Frankfurter Gesichter : Sevinc Yerli und die Begeisterung für Mode
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Sevinc Yerli betreibt das Modelabel Chili Bang Bang. Bild: Zeichnung Oliver Sebel
Sevinc Yerli betreibt das Modelabel Chili Bang Bang und ist offizielle Partnerin der Frankfurt Fashion Week im Januar 2022. Für die plant sie ein umfangreiches Programm.
Zum Gespräch verabredet sich Sevinc Yerli im Café „Das Herz von Frankfurt“. Das passt in jeder Hinsicht. Das Lokal an der Braubachstraße in einem Gebäude der neuen Altstadt mit Kunstdschungel unter der Decke, Regenwaldtapete und Samtsofas hat einen eigenen Stil. Und den hat auch Yerli, die gleich ein Kompliment der Kellnerin erhält: „Sie sehen wieder toll aus“, sagt sie zum Outfit mit Wickelkleid und Teddymantel. Doch da ist noch mehr, ein besonderes Strahlen, das aus der Begeisterung für ihre Projekte resultiert – und wohl auch aus der Freude, damit Erfolg zu haben.
„Das hier ist eigentlich auch mein Büro“, erklärt sie die freundschaftliche Begrüßung und klappt gleich den Laptop zwischen Cappuccino-Tasse und grünem Smoothie auf, um zu zeigen, was sie alles plant. Denn nach der Premiere ihrer Fashion Lounge mit dem Hotel Sofitel an der Alten Oper im Sommer zur ersten Ausgabe der Frankfurt Fashion Week hat sie auch für die Winter-Modewoche schon ein umfangreiches Programm erarbeitet. Vor allem freut sie, dass sie nun als offizielle Partnerin der Frankfurt Fashion Week firmieren darf. Das empfindet Yerli, die mit ihrer eigenen kleinen Modemarke Chili Bang Bang schon seit vielen Jahren an der Fashion Week in Berlin teilgenommen hatte und sich nun verstärkt auf ihre Präsentationsplattform konzentriert, als große Anerkennung für ihre Arbeit.
Selbst von Corona lässt sie sich derzeit die Laune nicht verderben und glaubt fest, dass die Fashion Week im Januar unter strengen Hygienebedingungen in Präsenz stattfinden kann. Sie will dafür noch mehr Menschen aus der Frankfurter Modeszene zusammenbringen. So soll ihre Opening-Show mit dem Frankfurt Style Award verbunden werden, sie plant Modenschauen in der Alten Oper und ein Mentorenprogramm für junge Designer zusammen mit dem Modehaus Pfüller. „Wir werden tolle Namen nach Frankfurt bringen“, sagt sie strahlend. Da störe es auch wenig, dass man sie seitens der offiziellen Fashion-Week-Organisatoren aus Berlin eher als „liebes Stiefkind“ behandele. Beirren ließ sie sich aber ohnedies noch nie in ihrem Leben. „Ich habe keine Angst, zu verlieren oder abgewiesen zu werden, das gehört zum Leben und hilft einem, sich weiterzuentwickeln“, sagt Yerli.
Bei ihr hat das funktioniert. Sie legt Wert darauf, dass sie sich alles selbst erarbeitet hat. Die Basis war eine Kosmetikausbildung, die sie als Visagistin in Verbindung mit Modeunternehmen brachte. „Wir sind Macher“, hat die 1978 in Nürnberg geborene Tochter von Gastarbeitern einmal gesagt und dabei auch ihren Mann einbezogen, der mit seinen Brüdern das Computerspiele-Unternehmen Crytec gegründet hat. Ihr eigenes Modeunternehmen habe sie aber ganz ohne seine finanzielle Unterstützung aufgebaut, hebt sie hervor. Vielmehr hat sie Angebote der IHK und der Frauenbetriebe genutzt. „Die waren toll, überhaupt bietet Frankfurt Superchancen“, lobt sie.
Yerli ist einfach Feuer und Flamme für die Stadt, die sie längst ihre Heimat nennt, obgleich sie mit ihrem Mann und den drei Kindern etwas außerhalb lebt und langfristig gerne Teile des Jahres in der Türkei verbringen möchte. Frankfurt aber biete beste Möglichkeiten für ihr Unternehmen, sei „inspirierend“ und voller Menschen, mit denen man etwas auf die Beine stellen könne. Auch für den guten Zweck. Für den hat sie den Joy’s Women Club gegründet und organisiert regelmäßig Wohltätigkeitsessen zugunsten von Projekten in der Region. Ihr Herz schlägt definitiv für Frankfurt.