Unglück am Bahnübergang : Brücke war Stadt zu teuer
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Blumen zum Gedenken: Der Unfall hat viele Menschen erschüttert. Bild: Wonge Bergmann
Nach dem schweren Unfall am Bahnübergang in Frankfurt mit einer Toten und zwei Schwerverletzen stellt sich die Frage: Hätte das Unglück verhindert werden können? Denn schon vor Jahren sollte dort eine Brücke gebaut werden.
Bestürzt, aber auch verärgert haben Vertreter des für Nied zuständigen Ortsbeirats 6 auf das Unglück am Bahnübergang in dem westlichen Stadtteil reagiert. Der Umbau der ebenerdigen Gleisquerung an der Oeserstraße steht seit Jahrzehnten auf der Agenda, ohne dass sich etwas getan hat.
Am Donnerstagabend hatte ein durchfahrender Regionalzug eine Fußgängerin, einen Radfahrer und eine Autofahrerin erfasst, als diese die Gleise überquerten. Die Fußgängerin starb, die anderen beiden wurden schwer verletzt.
Der Kreuzungspunkt sei eine „unendliche Geschichte“, sagt Ortsvorsteherin Susanne Serke (CDU). Er soll durch eine Unterführung ersetzt werden. Weil die Bahnstrecke zwischen Höchst und Hauptbahnhof im dichten Takt befahren wird, sind die Schranken mehrmals in der Stunde geschlossen. Dann stauen sich wartende Autos bis in die Wohnsiedlung. Der Übergang, an dem noch ein Bahnwärter eingesetzt ist, gilt aber auch als Gefahrenstelle.
Eine Vorplanung für den Umbau liege vor, sagt Ortsvorsteherin Serke. Vor Jahren seien die Nieder Bürger in einer Veranstaltung von Bahn und Stadt informiert worden, damals sei der Umbau für dieses Jahr in Aussicht gestellt worden. Doch die Vorbereitungen verzögerten sich. „Immer wieder haben wir nachgefragt, wann es endlich losgehe“, sagt Thomas Schlimme, der der Fraktion der Grünen im Ortsbeirat vorsteht. Allerdings gesteht der Verkehrsexperte ein, dass die Grundwassersituation und die engen Platzverhältnisse für die Planer eine Herausforderung darstellten.

Schlimme selbst spricht darum von einem „undurchführbaren Projekt“. Im Februar dieses Jahres teilte der Magistrat dem Ortsbeirat mit, dass frühestens im Jahr 2026 mit dem Beginn der Arbeiten gerechnet werde, sie würden voraussichtlich drei Jahre dauern. Zuletzt hätte eine geänderte Honorarordnung für Ingenieurleistungen in die Vergabeunterlagen eingearbeitet werden müssen, berichtet der CDU-Fraktionsvorsitzende Markus Wagner.
Schleppende Abstimmung von Stadt und Bahn
Die schleppende Abstimmung von Stadt und Bahn scheint Ortsvertretern symptomatisch. „Alles, was mit der Bahn zu tun hat, dauert einfach zu lange“, kritisiert Michael Wanka (SPD). Das sei nicht nur in Nied, sondern auch bei Arbeiten am Bahnhof in Höchst und in Griesheim der Fall. Nach Aussage von Wanka habe die Stadt aber keine Handhabe, um die Bahn zu mehr Eile zu drängen. Ortsvorsteherin Serke teilt dies nicht: „Mir fehlt hier das Verständnis.“ Es hätte durchaus im Interesse der Stadt liegen müssen, mehr Druck auf die Bahn aufzubauen.
Der Ortsbeirat hatte bereits vor zwei Jahren angeregt, dass über die Gleise eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer errichtet werden sollte. Dieses Vorhaben hätte parallel zur Unterführung und schneller errichtet werden können. „Die Brücke hätte womöglich schon stehen können“, sagt Schlimme. Der Magistrat lehnte den Vorschlag jedoch ab. Die Stadt hätte den Brückenbau allein, also ohne Beteiligung der Bahn, finanzieren müssen.
Die betroffene Strecke wird voraussichtlich bis zum kommenden Sonntag (17 . Mai) gesperrt bleiben. Grund seien Instandsetzungsarbeiten, sagte ein Sprecher der Bahn am Montag. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr auf der Strecke zwischen Höchst und Mainzer Landstraße laufe bis dahin über Griesheim.