Wieder Brand in Frankfurt : Diesmal steht eine Kita in Flammen
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Nur noch eine Ruine: Die Kindertagesstätte der Waldorfschule im Frankfurter Stadtteil Dornbusch. Bild: BABANI/EPA-EFE/REX/Shutterstock
Abermals kommt es in Frankfurt zu einer vermutlichen Brandstiftung. Die Polizei prüft Parallelen zu anderen Bränden. Hat die Stadt einen Feuerteufel? Besonders die professionelle Vorgehensweise ist auffällig.
Anderthalb Wochen nach dem Brand des Goetheturms ist in Frankfurt abermals ein Holzbauwerk niedergebrannt. Diesmal handelt es sich um eine Kindertagesstätte in einem Wohngebiet im Stadtteil Dornbusch. Die Einrichtung, die zur Freien Waldorfschule gehört, brannte am frühen Montagmorgen ab. Die Polizei geht nach derzeitigen Erkenntnissen von Brandstiftung aus.
In der Frage, ob es sich um denselben Täter handeln könnte wie beim Goetheturm und bei den Bränden an den beiden Pavillons im Koreanischen Garten und im Bethmannpark sowie bei dem Feuer am Atzelbergturm in Kelkheim, legt sich die Polizei nicht fest. Eine Sprecherin sagte gestern, man wolle keine Vermutungen äußern, solange die Brände nicht vollständig kriminaltechnisch ausgewertet seien. Dennoch sehen die Ermittler ein gewisses Muster: Die Brände entstanden alle um drei Uhr morgens, und zwar im Wechsel entweder in Nächten von Sonntag auf Montag oder von Mittwoch auf Donnerstag.
Ermittler machen professionelles Vorgehen aus
Was nach Angaben der Ermittler außerdem auffällig ist: Die Feuer wurden offenbar „professionell“ gelegt. Der Täter wusste, wie und wo er vermutlich mithilfe von Brandbeschleunigern zündeln muss, um die Bauwerke möglichst schnell in Flammen zu setzen. Obwohl die Feuerwehr jedes Mal innerhalb von Minuten am Brandort ankam, waren die Pavillons, Türme und nun auch die Kita entweder schon völlig zerstört oder es blieb, wie nun, nur eine Ruine übrig.
Das Feuer in der Kita war kurz nach drei Uhr mehreren Anwohnern aufgefallen. Augenzeugen berichteten, das Feuer habe sich rasant ausgebreitet. Die ganze Fassade habe in Flammen gestanden. Offenbar war der Täter über eine Feuerleiter auf einen Vorsprung gelangt und hatte von dort das Feuer gelegt. Die Flammen haben die Innenräume komplett zerstört. Das Ausmaß ist auch auf der gegenüberliegenden Seite zu sehen, dort schlugen die Flammen aus den Fenstern heraus.
Ermittlungen dauern noch mehrere Tage an
Bis zum Abend waren mehrere Brandermittler der Polizei in dem Gebäude und suchten nach Spuren. Die Ermittlungen am Tatort werden vermutlich noch mehrere Tage andauern. Auffälligkeiten werden dokumentiert, Proben vom Brandort ins kriminaltechnische Labor des Landeskriminalamts nach Wiesbaden geschickt, wo auch schon die Überreste der anderen zerstörten Bauwerke untersucht worden sind. Zudem dokumentierten die Beamten gestern den Tatort selbst. Wo genau wurde das Feuer gelegt? Welchen Verlauf hat es genommen? Darüber erhoffen sich die Ermittler weitere Informationen, im besten Falle auch über den Täter selbst. Die Polizei setzt zudem darauf, dass es diesmal Zeugen gegeben hat, die etwas Verdächtiges beobachtet haben. Von den vorherigen, eher entlegenen Tatorten gingen bisher keine handfesten Hinweise ein.
Das nach anthroposophischen Prinzipien und unter Verwendung natürlicher Materialien gestaltete Kita-Gebäude war erst vor vier Jahren fertiggestellt worden. Bauherr war der Waldorfschulverein, etwa ein Drittel der Investitionssumme von zwei Millionen Euro steuerte die Stadt Frankfurt bei – so, wie sie es auch bei anderen freien Trägern der Kinderbetreuung tut. Durch den Neubau war es möglich, nicht nur Kindergarten-, sondern auch Kleinkindgruppen unterzubringen, insgesamt wurden mehr als 80 Mädchen und Jungen betreut.
Andere Kitas bieten ihre Hilfe an
Der Trägerverein kümmert sich momentan darum, die Kinderbetreuung in den nächsten Tagen und Wochen sicherzustellen. Wie Vorstandsmitglied Oliver Groh sagt, haben Waldorf-Kindergärten in Frankfurt und dem Umland, aber auch Einrichtungen anderer Träger ihre Hilfe angeboten. Mittelfristig könnten womöglich Räume auf dem Schulgelände zur Betreuung genutzt werden, langfristig sei auch an einen Wiederaufbau zu denken. Das Gebäude sei versichert gewesen, Details müssten aber geklärt werden.
Nils Göbel, dessen beide Söhne den Kindergarten besuchen, nennt den Brand traumatisch. „Wir wohnen in der Nähe und haben heute Nacht die Feuerwehrautos gehört“, sagt er. „Und am Morgen sehen wir, dass unsere Kita nur noch eine schwarze Höhle ist.“ Das Feuer habe nicht nur ein mit viel Elterninitiative geplantes und gestaltetes Gebäude zerstört, sondern auch etliche Erinnerungsstücke. „Auf die selbst geschnitzten Tiere waren die Kinder sehr stolz.“ Auch die Mappen, in denen Wasserfarbenbilder über die gesamte Kindergartenzeit gesammelt werden, seien verbrannt.
Möglicherweise in Zusammenhang mit den Löscharbeiten kam es am frühen Morgen zu zwei Wasserrohrbrüchen vor dem Gelände. Zwei angrenzende Straßen wurden überschwemmt und waren nicht mehr befahrbar, Anwohner mussten ihre Autos umparken. Weil die Versorgung der Waldorfschule mit Strom, Wasser und Gas unterbrochen war, fiel der Unterricht für die rund 1000 Schüler aus. Wie die Schulleitung den Eltern am Nachmittag mitteilte, soll der Unterricht heute wieder stattfinden. Es sei allerdings nicht abzusehen, wann die Gasversorgung wieder in Betrieb sein werde. Weil hiervon auch die Heizung betroffen sei, sollen die Eltern ihren Kindern warme Kleidung mitgeben.