Frankfurter Gesichter : Hadija Haruna-Oelker prägt Debatten und streitet für Vielfalt
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Als Hörfunkjournalistin, Sachbuchautorin und Moderatorin ergreift Hadija Haruna-Oelker das Wort. Frankfurt, sagt sie, war „immer gut zu mir“.
Das Wort missfällt ihr, trotzdem wird es ihr immer wieder angehängt: Migrationshintergrund. Ihre Mutter: stammt aus Unterfranken. Ihr Vater: aus Ghana. Und Hadija Haruna-Oelker, Jahrgang 1980, hat sich zur Aufgabe gemacht, gegen all jene anzuschreiben und zu argumentieren, die die Welt am liebsten in Schubladen packen. Dafür erhält sie Anerkennung, dafür wird sie mit Preisen wie dem „Medienspiegel“ für transparenten Journalismus ausgezeichnet, damit eckt sie aber auch an.
Seit 2004 arbeitet sie für die Radiosendung „Der Tag“ beim Hessischen Rundfunk, in der Frankfurter Rundschau hat sie eine eigene Kolumne. Und sie moderiert Diskussionen. Vor Kurzem erst stand sie bei den „Römerberggesprächen“, bei denen über den Krieg in der Ukraine gesprochen wurde, auf der Bühne. Kenntnisreich und empathisch führte Haruna-Oelker die Debatten.
Sie selbst nennt sich, beim Gespräch im „Strandcafé“ im Frankfurter Nordend, das sie mag, weil man hier so gut und stundenlang frühstücken kann, eine „bewegte Journalistin“. Andere werfen ihr aber auch Parteilichkeit vor, etwa weil sie sich in der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland engagiert. Früher hat man ihr oft gesagt, sie dürfe – als „Betroffene“ – nicht über Rassismus schreiben. Heute ist sie eine der gefragtesten Autorinnen zum Thema. Für ihren 500 Seiten starken Essay „Die Schönheit der Differenz“ wurde sie für den Sachbuchpreis der Leipziger Buchmesse nominiert, noch bevor das Buch überhaupt erschienen war. Die Journalistin plädiert darin für einen anderen Blick auf unsere Gegenwart. Sie fordert dazu auf, Vielfalt nicht als Zerreißprobe, sondern als Bereicherung einer Gesellschaft zu betrachten.
Am Anfang ihrer journalistischen Karriere stand Haruna-Oelker vor einem Problem, das viele Einsteiger in den Beruf kennen: Wer eine gute Praktikumsstelle bekommen will, muss zeigen, dass er bereits zuvor in wichtigen Medienhäusern Praktika absolviert hat. Ein Dilemma, das sich nur schwer lösen lässt. Doch die Frankfurterin hatte Glück. In einem Stadtmagazin waren Praktika ausgeschrieben, bei der Nachrichtenagentur Associated Press, beim Radiosender Planet Radio, bei der Tageszeitung Frankfurter Neue Presse. Sie bewarb sich, obwohl sie keine Arbeitsproben vorweisen konnte, bei allen – und erhielt überall eine Zusage. Bei Planet Radio konnte sie auch danach weiterarbeiten. Für das Magazin „Frizz“ wurde sie zur Stadtreporterin. Später ging sie an die Berliner Journalistenschule. Eine Zeit lang pendelte sie zwischen den Metropolen, schrieb für den Berliner „Tagesspiegel“ und arbeitete in Frankfurt beim Hessischen Rundfunk, beim Jugendsender You FM.
Heute ist sie glücklich, wieder ausschließlich an ihrem Geburtsort zu Hause zu sein. „Frankfurt ist anders als die anderen Städte in Deutschland“, sagt Haruna-Oelker: sozial durchlässiger, offener gegenüber der Vielfalt einer Einwanderungsgesellschaft und deshalb lebendiger. Frankfurt ist für sie ein Ort, der „immer gut zu mir war“. Sie wohnt im Dornbusch, verheiratet ist sie mit einem Geographen, die beiden haben ein behindertes Kind. Auch über dessen „Differenz“ schreibt die Journalistin sehr offen, sehr berührend in ihrem Buch.
Sie tanzt gerne, erzählt Haruna-Oelker. Sie trifft gerne Menschen, hält den Kontakt zu „ihren Mädels“, mit denen sie schon seit Schulzeiten befreundet ist, geht auch immer noch gerne aus, taucht ins Kulturleben der Stadt ein. Der Austausch ist ihr wichtig, das offene Zugehen auf andere, das Interesse an ihren Biographien. Und das ist es auch, was ihre Arbeit als Journalistin prägt.