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Streit um Neubau der Oper : Irrtümer in der Frankfurter CDU

Vorschlag für einen Neubau der Städtischen Bühnen auf dem Raab-Karcher-Areal im Osthafen Bild: Simulation OMA

Der Neubau der Oper am Rande des Osthafens wäre ein Angriff auf das traditionsreiche Gewerbegebiet. Irgendwo muss das Geld für die Städtischen Bühnen auch erwirtschaftet werden.

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          Über die Beharrlichkeit, mit der Teile der Frankfurter CDU für einen Oper-Neubau am Rande des Osthafens kämpfen, lässt sich nur staunen. Es ist klar, dass diese Pläne als Angriff auf das traditionsreiche Gewerbegebiet des Osthafens zu verstehen sind, auf das Immobilienentwickler seit langem gierig blicken, denn natürlich würde alsbald der Ruf erschallen, auch weitere Grundstücke dort anders zu nutzen. Aber ist es so schwer zu verstehen, dass Frankfurt Gewerbegebiete nicht herzugeben hat?

          Seit Jahren gelingt es in der Mainmetropole nicht, auch nur ein einziges neues Areal für Betriebe auszuweisen. Umgekehrt gehen gewerbliche Flächen mehr und mehr verloren, etwa am Rebstock, weil sie für den Wohnungsbau umgewidmet werden.

          Welchen Beitrag leistet die Industrie?

          Angesichts des Mangels an Wohnraum ist der Druck auf Gewerbeflächen verständlich, und natürlich ist nicht jede einzelne sakrosankt. Aber den Osthafen hat Wirtschaftsdezernent Markus Frank, unter den CDU-Politikern einer derjenigen, die mit Weitsicht gesegnet sind, nicht ohne Grund mit langfristigen Verträgen zu sichern gesucht. Betriebe, die den Wasseranschluss benötigen, können ohnedies nicht weg. Und wohin sollen die anderen?

          Wer hinnimmt, dass Unternehmen Frankfurt verlassen, der übersieht, welchen Beitrag die Industrie für das Gedeihen der Stadt leistet. Der Wohlstand der Mainmetropole, ihr reichhaltiges Kulturleben, ihre ausdifferenzierte Sozialpolitik, ihre beachtliche Infrastruktur, beruht darauf, dass die örtliche Wirtschaft funktioniert. Die Industrie leistet einen beachtlichen Beitrag zum Gewerbesteueraufkommen, und ihre Zahlungen sind umso wichtiger, als der Finanzplatz dauerhaft in schwierigem Fahrwasser zu sein scheint. Und es sind Gewerbe und Handwerk, die Arbeitsplätze für all diejenigen bereitstellen, die nicht Abitur machen. Sie tragen überdies die Hauptlast bei der wichtigen Integration von Flüchtlingen.

          In dieser Stadt, in der die Industrie keine Lobby hat, muss das immer wieder in Erinnerung gerufen werden. Eine Oper am Rande des Osthafens würde den Druck zur Verdrängung des Gewerbes dort erhöhen; das kommt zu den anderen Nachteilen dieser Idee hinzu, vor allem der peripheren Lage des Standorts. Irgendwo muss das Geld, das für die Städtischen Bühnen ausgegeben wird, schon auch erwirtschaftet werden. Und die Industrie kann die Arbeitsplätze nun einmal nicht derart aufeinander stapeln wie eine Bank.

          Manfred Köhler
          Ressortleiter der Rhein-Main-Redaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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