Päpstlicher Ritterorden : Ritter und Damen im Frankfurter Kaiserdom
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Exklusive Mitglieder: Die Investiturfeier der Deutschen Statthalterei des Ritterordens 2009 in Mannheim. (Archiv) Bild: ddp
An diesem Wochenende trifft sich in Frankfurt der Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Für eine Mitgliedschaft könne man sich nicht bewerben, sagt der Präsident der Ordensprovinz Rhein-Main. Man werde ausgewählt.
Wer nicht auf Anhieb weiß, was der Päpstliche Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem macht, muss sich nicht schämen. Die Chance, einen Ritter oder eine Dame dieses katholischen Laienordens zu treffen, um sich das Thema nahebringen zu lassen, ist ja auch nicht besonders groß. In Deutschland gibt es nur 1500 Mitglieder, sie bilden die hiesige Statthalterei. In der ganzen Welt zählt der Orden aber immerhin 30.000 Damen und Ritter in 30 Ländern und 58 Statthaltereien. Weil es außerdem noch Provinzen und Komtureien gibt, kann das Ganze schon begrifflich schnell verwirren.
Deshalb war es eine gute Idee des Ordens, sich aus Anlass der Frühjahrsinvestitur in Frankfurt, die bis Sonntag dauert, vorzustellen. Weite Teile der Erläuterungen übernimmt Michael Schnieders. Der Jurist kommt aus Münster. Seit Februar führt er die deutsche Statthalterei.
Gegründet wurde der Orden 1868 von Papst Pius IX. Seine Mitglieder sollten von Anfang an die Christen im Heiligen Land unterstützen. Zwei Jahrzehnte zuvor hatte Pius das Lateinische Patriarchat von Jerusalem wiederbegründet. Es kümmert sich bis heute um die Christen in Israel, Palästina, Jordanien und Zypern. Mit einem Anteil von 1,3 Prozent der Bevölkerung stellen die 150.000 Christen in dieser Region eine kleine Minderheit, wie der Ritterorden berichtet.
Strenges Auswahlverfahren
Nach eigenen Angaben finanziert er etwa 90 Prozent des Etats des Patriarchats. 2018 überwies allein die deutsche Statthalterei über das Großmeisteramt in Rom rund 1,6 Millionen Euro. Das Geld komme unter anderem 41 Schulen zugute, in denen christliche und muslimische Schüler gemeinsam lernten, sagt Cornelia Kimberger, die Vorsitzende der ordensinternen Heilig-Land-Kommission.
Für Michaela Walter war am Samstag ein wichtiger Tag. Die Frau aus Bad Homburg wurde um 15 Uhr zusammen mit 21 anderen Bewerbern im Kaiserdom bei der feierlichen Investitur in den Orden aufgenommen. Erwartet wurden 670 Gäste. Der Gottesdienst wurde zelebriert vom Großprior der Deutschen Staathalterei, Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising. Die Organisation der Investitur obliegte diesmal der Komturei Pater Maximilian Kolbe Frankfurt; das ist ein Kraftakt für die Ehrenamtlichen.
„Wir sind keine Exoten“
„Das Auswahlverfahren ist sehr streng“, erläutert Hans Michael Hornberg, der Präsident der Ordensprovinz Rhein-Main. Man könne sich nicht selbst bewerben, sondern werde gefragt. Dann gastierten die Gefragten zwei Jahre lang, bevor sie aufgenommen werden könnten. Nachwuchsprobleme gebe es ebenso wenig wie Überalterung. Walter sagt, sie habe sich viele Jahre ehrenamtlich in der katholischen Kirche engagiert. Die Ordensgemeinschaft habe sie von Anfang an als „sehr erfrischend und sehr erhellend“ erlebt.
Zu den Aufgaben der Mitglieder gehört das Spenden ebenso wie die Teilnahme an Wallfahrten, Vorträgen und Einkehrtagen. Es gehe auch darum, „sich in Treue zum Papst und zu den Bischöfen zu unserem Glauben zu bekennen“, erläutert Statthalter Schnieders. Eine Mitgliedschaft koste 380 Euro im Jahr, darüber hinaus trügen die Fasten- und Adventsopfer sowie die Kollekten während der Investituren, die im Frühjahr und im Herbst stattfinden, zu den Einnahmen bei. Die Ordensmitglieder träfen sich ungefähr alle vier bis sechs Wochen. Fast immer gebe es dann auch einen Gottesdienst. Zur Zusammensetzung der Mitglieder sagt Provinzleiter Hornberg: „Wir sind keine Exoten. Wir sind normaler bürgerlicher Mittelstand, mit ein paar Ausnahmen nach oben und nach unten.“
Politische und kirchenpolitische Aussagen treffe der Orden nicht, wenngleich intern durchaus diskutiert werde, sagt Schnieders. Frauen würden schon seit 1888 aufgenommen, 30 Jahre bevor sie in Deutschland das Wahlrecht bekommen hätten, hebt Cornelia Kimberger hervor. Und zu den 1500 Mitgliedern in Deutschland zählten immerhin 300 Damen.