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Flughafen Frankfurt : Mit Sicherheit hat nicht nur Sicherheitspersonal versagt

Undankbarer Job: Sicherheitsmitarbeiter sind von Berufs wegen ein Hindernis. Bild: dpa

Als die EU Sicherheitslücken am Frankfurter Flughafen ausmachte, waren die Schuldigen schnell gefunden: Die Mitarbeiter der Fraport-Tochter Frasec. Doch das Urteil ist voreilig, denn sie berichten von hohem Druck am Arbeitsplatz.

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          Bei vielen Mitarbeitern der Fraport-Sicherheitstochter Frasec bewegt sich die Stimmung derzeit auf einer Art Allzeittief, wie Börsianer sagen würden. Und das nicht erst seit dem im Ergebnis blamablen Sicherheitstest der EU am Frankfurter Flughafen. Die Stimmung und damit auch die Motivation sind schon sehr viel länger schlechter, als sie sein sollten, zumal in einem Unternehmen, dessen Mitarbeiter eine sehr große Verantwortung tragen. Die Kritik aus Brüssel hat die Frustration gewiss verstärkt, ausgelöst hat sie sie nicht.

          Jochen Remmert
          Flughafenredakteur und Korrespondent Rhein-Main-Süd.

          Zwei Frasec-Mitarbeiter, die nicht genannt werden wollen, geben im Gespräch mit dieser Zeitung eine ganze Reihe von Gründen für die ziemlich miese Stimmung an: Vor allem werde aus Kostengründen am Personal gespart. Es würden so wenig Leute eingesetzt, dass es kaum möglich sei, die Kontrolle so auszuführen, dass man die Fehler auf das unvermeidliche Maß reduzieren könne. Und weil die Teams am jeweiligen Kontrollpunkt häufig zu knapp bemessen seien, werde nicht selten sogar der Gang zur Toilette vom Vorgesetzten mit der Begründung verweigert, es sei kein Ersatz zu organisieren. Wer dennoch gehe, müsse disziplinarische Sanktionen befürchten. „Das ist eine unmenschliche Situation“, sagt einer der beiden und fügt hinzu, dass dem ein oder anderen Kollegen deshalb auch schon ein peinliches Missgeschick passiert sei.

          Wenig Wertschätzung und drohende Abmahnungen

          Hinzu kämen eine offene Geringschätzung durch Vorgesetzte, die mehr oder weniger dauernde Drohung mit Abmahnungen und schließlich noch durch Missmanagement verursachte Mehrarbeit. Letztere entstehe dadurch, dass man zum Schichtbeginn bereits an der jeweiligen Kontrollstelle stehen müsse. Es werde also als selbstverständlich vorausgesetzt, dass der Mitarbeiter die zusätzliche Zeit fürs Umkleiden und für den Weg bis zum Einsatzort, der am Flughafen sehr lang sein könne, von sich aus zusätzlich leiste.

          Um keine Abmahnung zu kassieren, beginne man de facto also immer deutlich vor Schichtbeginn mit seiner Arbeit und könne auch oft erst deutlich nach Schichtende den Flughafen tatsächlich in Richtung S-Bahn verlassen. Die allerdings fahre am Ende so mancher Schicht so selten, dass rasch noch einmal eine halbe Stunde Wartezeit hinzukomme.

          Bezahlung sei jedoch fair

          Die Frasec-Mitarbeiter heben bei aller Kritik hervor, dass die Bezahlung, die im Schnitt bei weit über zehn Euro liegt, grundsätzlich „fair und in Ordnung“ sei. „Es ist keine Frage des Geldes“, sagt einer. Das Gros ihrer Kollegen identifiziere sich auch voll mit der Aufgabe und der Verantwortung.

          Die Frasec-Geschäftsleitung erwidert auf Nachfrage, dass es selbstverständlich an allen Positionen möglich sein müsse, Getränke zu sich zu nehmen und eine Toilette aufzusuchen. Vorgesetzte, die das ihren Mitarbeitern versagten, handelten gegen die ausdrücklichen Vorgaben der Geschäftsleitung. Ein solches Verhalten sei so wenig zu tolerieren wie die missbräuchliche Drohung mit Abmahnungen. Grundsätzlich würden Mitarbeiter der Frasec für die gesamte Zeit ihrer Arbeit entlohnt. Dass regelmäßig zusätzliche Arbeitszeit über die im Tarifvertrag vereinbarte Spanne hinaus anfällt, ist damit allerdings nicht ausgeschlossen. Dass die Kritik der Frasec-Mitarbeiter am Verhalten von Vorgesetzten nicht aus der Luft gegriffen ist, lässt sich auch daran ablesen, dass Frasec inzwischen umfangreiche Schulungen der Beschäftigten mit Leitungsaufgaben angesetzt hat.

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