Bedrohtes Kulturzentrum : Brotfabrik jetzt unter Denkmalschutz
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Als Kulturdenkmal geschützt: die 1888 gegründete Brotfabrik im Stadtteil Hausen Bild: Thomas Steigenberger / Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Überraschende Wende im Kampf um den Erhalt der Brotfabrik: Denkmalschützer stufen das Frankfurter Kulturzentrums als Kulturdenkmal ein. Ein Abriss wird damit erschwert, aber nicht unmöglich.
Ein Erhalt des Kulturzentrums Brotfabrik im Frankfurter Stadtteil Hausen ist wahrscheinlicher geworden. Wie die Stadt mitteilt, hat das Landesdenkmalamt das vom Abriss bedrohte Gebäude unter Schutz gestellt. Nach einer Ortsbegehung und gründlichen Recherchen hätten die Denkmalschützer festgestellt, dass das Gebäudeensemble der Brotfabrik die Kriterien eines Kulturdenkmals aus geschichtlichen und städtebaulichen Gründen erfüllt. „Die 1888 als Großbäckerei gegründete Brotfabrik ist ein bedeutendes Zeugnis für die Industrialisierung der Frankfurter Vororte und steht zugleich für die reiche Geschichte des ehemaligen Mühlendorfes Hausen, das seinen Aufschwung der Wasserkraft der Nidda verdankt“, sagt Markus Harzenetter, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege. Die Brotfabrik, die bis 1972 noch Backwaren produziert habe und seit den Achtzigerjahren als kulturelles Zentrum genutzt werde, präge den Stadtteil mit ihrer markanten Schauseite aus zweifarbigem Sichtbackstein. Die formelle Ausweisung als Kulturdenkmal stehe unmittelbar bevor.
Wie berichtet, will die Eigentümerin des Geländes den Backsteinbau verkaufen, ein Abriss zugunsten eines Wohngebäudes wurde geprüft. Doch mit der Unterschutzstellung sind diese Pläne deutlich erschwert worden. Der Käufer müsste belegen, dass ein Erhalt aus wirtschaftlichen Gründen nicht zumutbar ist. Das wäre nur wenig glaubwürdig, wenn zuvor eine hohe Summe für den Erwerb des Gebäudes gezahlt wurde.
Wichtiger sozialer Treffpunkt
Planungsdezernent Mike Josef (SPD) freut sich über die Entscheidung des Landesamtes: „Die Ausweisung als Kulturdenkmal würdigt den Stellenwert des Gebäudes und gibt zugleich allen Beteiligten Klarheit.“ Seit rund 40 Jahren zähle die Brotfabrik zu den bedeutenden Kultureinrichtungen der Stadt. Sie sei außerdem ein wichtiger sozialer Treffpunkt für den Stadtteil Hausen und weit darüber hinaus. Daher habe das Dezernat seine planungs- und bauordnungsrechtlichen Handlungsmöglichkeiten geprüft und auch das Landesdenkmalamt gebeten, den Denkmalwert der Brotfabrik zu untersuchen.
Die ungewöhnlich zügige Entscheidung legt nahe, dass das Denkmalamt den Fall ohnehin auf dem Tisch hatte. Zusätzlich zum Denkmalschutz bereitet die Stadt einen Bebauungsplan vor, in dem die kulturelle Nutzung festgeschrieben wird.