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Carsten Knop

Digitalisierung in Deutschland : Alles ginge besser, wenn das Interesse größer wäre

  • -Aktualisiert am

Die Baubranche hinkt bei der Digitalisierung hinterher. Bild: dpa

Mit der Hilfe von KI könnten Stadtplaner „digitale Zwillinge“ von Städten erstellen. Damit könnte alles besser geplant werden als jemals zuvor. Man müsste sich aber dafür auch interessieren.

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          Achtung, für diesen Text werden Sie sich nicht interessieren. Denn er handelt von der Digitalisierung. Das ist nicht wahlentscheidend. Sauberkeit und Sicherheit sind wichtiger. Im Heute, im Alltag auf der Straße trifft das sogar zu. Aber am Tag danach? Verwaltungen, die nicht so funktionieren, wie sie sollten, gibt es nicht nur in Berlin: die Bürgerämter in Frankfurt sind top, das Ausländeramt ist ein Flop. Solche Paarungen ließen sich einige bilden. Wer wollte bestreiten, dass man beinahe jede Stadt effizienter verwalten könnte. Was aber könnte die Antwort darauf sein? Hier unterscheidet sich ein Unternehmen nicht von einer Stadtverwaltung: Die Prozesse müssen sich so ändern, dass sie besser zu dem passen, was Algorithmen verlangen. Das klingt abschreckend, kann das Leben der Menschen aber signifikant verbessern helfen.

          Häufig werden die Dinge, ebenfalls in Unternehmen wie in Behörden, umgekehrt gemacht. Ein neues Programm wird eingeführt, im Nachgang sollen sich Prozesse ändern. Das funktioniert in den wenigsten Fällen. Hier ist viel Moderationskraft und Fingerspitzengefühl gefragt, Durchhaltevermögen ebenso, Verwaltungswissen auch, Dinge, an denen man einen Frankfurter Oberbürgermeister messen sollte.

          Hinzu kommt die Herausforderung durch die Künstliche Intelligenz (KI), die durch die Aufmerksamkeit die das Sprachmodell ChatGPT auf sich zieht, im Rampenlicht steht. Studenten setzen es für Hausarbeiten ein. Unternehmen schauen sich an, wie gut das Programm Standardsoftware programmieren kann, – und die Verwaltung? Vieles wird möglich: Umweltdaten könnten laufend gesammelt und von KI analysiert werden. So könnte man Schwierigkeiten umgehend erkennen. Eine KI-gestützte Analyse von Verkehrsströmen würde zur Verbesserung des Verkehrsmanagements beitragen. Und, um zum wichtigen Wahlkampfthema zurückzukommen, könnten Kamera- und Sensordaten im öffentlichen Raum dazu genutzt werden, kriminelle Aktivitäten zu erkennen und zu verhindern. Dabei muss man in einem Rechtsstaat übrigens nicht gleich an China denken.

          Aber mehr als das: Mit der Hilfe von KI könnten Stadtplaner „digitale Zwillinge“ von Städten erstellen, 3D-Modelle, die Verkehrswege, Versorgungsleitungen und Wetterdaten berücksichtigen. Damit könnte alles in der Stadt besser geplant werden als jemals zuvor. Eigenartig, dass die Menschen über ihrer Grundsteuererklärung verzweifeln, den dahinterstehenden Fragen aber kaum politische Aufmerksamkeit widmen. Es wird sich rächen, auch in Frankfurt.

          Carsten Knop
          Herausgeber.

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