Fastnacht an Rhein und Main : Sechsfarbbunte Zeichen ohne Nachtreten gegen Feldmann
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Mit Schwellköpp’: In Mainz ist die Fastnacht traditionell auf dem Schillerplatz eröffnet worden. Bild: Lando Hass
Die Fastnachter wollen in Mainz wie auch in Frankfurt für Toleranz und Frieden werben. In der Kampagne sollen jeweils die OB-Wahlkämpfe die Redner motivieren – ein Nachtreten gegen Peter Feldmann soll es am Main eher nicht geben.
Mit bunten Kostümen und gemischten Gefühlen haben die Fastnachter am Elften im Elften um elf Uhr elf in Mainz den Start in die nächste Kampagne gefeiert, die offiziell allerdings erst am Neujahrsmorgen beginnt und dann bis Aschermittwoch dauert. Gleichwohl ist es guter Brauch, sich an jenem Tag im November, der wie kein anderer im Jahr zur Narrenzahl Elf passt, schon einmal auf die bevorstehenden Herausforderungen – nämlich den „Kampf gegen Mucker und Philister“ – einzustimmen. Dass dabei nur Holzgewehre und Konfettikanonen zum Einsatz kommen, ist sicher. Schließlich verrät bereits das für 2023 ausgegebene Motto „In Mainz steht Fastnacht voll und ganz für Frieden, Freiheit, Toleranz!“, dass die Anhänger von Gott Jokus nichts von Kriegen halten.
„Was solle mir uns hier verklobbe, mit trinke lieber unsern Schoppe“, rief denn auch Interims-Stadtoberhaupt Günter Beck (Die Grünen) dem am Fastnachtsbrunnen versammelten Narrenvolk zu, das erstmals wieder ohne Corona-Auflagen bis zum Abend feiern durfte. „Un müsse mer jetzt Heizung sparn, dann schunkele mir uns hier warm“, fügte Beck noch hinzu. Auf alle Fälle dürften Fastnachter nicht müde werden, Hetzern und Verschwörungsschwätzern, Kriegsverbrechern, Faschisten und Menschenhassern die Stirn zu bieten.
Die klaren Worte seines Stellvertreters sollten auch dem ehemaligen Rathauschef Michael Ebling (SPD) gefallen haben, der von seinem neuen Arbeitsplatz im rheinland-pfälzischen Innenministerium aus freie Sicht auf das Spektakel am Schillerplatz hatte. Als Zaungast wurde „der Ex“ mit dreifach donnerndem Helau begrüßt.
Die wichtigste Aufgabe des Tages, die in der Stadt aufmarschierten Freunde des freien Wortes und des Frohsinns auf das passenderweise aus elf Artikeln bestehende Närrische Grundgesetz einzuschwören, übernahmen die Präsidenten zweier jubilierender Korporationen: Thomas Gill vom 100 Jahre alten Kostheimer Carneval Verein und Wilfried Klein als Chef des vor 75 Jahren aus der Taufe gehobenen Carneval Club Weisenau. Und dann war da noch Hannsgeorg Schönig als oberster Repräsentant des seit 1838 für die Straßenfastnacht zuständigen Mainzer Carneval-Vereins, der sich dem Volk mit einem gereimten „Ich weiß, dass mich nit jeder kennt, ich bin der neue Präsident“ vorstellte. Danach aber gehörte die Bühne vor dem Osteiner Hof den Stimmungssängern, Chören und Bands, deren Auftritte noch viel besser angekommen wären, wenn nicht mitten auf dem Schillerplatz eine gewaltige Wurst-Braterei und zwei Bierwagen gestanden hätten.
Kein Nachtreten gegen Feldmann
In Frankfurt, wo wie in Mainz eine Oberbürgermeistevakanz die Kampagne prägen wird, stellte derweil „Seine Tollität“ Larry I. umgehend klar: „Den OB-Job mache ich jetzt nicht auch noch mit“, sagte Larry Crichton am Freitag, als er am Elften im Elften um 11:11 Uhr beim Kampagnenauftakt des Großen Rats der Frankfurter Fastnachtsvereine auf der Bühne des Nordwestzentrums nebst „Ihrer Lieblichkeit“ Nadin I. vorgestellt wurde. Gewissermaßen sind die beiden zwar eine Art Stadtoberhauptspaar der Fastnachter und just an jenem Tag ins Amt berufen worden, als ein anderes Stadtoberhaupt auch offiziell nach Verkündigung des endgültigen Abwahlergebnisses sein Amt niederlegen musste.
Aber auch unter diesen ungewöhnlichen Umständen wollen sich die Frankfurter Fastnachter darauf beschränken, lediglich an den tollen Tagen die Herrschaft zu übernehmen, symbolisiert durch einen Rathaussturm an Fastnachtssamstag samt symbolischer Schlüsselübernahme im Römer. Wem sie dann den Schlüssel entreißen werden, ist derweil noch ungewiss, da die Oberbürgermeistervakanz während der gesamten Kampagne bis Aschermittwoch und ein paar Wochen darüber hinaus anhalten wird.