
Frankfurt wählt den neuen OB : Wovon die Kandidaten träumen
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Wer wird Frankfurts neuer Oberbürgermeister? Die Kandidaten Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) während einer Podiumsdiskussion am 22. März Bild: Frank Röth
Diese Wahl haben sich die Frankfurter erkämpft. Sie sollten die Chance nutzen. Jetzt können sie mit dem aus ihrer Sicht richtigen Mann die Koalition im Römer antreiben.
Themen gibt es genug. Die beiden Kandidaten können nach mehr als 30 Podiumsdiskussionen in den vergangenen Wochen buchstäblich ein Lied davon singen. „Sauberkeit, Sicherheit, Bauen, Wohnen, Verkehr, Verkehr, Verkehr“, so würde es wohl klingen, wenn man Uwe Becker (CDU) und Mike Josef (SPD) in den Nächten vor der Stichwahl am Sonntag aus dem Schlaf risse und um ein Statement bäte. Einer wird am Sonntagabend Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt sein und die Aufgabe haben, dem Amt in der Stadt die Würde zurückzugeben, die es unter dem Vorgänger verloren hat.
Den Wahlkampf der vergangenen Wochen hat in seiner Tonalität am besten Petra Roth (CDU) zusammengefasst, die die letzte Frankfurter Oberbürgermeisterin war, deren Namen man sich dauerhaft merken musste. 17 Jahre lang war sie im Amt, und sie hat die Kandidaten, die damals noch in größerer Zahl durch die Stadt tourten, schon am Abend des ersten Wahlgangs für ihren gegenseitigen Umgang miteinander gelobt: „Der Wahlkampf ist erwachsen geworden“, hat sie gesagt.
Knapper Wahlausgang zu erwarten
Wer die beiden Kandidaten und ihr Verhalten in der stets rein inhaltlichen Auseinandersetzung in den vergangenen Wochen erlebt hat, weiß, was sie meint. Die gegenseitige Wertschätzung drückt sich auch in Gesten aus: einem freundlichen Händedruck zur Begrüßung und auch schon einmal einer kurzen Umarmung nach einer für beide Seiten gelungenen Debatte. Hier wurde Werbung für Demokratie betrieben, und dafür verdienen beide Kandidaten einen großen Blumenstrauß am Wahlabend, auch wenn sie Männer sind.
Natürlich gibt es Bürger, die sich im Angesicht der hoffentlich letzten Ausläufer der Korruptionsaffären im Römer eine härtere Auseinandersetzung gewünscht hätten. Tatsächlich beeinflusst die Korruptionsaffäre um den einstigen Hauptamtsleiter Tarkan Akman (SPD) völlig zu Recht die Wahl. Für Josef ist es seither schwieriger geworden, seine Partei von der Affäre um ihren ehemaligen Oberbürgermeister und Hauptamtsleiter zu distanzieren. Anhänger von Becker wird die Angelegenheit mobilisieren, aber sie wird auch Josef-Anhänger abschrecken?
In jedem Fall dürfte das Wahlergebnis knapper ausfallen als beim letzten Mal, die Stimmen haben hohes Gewicht, besonders dann, wenn die Wahlbeteiligung niedrig sein sollte. Das aber hätten weder die Stadt noch die Kandidaten verdient. Diese Wahl haben sich die Frankfurter hart erkämpft, sie sollten nun die Chance nutzen, die sie sich selbst verschafft haben, um die Koalition im Römer mit dem aus ihrer Sicht richtigen neuen Oberbürgermeister – endlich – ans Laufen zu bringen.