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Neubauquartier : Über den neuen Stadtteil entscheidet Frankfurt nicht allein

Dort gibt es zwei Höchstspannungsleitungen mit 380.000 Volt, die in einer Höhe von 55 bis 65 Metern die Felder überspannen. Die Leitungen wurden 1976 gebaut und 1991 ertüchtigt, wie Netzbetreiber Tennet mitteilt. Bisher gebe es landauf, landab Siedlungen unter den Leitungen, ohne dass es gesundheitliche Bedenken wegen der elektrischen oder magnetischen Felder gebe. Bei neuen Höchstspannungsleitungen werde diskutiert, diese für eine Strecke von zehn bis maximal 20 Kilometern in den Boden zu verlegen, bei Bestandsleitungen sei das nicht denkbar. Eine weitere Hürde für neue Wohngebiete könnte die Bewertung der Ackerflächen darstellen. Im Entwurf für den geänderten Landesentwicklungsplan tauchen die Felder zwischen Niederursel und Steinbach als „Agrarischer Vorzugsraum“ auf.

Nahtloser Übergang zu Vordertaunusstädten

Doch es ist die Entscheidung der Regionalversammlung, ob sie diese Flächen als „besonders geeignet“ einstuft und damit vor Bebauung schützt. Das Ministerium plädiert für Felder am Rand der Großstädte, um die Bürger mit regionalen Produkte versorgen zu können. Einschränkungen für den neuen Stadtteil könnte es auch deshalb geben, weil den Feldern derzeit schon aus planerischer Sicht eine besondere Funktion für das Klima zukommt. Aber auch in diesem Punkt muss die Regionalversammlung entscheiden, ob sie die Flächen als besonders wichtig einstuft. Dann würden daraus sogenannte „Vorranggebiete“, und solche dürften nicht bebaut werden. Da in der Regionalversammlung Südhessen derzeit eine große Koalition die Mehrheit stellt, werden für das Frankfurter Projekt sicher nicht noch zusätzliche Hürden errichtet. Der Entwurf zum Landesentwicklungsplan enthält auch einen Passus zum Lärm, der durch die Autobahn5 im Neubaugebiet ein erhebliches Problem darstellen wird.

Doch die Vermeidung von Lärm ist im Planentwurf nur in Bezug auf den Flughafen als „Ziel“ formuliert. Ansonsten heißt es, zum Schutz vor Lärm solle entlang von vorhandenen lärmbelasteten Hauptverkehrsstraßen vorsorglich die Planung von Siedlungsgebieten „möglichst unterbleiben“. An dieser Vorgabe wird der neue Stadtteil also nicht scheitern. Kritischer ist die Tatsache, dass Frankfurt bis unmittelbar an Steinbach und Oberursel heran bauen will und damit die bisher klar gegliederte Siedlungsstruktur aufgegeben würde, Frankfurt ginge nahtlos in die Vordertaunusstädte über. Einen solchen „Siedlungsbrei“ hat man bisher vermeiden wollen. „Das wird zur Gretchenfrage“, heißt es von Regionalpolitikern. Andere halten das Frankfurter Vorhaben aus planerischer Sicht „für machbar“, wenn es auch „kein Leichtläufer“ sei. Ein entscheidender Faktor für das Vorhaben ist das Thema Zeit. Während Frankfurt hofft, in sieben bis zehn Jahren die ersten Häuser beziehen zu können, beginnt die Region erst mit der Fortschreibung des Regionalplans, der die noch nicht beschlossenen Änderungen des Landesentwicklungsplans und das Neubauprojekt berücksichtigt. Das wird Jahre dauern, heißt es. Und erst dann läge die erforderliche planungsrechtliche Grundlage für Frankfurts neuen Stadtteil vor.

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