Frankfurter Gesichter : Philipp Pflug und die Kunstvermittlung als kultureller Auftrag
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Philipp Pflug betreibt an der Berliner Straße eine Galerie, die seinen Namen trägt. Bild: Oliver Sebel
Bereits im Alter von 24 Jahren hat Philipp Pflug 2014 in Frankfurt eine eigene Kunstgalerie eröffnet, die er seither mit großer Leidenschaft betreibt.
Die Wege zur Kunst sind unterschiedlich lang. Wollte der Galerist Philipp Pflug seinen eigenen genau bemessen, könnte er „260 Meter“ sagen. Das ist die Entfernung vom Museum Wiesbaden zum Nassauischen Kunstverein und die Strecke, die es brauchte, um den kunstinteressierten Schüler in den Kunstliebhaber zu verwandeln, der in zeitgenössischen Werken seine Erfüllung findet.
Im Museum Wiesbaden mit seiner reichen Sammlung hatte der 1989 in der hessischen Landeshauptstadt geborene Pflug als Schüler ehrenamtlich gearbeitet, bevor er über den Kunstverein Einblicke in den aktuellen Kunstbetrieb mit seinen Messen und Festivals erhielt. Besonders eindrucksvoll sei sein erster Besuch der Biennale in Venedig gewesen, erinnert sich Pflug, der seiner Kunstbegeisterung mit der Aufnahme eines Studiums der Kunstgeschichte an der Goethe-Universität Auftrieb verlieh. Sein Augenmerk galt hier aber gar nicht dem Neuen, sondern der Vergangenheit: „Die italienischen Meister haben es mir angetan“, bekennt er, wobei sein Interesse an der aktuellen Kunstproduktion aber nicht erlosch.
Kontakte zur jungen Frankfurter Kunstszene, zu den Studenten an der Städelschule, waren schnell geschlossen, und auch zu etlichen Galeristen in der Stadt nahm Pflug Verbindung auf, sammelte Erfahrungen bei Anita Becker und Jacky Strenz. „Ich kann gut auf Leute zugehen“, sagt Pflug. Diese Einschätzung bestärkte ihn, eine eigene Galerie in Frankfurt zu gründen. 2014 war es so weit, als er, gerade einmal 24 Jahre alt, an der Berliner Straße die Philipp Pflug Contemporary eröffnete. In einer Gruppenausstellung zeigte er Arbeiten mehrerer Städelschüler, eine Verbindung, die bis heute fruchtbar ist. Bei den Rundgängen der Städelschule, bei Besuchen in den verschiedenen Off-Spaces der Stadt und beim Blick auf das künstlerische Schaffen an den Kunsthochschulen der Region informiert Pflug sich regelmäßig über aktuelle Produktionen. Dabei geht es weniger darum, fortwährend neue Künstler zu entdecken, die sich möglicherweise von der Galerie vertreten lassen könnten. Mit 14 Künstlerinnen und Künstlern arbeitet Pflug derzeit zusammen, was ihn und seine Assistenz voll auslastet mit Ausstellungen in der Galerie selbst, mit Präsentationen auf wichtigen nationalen Messen wie der Art Cologne und internationalen Schauen in Turin, Genf oder Los Angeles sowie dem persönlichen Kontakt mit Sammlern.
„Ich sehe die Kunstvermittlung als kulturellen Auftrag, und ich vermittle gern“, sagt Pflug, der in der Rhein-Main-Region eine interessierte Öffentlichkeit für zeitgenössische Kunst ausgemacht hat, die bereit ist, Preise zwischen 2000 und 50.000 Euro für die Arbeiten der von Pflug vertretenen Künstler zu bezahlen, zu denen bekannte Namen wie Sandra Kranich und Michael Pfrommer gehören. Deren Werke werden nicht nur von Privatleuten, sondern auch von institutionellen Sammlungen wie dem Museum für Moderne Kunst, der Deutsche Bank Kunstsammlung und der DZ Bank Kunststiftung gekauft.
Bei so viel Kunst ist es hilfreich, einen Partner und Lebensgefährten an der Seite zu wissen, der ein ähnliches Kunstverständnis aufbringt. Pflug hat in dieser Hinsicht einen kurzen Weg genommen, ist er doch mit Michael Neff liiert. Der ist selbst ein bedeutender Kunsthändler und Vermittler.