Frankfurter Bauprojekte 2023 : Krise bremst neue Hochhäuser
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Noch ohne Baurecht: So soll das „Praesidium“ mit dem 175 Meter hohen Turm auf dem Areal des alten Polizeipräsidiums einmal aussehen. Bild: Meixner Schlüter Wendt
Die Krise der Baubranche wird im neuen Jahr deutliche Spuren bei Hochhausprojekten hinterlassen. Laufende Vorhaben werden zwar fortgeführt, doch neue Baustellen sind rar.
Fragt man Projektentwickler danach, was sie 2023 in Frankfurt in Angriff nehmen wollen, erhält man häufig nur zurückhaltende Antworten. Angesichts steigender Kosten und einer unsicheren Wirtschaftslage legt sich derzeit kaum jemand fest – schon gar nicht, wenn es um Projekte mit einem großen Volumen geht. Die Nachfrage nach Büros ist mäßig, die Leerstandsquote ist zuletzt wieder gestiegen. Und für Wohntürme ist die Marktlage noch schwieriger geworden. Viele Projekte werden zwar nicht aufgegeben, aber deutlich langsamer vorangetrieben.
Das betrifft zum Beispiel die ambitionierteste Hochhausplanung Frankfurts, das sogenannte Millennium-Areal an der Hohenstaufenstraße zwischen Bahnhof und Messe. Zwei Türme sollen dort entstehen – der größere wäre mit einer geplanten Höhe von 288 Metern neuer Spitzenreiter in Frankfurt. Der Entwickler CA Immo wollte mit dem Bau nach der Fertigstellung des Hochhauses One am Skyline Plaza beginnen. Dieser Turm wurde kürzlich eröffnet, doch mit dem neuen Projekt lässt sich das Unternehmen Zeit. Wegen der geopolitischen Situation und der damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheiten habe sich die Entwicklung verlangsamt, teilt CA Immo mit. So würden zunächst der Entwurf des Frankfurter Architekten Ferdinand Heide optimiert und verschiedene Machbarkeitsstudien erstellt. Einen Zeitplan nennt der Entwickler nicht.
Weiteres Hochhaus möglich
In der Nachbarschaft hingegen, auf dem Areal des ehemaligen Polizeipräsidiums, könnte es 2023 vorangehen. Allerdings noch nicht mit dem 175 Meter hohen Hochhaus und den Neubauten, für welche die Baugenehmigung erwartet wird. Aber der Abbruch des Bestands wird das Areal in den nächsten Monaten verändern. Nur der Altbau an der Friedrich-Ebert-Anlage wird stehenbleiben.
Ein weiteres Hochhaus mit 130 Meter Höhe könnte in unmittelbarer Nähe auf dem Gelände der Matthäus-Kirche entstehen. Der Grundstückseigentümer, die Hamburger Becken Holding, wartet auf die dafür nötige Änderung des Bebauungsplans, die derzeit im Verfahren ist. Ein Architektenwettbewerb für das Hochhaus könnte noch in diesem Jahr ausgeschrieben werden.
Etwas weiter westlich, am Güterplatz, ist die Hochhausentwicklung abgeschlossen. Die Wohnungen des 100 Meter hohen „Eden Tower“ werden demnächst bezogen. Im benachbarten, rund 130 Meter hohen Turm „The Spin“ eröffnet voraussichtlich im ersten Quartal ein Hotel, in den oberen Geschossen sind Büros zu vermieten. Noch ein Stück weiter westlich, an der Emser Brücke im Europaviertel, kann man in diesem Jahr beobachten, wie ein Hochhaus wächst. Dort entsteht zusammen mit einem neuen Messeeingang der rund 120 Meter hohe Sparda-Bank-Tower. Vor wenigen Wochen wurde die Talsohle der Baugrube erreicht, jetzt geht es in die Höhe, im Frühjahr ist die Grundsteinlegung geplant. Gegenüber wird am 100 Meter hohen Büroturm „Nion“ weiter geplant. Er soll bis 2026 errichtet werden.
Auf dem ehemaligen Areal der EZB
Neben diesem Projekt plant der Entwickler Groß & Partner die Revitalisierung des früher von Union Investment genutzten Hochhauses im Bahnhofsviertel. Dazu soll demnächst ein neuer Entwurf vorgestellt werden, der Zeitplan ist offen. Am 90 Meter hohen ehemaligen Posthochhaus an der Hafenstraße haben die Umbauarbeiten bereits begonnen. Vom Frühjahr an wird eine neue Fassade montiert. Beim 43 Meter hohen Bienenkorbhaus an der Konstablerwache ist das schon zum Teil passiert, bis Ende des Jahres soll die Sanierung abgeschlossen sein. Ob der seit Jahren laufende Umbau des 96 Meter hohen „160 Park View“ am Grüneburgweg in diesem Jahr beendet wird, ist hingegen unklar.
Am sichtbarsten geht es im Bankenviertel voran: Auf der größten Baustelle der Stadt, dem Projekt „Four“ zwischen Roßmarkt, Junghofstraße und Großer Gallusstraße, haben mittlerweile drei der vier Hochhäuser die Höhe von 100 Meter erreicht. 2024 sollen die ersten Gebäude bezogen werden. Dann wird beim „Central Business Tower“ an der Neuen Mainzer Straße voraussichtlich die Bodenplatte im fünften Unterschoss betoniert. Denn das von der Helaba entwickelte Gebäude ragt nicht nur 205 Meter hoch in den Himmel, sondern auch 25 Meter tief in die Erde. 2027 soll der Turm auf dem prominenten Grundstück, das auch einmal als Sitz der Europäischen Zentralbank im Gespräch war, fertiggestellt sein.
Für Frankfurter Verhältnisse klein sind die drei rund 50 Meter hohen Hochhäuser, die nördlich des Hauptgebäudes der Deutschen Bundesbank an der Wilhelm-Epstein-Straße geplant sind. Für die Erweiterung müssen einige Bestandsgebäude Platz machen. Ende November sind die letzten Mitarbeiter ausgezogen, für Anfang 2023 kündigt die Bundesbank den Beginn der Abbrucharbeiten an. Am Hauptgebäude beginnt im Herbst die Fassaden- und Betonsanierung. 2029 soll der neue Campus fertig sein.
Unklar ist, was aus den Plänen für ein 67 Meter hohes Hochhaus an der Leonardo-da-Vinci-Allee am Rebstockgelände wird. Das Berliner Unternehmen DLE Land Development hatte dafür im Sommer eine Baugenehmigung erhalten, hat das Projekt aber mittlerweile an einen unbekannten Käufer veräußert. Weiterhin keinen Zeitplan gibt es für die in der Innenstadt geplanten bis zu 85 Meter hohen Hochhäuser „High Lines“ und „Edge“. Auf dem ehemaligen Telekom-Grundstück südlich der Stiftstraße wurde im Herbst zwar gearbeitet, doch mittlerweile ruht die Baustelle wieder.