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Verbrechen in Frankfurt : Die meisten Angriffe seit zehn Jahren

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Kontrolle: Waffen sollen im Bahnhofsviertel ganz verboten werden. Bild: Helmut Fricke

Fast 10.000 Straftaten sind im vergangenen Jahr allein im Bahnhofsviertel begangen worden. Polizeipräsident Müller hält mehr Streifen dort aber nicht für die Lösung.

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          Mehr und modernere Videoüberwachung an Kriminalitätsschwerpunkten sowie eine nächtliche Waffenverbotszone im Bahnhofsviertel: Mit diesen Forderungen hat sich Polizeipräsident Stefan Müller am Freitag bei der Präsentation der Kriminalstatistik an die Römer-Koalition gewandt.

          Hintergrund ist der Anstieg der Straßenkriminalität im vergangenen Jahr. Während die Straftaten insgesamt um 13,1 Prozent auf 109.047 Fälle stiegen und damit noch leicht unter den Zahlen des Vor-Corona-Jahres 2019 blieben, erhöhte sich die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen im öffentlichen Raum auf 1787 Taten – den höchsten Wert seit zehn Jahren.

          Die Worte „Sorge“ und „Herausforderung“ fielen im Polizeipräsidium während der Vorstellung der Statistik mehrfach, denn auch beim Straßenraub gab es vergangenes Jahr mit 713 Taten den höchsten Wert seit 2013. Etwa 50 Prozent der Raubstraftaten in der Stadt wurden 2022 im Bahnhofsviertel verübt. Dort gab es im vergangenen Jahr auf der Fläche von etwa einem Quadratkilometer fast 10.000 Straftaten. Das sind rund 2000 mehr als 2021, nur 2017 waren es im Zehnjahresvergleich noch mehr.

          Die Zahl der Körperverletzungen ist dort um 30 Prozent auf 1079 gestiegen, die Taschendiebstähle haben sich im Vergleich zu 2021 mit 863 Fällen mehr als verdoppelt, und beim Straßenraub zählten die Ermittler mit 342 Fällen gut 65 Prozent mehr Delikte im Bahnhofsviertel als im Vorjahr. Gleichzeitig ist die Aufklärungsquote der Kriminalität im Viertel von 63,1 Prozent im Jahr 2021 auf 55,6 Prozent im vergangenen Jahr gefallen.

          „Wir reagieren damit, dass wir bis zu acht Streifen zeitgleich in diesem Gebiet zum Einsatz bringen“, sagte Müller und ergänzte: „Das gibt es in keiner anderen Stadt in Hessen.“ Seiner Einschätzung nach resultiert der massive Anstieg der Straftaten auch daraus, dass drei verschiedene Milieus (Drogenszene, Rotlicht und Partygänger) existieren und aufeinandertreffen.

          Wichtig sei daher, dass den Menschen Messer, Pfeffersprays und Pfefferpistolen frühzeitig weggenommen würden, damit sie später nicht eingesetzt werden könnten. „Ich plädiere nach wie vor für die Einrichtung einer Waffenverbotszone in diesem Gebiet“, sagte Müller. Allein die Zahl der Waffendelikte sei vergangenes Jahr um fast 40 Prozent auf 334 Fälle gestiegen. „Die Leute werden im Gesicht eingepfeffert, sind benebelt, gehen zu Boden und werden dann beraubt“, schilderte der Polizeipräsident die Vorgehensweise der Täter.

          Müller machte deutlich, dass eine Waffenverbotszone und mehr Videoüberwachung für ihn unabdingbar seien, um die Straßenkriminalität einzudämmen. „Wir pumpen Polizei rein, um das Gebiet zu befrieden. Das ist der völlig falsche Ansatz“, sagte Müller. Nur eine Kooperation mit der Stadt könne Erfolg haben. Er verwies auf den 2018 gefassten Beschluss der Stadtverordneten, mehr Videokameras zu installieren. Dies müsse zügig geschehen, forderte er angesichts der Fußball-Europameisterschaft im nächsten Jahr. In Frankfurt werden fünf Spiele ausgetragen.

          Derzeit gibt es laut Müller aber beispielsweise an der Konstablerwache gar keine Überwachung mehr, weil die Kameras seit 2022 defekt seien. „Das würde uns dort bei der Bekämpfung der Straftaten im Bereich der Queerfeindlichkeit enorm helfen“, sagte er. Laut Statistik stieg die Zahl der Straftaten gegen Mitglieder der LGBTIQ-Gemeinde stark an. 38 Fälle erfasste die Polizei vergangenes Jahr. 2021 gab es 16 Delikte wie etwa Körperverletzung, Beleidigung und Volksverhetzung. „Wir haben null Toleranz bei diesen Straftaten“, stellte der Präsident klar.

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