Milch mischte. Der Richter spricht von ihrer traumatischen Kindheit, ihrer Überforderung – aber auch von Selbstsucht.
Vielleicht, sagt der Vorsitzende Richter am Landgericht Frankfurt, glaubte sie selbst irgendwann daran. Dass es in Wahrheit gar nicht sie gewesen war, die den Tod ihres Kindes verursacht hatte. Sondern irgendetwas anderes. Plötzlicher Kindstod, ein Atemstillstand. Oder dass wirklich die Kommode umgekippt und auf das Kind gefallen war, so wie sie es hatte aussehen lassen, nachdem sie das tote Kind am frühen Morgen in seinem Bett gefunden hatte. Die Frau auf der Anklagebank hört zu, sie hat sich der Richterbank ganz zugedreht, manchmal weint sie.
Eine Mutter, die um ihr Kind trauert und damit auch um sich, den Vater und die Schwester. Die ihr Kind getötet hat, weil sie ihm Medikamente ins Fläschchen mischte, damit es schläft. „Sie sind keine Mörderin und haben Ihr Kind nicht absichtlich getötet“, sagt der Vorsitzende zu ihr. „Aber Sie tragen eine lebenslange Hypothek.“ Fünf Jahre und sechs Monate Freiheitsstrafe bekommt die Angeklagte dafür. Keine Verurteilung wegen heimtückischen Mordes, wie die Staatsanwalt die Tat aus dem Dezember 2021 angeklagt hatte, sondern eine wegen gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge.
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