Mehr Luxus in Frankfurt : Der Kaufhof-Weltstadthaus putzt sich heraus
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Soll bald in neuem Glanz erstrahlen: Das Kaufhof-Weltstadthaus Bild: dpa
Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will seine Filialen neu ausrichten. In Frankfurt und Kassel sind gleich zwei Piloten dabei, die zeigen sollen, wohin die Reise geht.
Horten, Hertie, Quelle – so heißen Warenhäuser schon lange nicht mehr. Bald werden wohl auch die Namen Karstadt und Kaufhof aus dem Stadtbild verschwinden. Nach den gerade bekannt gewordenen Plänen des fusionierten Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof soll künftig nur noch die Bezeichnung Galeria für die Häuser des Unternehmens verwendet werden.
Die Namensänderung ist nur ein kleiner Baustein des Investitionsprogramms in Höhe von 600 Millionen Euro, mit dem Eigentümer und Immobilieninvestor René Benko knapp die Hälfte seiner 131 Filialen strategisch neu aufstellen will. Mit der Kaufhof-Filiale an der Frankfurter Hauptwache und jener in Kassel sind gleich zwei Piloten dabei, die zeigen sollen, wohin die Reise geht: mehr Premium in sogenannten Weltstadthäusern in Frankfurt, mehr Service und Bürgernähe unter der neuen Marke „regionaler Magnet“, wie es in Kassel geplant ist.
Bei Kaufhof in Frankfurt ist der Umbau, der noch bis zum Oktober läuft, schon in vollem Gang, zurzeit am deutlichsten sichtbar in der Parfümerie-Abteilung, in der Premiummarken wie Chanel und Dior dabei sind, ihre luxuriösen Parfüm-Inseln einzurichten. Die Schaufenster werden zur Zeil hin geöffnet. Im gesamten Haus werden die Sortimente neu arrangiert und verteilt. Platz gibt es genug. Erst im vergangenen Herbst hatte das Kaufhaus die oberen Etagen im Nachbargebäude übernommen, die eigentlich für die Bürovermietung vorgesehen waren. Zwei Etagen, das Restaurant samt Dachterrasse und die Lebensmittelabteilung sind zurzeit komplett geschlossen. „Alles auf neu“ heißt es auf Schildern, die Nachlässe von 50 Prozent auf bereits reduzierte Artikel ankündigen.
Größere Flächen für Paketstationen
Die Premium-Strategie ist nicht neu. Der Frankfurter Kaufhof wird schon seit einigen Jahren als Weltstadthaus geführt, auch wenn er es nie ganz in die Oberliga (KDW in Berlin, Oberpollinger in München) geschafft hat. Die Flächenerweiterung im Herbst war ebenfalls ein Signal für die Aufwertung des Hauses, das mit Marken wie Rimowa auch für die Touristen in der Stadt eine wichtige Rolle spielt.
Grundsätzlich sollen Verkaufsflächen in den hiesigen Warenhäusern – 14 sind es in Hessen – jedoch zugunsten anderer Angebote wie Paketstationen verkleinert werden und sich an den lokalen Bedürfnissen ausrichten. In Kassel etwa sollen Besucher künftig an Schaltern auch Behördengänge erledigen und regionale Produkte kaufen können. Im Parkhaus soll es Ladestationen für E-Bikes und einen Reparaturservice geben. Auch ein Brüder-Grimm-Museum als Pop-up ist geplant.
Nach Einschätzung von Branchenvertretern führt dieser Weg in die richtige Richtung. „Solche Angebote machen die Innenstadt wieder attraktiv“, sagt Dirk Wichner, Deutschland-Chef des Immobilienunternehmens Jones Lang LaSalle. „Das Konzept Warenkaufhaus braucht dringend ein Update. Die Pläne klingen nach einem tollen und mutigen Anfang.“
Joachim Stoll, Sprecher der Frankfurter Händler, erwartet ebenfalls eine Aufwertung der Innenstadt. „Die Hauptwache als Touristikstandort wird gestärkt. Die Galeria-Fläche erreicht internationales Niveau.“ Umso dringender sei die Umgestaltung der Hauptwache.
„Die Pläne zeigen, dass es an dem Modell Warenhaus nichts zu deuteln gibt“, sagt Bernhard Schiederig, Fachbereichsleiter bei Verdi in Hessen. Die Vermietung an andere Anbieter sorge für mehr Durchlauf und werte die Häuser insgesamt auf. Dass Sortimente auf die Standorte abgestimmt würden, sei ein wichtiger Schritt. „Frankfurt hat ein anderes Publikum als Hanau.“ Wichtig sei jetzt, keine weiteren Abstriche beim Service und der Beratung zu machen. „Beim Personalabbau ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“