OB-Wahl in Frankfurt : Die CDU macht sich mit der Niederlage Mut
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Gibt sich gefasst: der unterlegene CDU-Kandidat Uwe Becker. Bild: Frank Röth
Lange können die Anhänger der Union auf einen Sensationssieg ihres Kandidaten Uwe Becker hoffen. Am Ende hat er verloren und bekommt trotzdem Beifall.
Leopold Born nimmt die Rolle des Optimisten an. Der Vorsitzende der Jungen Union ist früh im Römer und gibt sich um 17.47 Uhr optimistisch. „Ich habe ein gutes Gefühl.“ Dass das am Ende ganz anders aussehen kann, weiß er. „Uwe hat alles gegeben und im Wahlkampf viele angesteckt.“ Die Uhrzeit ist zunächst weit weniger entscheidend als erwartet, weil beide Kandidaten lange nah beieinanderliegen, einmal sogar genau gleichauf. Schließlich muss sich Becker geschlagen geben, ohne sich wie ein Verlierer zu fühlen. „Mit 48 Prozent kann ich leben, das ist ein starkes CDU-Ergebnis.“ Und keines, das üblich sei für die CDU in einer Großstadt.
Petra Roth, die 17 Jahre Oberbürgermeisterin war, fiebert den Abend über mit. „Nach 20 Minuten und 35 Wahllokalen kann man schon von einem kleinen Trend sprechen“, sagt sie, als Becker anfangs vorn liegt. Ihm würde sie den Sieg gönnen. „Ich kenne ihn, seit er 18 Jahre alt war.“ Sie lobt seine „Treue, Solidität, Kompetenz.“ Später wird sich der Trend zugunsten von SPD-Kandidat Mike Josef umkehren. Weil aber der rote und schwarze Balken den ganzen Abend über fast gleichauf liegen, steht schon früh fest, dass der Verlierer, wie auch immer er heißt, auf jeden Fall ein gutes Ergebnis bekommen wird.
„Eine Vier vorne ist nicht selbstverständlich“
Auch der CDU-Ehrenvorsitzende Udo Corts muss daher den Wahlausgang für seine Einschätzung nicht abwarten. „Eine Vier vorne ist nicht selbstverständlich für die CDU in Frankfurt.“ Genauso wenig, dass die Kandidatin der Grünen ausgeschieden sei. Das bürgerliche Publikum lebe nun einmal in Kronberg, Königstein, Buchschlag und Dreieichenhain. Das mache es für die Union hier so schwer. Die frühere Bundestagsabgeordnete Bettina Wiesmann nennt Beckers Abschneiden „auf jeden Fall einen guten Erfolg“. Sie findet im Sieg des Konkurrenten einen Trost: Auch Mike Josef ist auf jeden Fall eine bessere Wahl als Peter Feldmann.“ Dagegen spricht der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Albrecht Kochsiek, nach eigenen Worten aus langjähriger Erfahrung mit dem Planungsdezernenten der SPD. „Ich habe wenig Hoffnung, dass mit ihm viel vorangeht.“ Der ehrenamtliche Stadtrat und ehemalige Stadtverordnetenvorsteher Stephan Siegler ahnt zwar früh, dass es für den eigenen Kandidaten vielleicht nicht reichen könnte. Aber auch er findet das Abschneiden für die Union in einer Großstadt wie Frankfurt eher ermutigend als enttäuschend.
Während es vorher zügig mit dem Auszählen vorangeht, hängt die Übermittlung von 19.20 Uhr an für eine Stunde. Die Ergebnisse aus zehn Wahlbezirken fehlen noch, doch Becker kommt mit seiner Frau Kerstin, seinen Mitstreitern aus dem Wahlkampf und dem hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein in die Wandelhalle des Römers. Es steht 51,9 Prozent für Josef, 48,1 Prozent für Becker. Der CDU-Kandidat wird es nicht mehr drehen können und nimmt das Ergebnis „erhobenen Hauptes an“. Zuvor gratuliert er Josef, der noch auf sich warten lässt und die Glückwünsche erst später entgegennehmen kann. Sein eigenes Abschneiden sieht Becker als Vertrauensbeweis. Es sei eine gute Basis für die CDU „und das, was noch auf uns zukommt“. Er selbst will „aus meiner anderen Funktion heraus etwas für Frankfurt tun“. Seine Anhänger applaudieren.