Frankfurter Gesicht : Diana Haider und das Leben hinter der Theke
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Diana Haider betreibt die Cocktailbar „Old Fashioned“ in Alt-Sachsenhausen. Bild: Zeichnung Oliver Sebel
In Berlin geboren und aufgewachsen ist die Barkeeperin Diana Haider seit gut 20 Jahren eine der Protagonistinnen im Epizentrum der Frankfurter Bar-Revolution.
Etwas anderes kann sie sich gar nicht vorstellen. Die Arbeit am Tresen, die Gespräche mit den Gästen, die Abende und Nächte hinter der Theke, das Leben in und mit der Bar – das alles ist wie geschaffen für Diana Haider. Nie hat sie ernsthaft an einen anderen Job gedacht, seit sie mit knapp zwanzig in Berlin-Wedding in einer Studentenkneipe angefangen hat.
Natürlich auch nicht nach dem Barkeeper-Kursus, den sie ein bisschen später absolvierte – und schon gar nicht, nachdem Jens Hasenbein, einer der Protagonisten der deutschen Barkultur-Revolution und Mitbegründer des wegweisenden Magazins „Mixology“, sie Ende der Neunziger ins „Lore Berlin“ geholt hatte. Das war damals einer der angesagtesten Bar-Klubs in der Hauptstadt und für Diana Haider der Beginn einer langen, intensiven Bar-Karriere, zunächst in Berlin und inzwischen seit fast 20 Jahren in Frankfurt.
Die Mainmetropole ist für die 1979 in Ost-Berlin geborene und später in West-Berlin aufgewachsene Haider die zweite Heimat – oder besser: die neue Heimat. Denn in die Hauptstadt, wo sie aufgewachsen ist, das Abitur abbrach und stattdessen ihre ersten Schritte in der Bar-Welt machte, zieht es sie nicht mehr. Sie hat dort keine familiären Bindungen mehr und findet, Berlin habe sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zum Schlechteren gewandelt, während Frankfurt enorm gewonnen habe. Als angenehm kompakt empfindet sie die Stadt am Main, und als idealen Ausgangspunkt für Reisen in alle Welt.
In vielen Lokalen gearbeitet
Zu der positiven Entwicklung in Frankfurt hat Haider ihren Teil beigetragen – zumindest was die inzwischen Land auf, land ab hochgelobte Bar-Szene angeht. Als eine der wenigen Frauen in einer von Männern dominierten Branche gehört sie zu dem Kreis jener Gastronomen, die Frankfurt auf die internationale Bar-Landkarte gehoben haben. Seit sie 2003 an den Main kam und im „Nachtleben“ ihren ersten Job annahm, hat sie in vielen Lokalen gearbeitet, an zahlreichen Eröffnungen teilgenommen und immer wieder an neuen Konzepten gefeilt.
Sie stand im „Helium“ hinter der Theke, im „Pulse“, im „Blumen“, später im „Palour“ und im „Tiny Cup“. Haider stand von Anfang an im Epizentrum der Frankfurter Bar-Revolution – und am Ende in ihrem eigenen Lokal, dem nach dem Urvater aller Cocktails benannten „Old Fashioned“ in Alt-Sachsenhausen.
Diese klassische, zumindest von außen unauffällige Bar an der Klappergasse ist eine entspannte, seriöse Alternative im lauten Amüsierviertel mit seinen Sauf- und Feierlokalen, ein Ort für Erwachsene ohne betrunkene Junggesellen und Partymusik, ohne Shisha-Pfeifen und Flachbildschirme. Sie ist ein wohltuender Kontrast zum hemmungslosen Treiben in den umliegenden Gassen. Kurz nach ihrem Einstieg 2016 übernahm Haider das „Old Fashioned“ Anfang 2017 von den Vorbesitzern, heiratete im selben Jahr ihren inzwischen verstorbenen Mann und machte die Bar mit seiner Unterstützung zu dem, was sie heute ist: eine echte Konstante des anspruchsvollen Frankfurter Nachtlebens.
Eigentlich, sagt sie, habe sie nie eine eigene Bar haben wollen. Wegen der großen Verantwortung für den Betrieb und vor allem für die Mitarbeiter. Aber jetzt, mit dem „Old Fashioned“ und ihren vier Angestellten, ist sie doch „im Reinen“ mit sich. Mit ihren drei Katern – den Brüdern Ramos, Gin und Fizz – wohnt sie nur ein paar Meter von ihrer „Oase“ entfernt im Viertel. Und kann sich gar nichts anderes vorstellen.