Nazi-Beute in den Regalen
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Indiziensuche: Mathias Jehn, Leiter der Abteilung Bestandserhaltung und Digitalisierung, mit einem Zugangsbuch von 1944/46 Bild: Wonge Bergmann
Bücher zum Sprechen bringen: Die Frankfurter Universitätsbibliothek forscht in ihren Beständen nach Raubgut aus der Zeit des Nationalsozialismus.
Wer hat die Bücher mit dem Exlibris einer jüdischen Krankenschwester geraubt? Wie sind die Bücher mit Signaturen wie 42 oder 00 in die Frankfurter Universitätsbibliothek gekommen? Und auf welche Weise könnte man sie, wenn sie in die zentrale Datenbank für „Lost Art“ aufgenommen sind, vielleicht zurückgeben, rund 80 Jahre später? Fragen, mit denen sich der Leiter der Abteilung Bestandserhaltung und Digitalisierung an der Universitätsbibliothek, Mathias Jehn, und seine Kollegen nun beschäftigen.
Sie wollen Rätsel und Kriminalfälle lösen, deren Zeugen aus Papier sind – und mindestens seit 1945 im Bestand. „Die Bücher zum Sprechen bringen“ nennt Jehn die Aufgabe. Die Bibliothek beginnt ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt, mit dem zunächst 80.000 Bücher aus dem Altbestand untersucht werden. Es soll geklärt werden, ob sich darunter Raubgut aus der Zeit des Nationalsozialismus befindet. Dafür hat die Universität beim Zentrum Deutsche Kulturgutverluste 265.000 Euro beantragt. „Eine Universitätsbibliothek sollte keine zu Unrecht erworbenen Werke in ihren Beständen haben. Das widerspräche dem Ethos von Forschung und Lehre, dem wir uns verpflichtet fühlen“, sagt Universitätspräsidentin Birgitta Wolff.
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