F.A.Z.-Tower : Ein Gebäude, das Menschen zusammenbringt
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Frisch bezogen: Der F.A.Z.-Tower soll nach Wünschen des Architekten ein Ort des Diskurses werden. Bild: Lucas Bäuml
Die F.A.Z. ist aus dem Frankfurter Gallus ins Europaviertel umgezogen. Das neue Hochhaus soll ein Ort des Diskurses werden, wünscht sich der Architekt – ein Tor in die Stadt und ein „Bekenntnis zur europäischen Idee“.
An die vielleicht ungewöhnlichste Zwischennutzung, die es je in einem Frankfurter Neubaugebiet gab, erinnert heute nichts mehr. Wo im Europaviertel die Pariser Straße in die Europaallee mündet, befand sich bis 2016 eine Minigolfanlage. „Golfen mit Skylineblick“ lautete der Slogan. Statt 18 Löchern gibt es dort jetzt ein Hochhaus mit 18 Etagen – und einen noch besseren Skylineblick.
Es ist eine besondere städtebauliche Situation entstanden: Wer auf dem Weg in Richtung City aus dem Tunnel unter dem großen Park im Zentrum des Quartiers kommt, fährt auf eine Art Tor zu. Rechts der Straße befindet sich das Wohnhochhaus Praedium, auf der linken Seite der F.A.Z.-Tower, den Verlag und Redaktion in diesen Tagen beziehen. Beide Türme bilden ein Portal, das die Skyline im Hintergrund rahmt.
Die Idee dieser Art der Bebauung geht auf frühe Überlegungen zur Umnutzung des früheren Rangierbahnhofs zurück. Mehrfach wurden Pläne der Architekturbüros h4a aus Stuttgart sowie Albert Speer & Partner aus Frankfurt überarbeitet, doch die Torsituation östlich des Europagartens war immer Bestandteil des Konzepts.
„Sehr leistungsfähiger und flexibler Grundriss“
Rund 60 Meter hoch sind die beiden Hochhäuser, die das Tor bilden. Das ist klein im Frankfurter Maßstab, wo mehrere Türme die 200-Meter-Grenze durchbrochen haben. Planer sprechen deshalb auch von „Hochpunkten“. Auffällig ist, dass die Grundform des heute realisierten Turms – zwei versetzt angeordnete Scheiben, die von oben betrachtet an ein H erinnern – schon im Hochhausrahmenplan von 2008 eingezeichnet war.
Das Gebäude mit der Adresse Pariser Straße 1 hätte dennoch nicht so aussehen müssen. Die Büros Sauerbruch Hutton aus Berlin und Meyer Schmitz-Morkramer aus Frankfurt, die 2017 im Architektur-Wettbewerb mit Preisen ausgezeichnet wurden, kamen zu anderen Lösungen. Gewonnen hat aber der Berliner Architekt Eike Becker. Für ihn ist die H-Form optimal. Dadurch sei ein „sehr leistungsfähiger und flexibler Grundriss“ möglich geworden, sagt er. Die Erschließung erfolge über einen einzigen Treppenhaus- und Aufzugkern in der Mitte. Darum sind auf jeder Etage vier Flügel gruppiert, die jeweils einen Brandabschnitt bilden und deshalb auch ganz ohne Zwischenwände gestaltet werden könnten.
Erscheinungsbild und Wirtschaftlichkeit als zentrale Kriterien
Die Wirtschaftlichkeit war ein Argument, das die Jury unter dem Vorsitz des Frankfurter Architekten Zvonko Turkali am Ende mehrheitlich von Beckers Entwurf überzeugte. Aber auch das Erscheinungsbild spielte eine Rolle. Von einer „selbstbewussten, prägenden Architektur“ sprach Christian Paulus, geschäftsführender Gesellschafter der Paulus Immobiliengruppe, die das Gebäude zusammen mit UBM Development entwickelte und an die F.A.Z. vermietet.
Vom Entwurf zur Realität ist es oft ein weiter Weg, auf dem viele Ideen auf der Strecke bleiben. Beim F.A.Z.-Tower jedoch ist das ursprüngliche Konzept aufgegangen. Der Baukörper wirkt trotz seiner 18 Stockwerke und 29.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche nicht massiv. Das gelingt durch zwei Kniffe: Zum einen wird die Baumasse auf zwei vergleichsweise schmale, versetzt angeordnete Scheiben verteilt. Zum anderen sind die Baukörper auf halber Höhe etwas gedreht.
Becker spricht von „vier Kuben, die leicht verschoben übereinandergestellt und gegeneinander versetzt sind“. Diese Formensprache wird möglicherweise einmal als typisch für die Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts gelten. Der Omniturm im Bankenviertel, auch bekannt als das Hochhaus mit dem Hüftschwung, hat ebenso verschobene Elemente wie das Hochhaus ONE am Skyline Plaza.