Frankfurter Gesicht : Matthias Altenburg schreibt als Jan Seghers
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Matthias Altenburg ist Schriftsteller, er publiziert als Jan Seghers. Bild: Oliver Sebel
Autoren und ihre Pseudonyme: Der Frankfurter Autor Matthias Altenburg ist für seine Kriminalromane bekannt, die er als Jan Seghers veröffentlicht.
Die Fans von Marthaler dürfen sich freuen. Der Erfinder des Frankfurter Kommissars, Matthias Altenburg alias Jan Seghers, lässt nach seinem literarischen Ausflug nach Berlin mit einem neuen Ermittler namens Neuhaus die beiden Protagonisten jetzt zusammentreffen – auf heimischem Frankfurter Territorium und bei einem wahren Fall, nämlich dem Sechsfach-Mord in einem Bordell am Kettenhofweg im Jahr 1994. Die Story steht, Altenburg muss sie nur noch niederschreiben.
Der Weg Altenburgs zu einem erfolgreichen Krimiautor, dessen Romane fast alle verfilmt wurden, war alles andere als zwangsläufig. Der 1958 in Fulda geborene und in Baunatal aufgewachsene Autor hat 1999 mit dem Roman „Landschaft mit Wölfen“, eine Art nordhessischer Tom-Sawyer- und Huckleberry-Finn-Geschichte, seine literarische Karriere begonnen und hätte sie wohl ähnlich fortgesetzt, wäre er nicht in so etwas wie eine Schreibflaute geraten.
Altenburg hatte damals zwei Romanstoffe im Kopf: Der eine handelte von einem Marburger Studenten namens Marthaler, dessen Freundin bei einem Banküberfall zufällig zwischen die Fronten gerät und stirbt, wonach ihr Freund Polizeikommissar wird. Im Mittelpunkt der anderen Romanidee stand eine Art Wolfsmädchen aus dem Elsass, das seine Eltern bei einem Autounfall verloren hatte.
Ausgesprochen exotischer Berufswunsch
Ein Freund riet dem unentschlossenen Altenburg, beide Stoffe in einem Roman zusammenzufassen, woraus ein Krimi wurde mit dem Titel „Ein allzu schönes Mädchen“, der erste Bestseller von Jan Seghers. So nannte sich Altenburg nun als Krimiautor, bei der Namenswahl orientierte er sich an zwei seiner Helden: dem mittlerweile gefallenen Radprofi Jan Ullrich und der Schriftstellerin Anna Seghers. Literatur war Altenburgs Leidenschaft schon in seiner Schulzeit. Mit knapp 15 Jahren zog er auf Matrizen den „Apfelböck“ ab, seine erste Literaturzeitschrift mit Gedichten und kleinen Geschichten, die aber nicht über zwei Ausgaben hinauskam. Doch von da an stand für ihn fest, dass er Schriftsteller werden wollte.
Für den Sohn einer proletarisch-christlichen Familie, dessen Vater bei VW in Baunatal zuerst am Fließband und dann als Hausmeister von Werkswohnungen arbeitete, war das ein ausgesprochen exotischer Berufswunsch. Doch der Sohn hatte Glück, weil er an der Gesamtschule in Baunatal eine tolle Deutschlehrerin hatte und in der Oberstufe in Kassel linksaktive und literarisch interessierte Freunde fand. Mit ihnen gründete er während seines Zivildienstes die Literaturzeitschrift „Angensteiner Blätter“, mit der er sich freilich bedrohlich verschuldete.
Sein Studium der Kunstgeschichte, Publizistik und deutschen Literatur verbrachte er größtenteils lesend. Als das Bafög auslief, musste er Geld verdienen und fand sein Auskommen bei einem Bau-Fachverlag in Frankfurt, der auch ein wenig Belletristik im Programm hatte, die Altenburg nun betreute. Schließlich wurde er Lektor beim hiesigen Verlag der Autoren. Nebenbei schrieb Altenburg regelmäßig literarische Rezensionen und Essays für verschiedene Lokalzeitungen und veröffentlichte Texte in Zeitschriften wie etwa Konkret. Seit seinen Erfolgen mit den Marthaler-Krimis kann er ganz von seiner Schriftstellerei leben.
Seine großen Leidenschaften sind das Radfahren und Frankreich. Auf seinen diversen Rennrädern hat er minutiös die Schauplätze seiner Krimis erkundet. Und in Frankreich, für das er schon in seiner Jugend Feuer gefangen hatte, verbringt er im Süden bei Sète immer schreibend den Sommer. Hier dürfte bald sein nächster Krimi wachsen.