Querdenker Sokrates vor Gericht
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Philosoph unter Anklage: Auf der Bühne in der Schulaula wird über Recht und Unrecht verhandelt. Die Schüler sagen nicht die aus der Antike überlieferten Worte auf, sondern tragen selbstverfasste Plädoyers vor. Bild: Ilkay Karakurt
Schüler des Frankfurter Lessing-Gymnasiums stellen den antiken Prozess gegen den Sokrates wegen Gottlosigkeit und Verführung der Jugend mit zeitgenössischen Fragestellungen nach. Wäre der Philosoph in der Pandemie für eine Maskenpflicht gewesen?
Artemis? „Das ist keine Rolle, so heiße ich“, sagt die Jurastudentin und lacht. Neben ihr steht ihre Schwester Persephone. Sie hat Zwischenrufe auf Altgriechisch auswendig gelernt für die anstehende Gerichtsverhandlung gegen den Philosophen Sokrates. Kosmas Chatziioannidis, der seine beiden Töchter nach den antiken Göttinnen der Jagd und der Unterwelt benannt hat, ist Theaterwissenschaftler und Regisseur dieser Rekonstruktion des berühmten Prozesses aus dem Jahr 399 vor Christus.
In der gut besuchten Aula des Frankfurter Lessing-Gymnasiums sitzen Ankläger und Verteidiger mit ihren Zeugen in selbst genähten weißen Gewändern auf der Bühne. Und der Angeklagte, dem Verführung der Jugend, staatsgefährdender Religionsfrevel und Einführung neuer Götter vorgeworfen werden. In dem Prozess um „Asebeia“, wie bei den Griechen die Gottlosigkeit hieß, drohen ihm Verbannung oder Todesstrafe.
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