Frankfurter Häuserkampf mit Joschka und Co.
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Stadt in Aufruhr: Den Ausschreitungen vom 28. März 1973 folgen weitere Proteste. Bild: Lutz Kleinhans
Der „blutige Mittwoch“, ausgehend von der Besetzung des Kettenhofwegs 51, war vor 50 Jahren ein Wendepunkt im Frankfurter Häuserkampf. Gewalt und Gegengewalt trieben einen tiefen Spalt in die Stadt. Zu den Anführern zählte ein späterer Außenminister.
Im Erdgeschoss befinden sich schicke Räume, die für Schiedsverhandlungen vermietet werden, in den oberen Etagen residiert eine internationale Kanzlei, spezialisiert auf Konfliktberatung. Schon ironisch. Noch immer geht es im Kettenhofweg 51 um Auseinandersetzungen. Nur werden sie inzwischen nicht mehr mit Steinen, Knüppeln und Wasserwerfern ausgetragen, sondern mit dem Florett der Wirtschaftsanwälte. Und auch das Gebäude ist nicht mehr dasselbe. Wo sich einst ein elegantes, dreigeschossiges Gründerzeithaus befand, steht heute ein sechsgeschossiger, tief in das Grundstück hineinragender Bürokubus. Der Frankfurter Häuserkampf hat es nicht verhindern können.
Wie eine Chiffre steht die Adresse Kettenhofweg 51 für den Konflikt, der in der ersten Hälfte der Siebzigerjahre um das Frankfurter Westend ausgetragen wurde. Wobei Konflikt ein harmloses Wort ist. Zeitgenössische Berichterstatter sprachen von „Schlacht“ und von „Krieg“. Tatsächlich tragen die Ereignisse des 28. März 1973, der als „Blutiger Mittwoch“ in die Geschichte des Häuserkampfs einging, bürgerkriegsähnliche Züge. Und sie markieren einen Wendepunkt. Der Streit um die Hausbesetzungen wurde „militarisiert“, wie es in der Ausstellung „Dieses Haus ist besetzt!“ heißt, die momentan in den Räumen der Frankfurter Volkshochschule zu sehen ist.
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